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Ethik für Manager

Werte geben Orientierung und Halt

Manager richten ihr Handeln allzu häufig allein an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen aus. Weniger populär dagegen ist in Führungskreisen, sich mit ethischen Werten zu befassen. Ohne sie fehlt Unternehmen jedoch ein prägendes Element, das Voraussetzung für engagierte Mitarbeiter und zufriedene Kunden ist.

Autor:Michael Hase • 9.4.2008 • ca. 1:55 Min

Technologische Entwicklungssprünge verändern den IT-Markt und seine Anbieter genau so schnell wie sich Kundenwünsche ändern: Bewährte Geschäftsmodelle finden keine Zukunft mehr, während neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt drängen. Diese Dynamik ist vielleicht das auffälligste Zeichen unseres Informations- und Kommunikationszeitalters. Gleichzeitig ringen Unternehmen um die richtige Organisation und Orientierung, um dem steten Wandel gerecht zu werden. Viel zu oft konzentrieren sich Vorstände dabei jedoch auf kurzfristige Optimierung, die sie an harten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen festmachen. Sie dienen vielen Topmanagern als Richtschnur des Handelns und Nachweis erfolgreicher Unternehmensführung.

Oft genug wird in den Führungsetagen jedoch vergessen, auch die eigenen Mitarbeiter, und nicht nur die Kunden, an das Unternehmen zu binden. Statt im Wandel für Orientierung und Stabilität zu sorgen, Raum für die persönliche Entwicklung zu schaffen, herrscht vielerorts eine Kultur der Anpassung. Eine leistungsfeindliche Atmosphäre, die fordert, ohne zu fördern, in der sich Potenziale nicht entwickeln können. Unter solchen Voraussetzungen fühlen sich Mitarbeiter nicht verankert im Unternehmen. Die Folge ist Frust im Tagesgeschäft. Die Bereitschaft, mehr zu leisten, Ideen zu entwickeln, Veränderungen aktiv mitzugestalten, schwindet und endet letztlich im Dienst nach Vorschrift. Was geschieht, wird verordnet. Manager gestalten die Strukturen, und alle anderen schwimmen mit – oder genauer – lassen sich treiben.

Das Gegenteil von Beliebigkeit und orientierungslosem Handeln ist ein Leitbild, dem Werte zugrunde liegen. Freilich, der Begriff ist nicht populär. Werte scheinen nicht in unsere Ökonomie zu passen, erst recht nicht in die IT-Branche, in der vor allem Effizienz zählt. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb lohnt der Blick auf Werte. Denn Werte sind im Kern der Antrieb für das Funktionieren einer Organisation. Unternehmen auf der Basis von Werten zu entwickeln bedeutet, den Anforderungen des Marktes im Sinne der Organisation gerecht zu werden und den Mitarbeitern zu helfen, sich zugehörig zu fühlen und nicht nur als austauschbares Zahnrad im Getriebe. Werte verbinden oder trennen. Werte haben eine prägende Kraft. Ohne Werte fehlt das übergeordnete Element, das lenkt und Sinn stiftet. Das zeigt das negative Beispiel eines Systemhauses: Dessen Management wurden als Folge organisatorischer Veränderungen innerhalb einer Unternehmensgruppe vier weitere Unternehmen zugeordnet. Nach der Übernahme erhielt die Verwaltung zusätzliche Aufgaben, für die sie nach wie vor bestens geeignet war. Dazu gehörte unter anderem das Personalwesen. Personalleiterin Sabine Köhler (Name von der Redaktion geändert) war fest davon überzeugt, ihre Organisation solle externe Bewerber erst dann einstellen, wenn intern alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind. In ihrer Wertewelt ist der Anspruch fest verankert, die eigenen Ressourcen sinnvoll zu fördern und weiter zu entwickeln. Bewährte Mitarbeiter können dem Unternehmen auf diese Weise noch größere Dienste als bisher erweisen, lautet Köhlers Credo.