Willkommen in Chinindia!
Willkommen in Chinindia! Was bedeutet der Aufschwung von China und Indien für die Informationstechnik? Wie werden sich die beiden Länder weiterentwickeln? Diesen Fragen geht ein neues Buch nach, das von zwei Gartner-Analysten verfasst wurde.

China und Indien – die beiden Länder wirken auf den Rest der Welt bedrohlich, seit sie ihre Kraft nach Jahrhunderten wieder entfalten, in denen sie aus unterschiedlichen Gründen eine subalterne Rolle spielten. Besonders erstaunlich wirken die Fähigkeiten dieser beiden Länder in der IT. Indien erscheint als der Super-Outsourcer, der Tausende europäischer IT-Arbeitsplätze einfach verschwinden lässt, China als verlängerte Billig-Werkbank und illegaler Copyshop. Doch stimmen dieses Klischees wirklich? Und was müssen westliche Manager wissen, um mit dem IT-Aufbruch in den beiden Ländern richtig umzugehen? Diesen Fragen widmet sich das englischsprachige Buch »IT and the East«. Die beiden Autoren James M. Popkin und Partha Iyengar arbeiteten langjährig als Analysten für Gartner. Iyengar kennt darüber hinaus als indischer Landsmann die Verhältnisse dort aus intimer Nähe. Gemeinsam versuchen sie ein realistisches Bild der Länder mit ihren Stärken und Schwächen zu entwickeln und Szenarien für die nächsten Jahre fortzuschreiben. Dabei stellen sie vor allem die Frage, ob sich China und Indien in Zukunft zu einem kooperierenden Block zusammenschließen würden, der es ihnen gestatten würde, ihre Stärken zu kombinieren und die Schwächen des jeweils anderen auszubügeln.
Die Schwächen der zukünftig Starken Denn Schwächen haben beide Länder: Chinas IT-Industrie stöhnt unter einer überbordenden staatlichen Bürokratie und der heftigen Konkurrenz zwischen einzelnen Regionen und Städten. Indiens IT-Unternehmen leiden vor allem unter zu knappen Ausbildungskapazitäten für hochspezialisierte Mitarbeiter im High-Tech-Sektor und der chaotischen Infrastruktur. Für beide Länder erarbeiten die Analysten mehrere mögliche Entwicklungspfade bis 2012, denen sie Wahrscheinlichkeiten zuordnen. Außerdem definieren sie kritische Meilensteine, die einen Anhaltspunkt dazu geben können, wohin die tatsächliche Entwicklung geht: In einem dritten Kapitel beschreiben die beiden Fachleute, was ihnen am wahrscheinlichsten dünkt: Dass Indien und China ihre Stärken kombinieren und gemeinsam dem weltweiten IT-Markt neue Bedingungen diktieren. Dafür müssten die beiden Länder allerdings ihre Beziehungen zueinander und zum Rest der Welt, insbesondere zu den großen Wirtschaftsnationen, vertiefen und verbessern. Ob das wirklich geschieht, ist abzuwarten. Ein anderer möglicher Weg bestünde darin, dass beide Länder den Weg zueinander nicht finden und Rivalen bleiben. Das halten die Autoren allerdings für eher unwahrscheinlich. Der für Unternehmenspraktiker vielleicht wichtigste Teil ist das letzte Kapitel. Dort geben die Autoren Hinweise darauf, was Unternehmen beachten müssen, wenn sie – egal, welche Entwicklungsrichtung sich nun durchsetzt – mit Firmen aus den beiden Ländern im IT-Bereich erfolgreich zusammenarbeiten oder selbst IT-Teilbereiche dorthin migrieren möchten. So raten sie dringend dazu, in beiden Ländern gute Beziehungen zur Verwaltung aufzubauen. Firmen sollten sich die Subventionspläne der jeweiligen lokalen Regierung zunutze machen und dort investieren, wo mit Unterstützung durch den Staat zu rechnen ist. Mitarbeiter sollten vor Ort gesucht, aus- und weitergebildet werden, und zwar insbesondere hinsichtlich ihrer Management-Fähigkeiten, die an den lokalen Ausbildungsstätten oft vernachlässigt werden. Wer kann, sollte in China und Indien investieren und sich so die Stärken beider Märkte zunutze machen. Unerlässlich sind vertrauenswürdige Ratgeber, die sich vor Ort auskennen und die Anpassung an die jeweiligen kulturellen Gepflogenheiten. Wer das alles berücksichtigt, hat nach Meinung der Autoren gute Chancen, vom IT-Wunder Chinindia auch als europäisches Unternehmen zu profitieren