Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen

Doch die Strategie der neuen Geschäftsleitung des Gesamtunternehmens zielte genau in die entgegengesetzte Richtung: Das Systemhaus sollte alle Möglichkeiten nutzen, »frisches Blut« ins Unternehmen zu holen. Über informelle Kanäle wurde in kürzester Zeit eine Welle der Verunsicherung ausgelöst: Wie würde sich die neue Führung gegenüber der bisherigen Mannschaft verhalten? Wie ehrlich und loyal würde die Geschäftsleitung mit den bestehenden Arbeitsplätzen umgehen? Offen wurde über diese Fragen nicht gesprochen. Angst um den Job und eine gewisse Lähmung blieben deshalb nicht aus.

Die Absicht der Führungsmannschaft zeichnete sich mit der Zeit immer deutlicher ab: Eingefahrenes sollte konsequent durch Neues ersetzt werden. Eine strategische Variante, die sicher vertretbar ist. Wahrscheinlich wäre aber eine ausgewogene Kombination, die zwischen dem Reformeifer und Köhlers konservativer Position vermittelt, die bessere Lösung gewesen. So stießen zwei unterschiedliche Wertesysteme in punkto »Ehrlichkeit « und »Loyalität« frontal aufeinander. Da die Beteiligten nicht mit offenen, sondern überwiegend mit verdeckten Karten spielten, entstand Misstrauen.

Das hatte Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. Die Verunsicherung führte dazu, dass sich ein großer Teil des Personals neu am Arbeitsmarkt orientierte. Selbst Mitarbeiter, die nach Meinung von Personalleiterin Köhler bestens zur neuen Organisation gepasst hätten, verließen das Systemhaus. Bei anderen war eine »innere Kündigung« zu spüren: Sie leisteten nur noch Dienst nach Vorschrift. Die Loyalität gegenüber dem Unternehmen sank auf den Tiefpunkt. Schließlich gab auch Sabine Köhler frustriert und enttäuscht ihren Posten auf. Ihre Wertvorstellungen widersprachen einfach zu sehr denen des neuen Managements. Keine Frage, die Dynamik der IT-Branche zwingt Führungskräfte und Mitarbeiter dazu, sich permanent zu verändern und an neue Gegebenheiten anzupassen.