Daran sind die Hersteller natürlich nicht immer ganz unschuldig: Die Vertriebsexperten der Hersteller werden schließlich dafür bezahlt, dass sich die neuen Produkte möglichst schnell verkaufen. Und wenn nun ein Etailer die WKZs gleich in den Endkundenpreis verrechnet, schließlich ist der niedrigste Preis die beste Werbung, drückt man gerade zum Quartalsende beide Augen zu.
Als im Jahr 2007 Manager des Distributors Lion Electronics wegen WKZ-Betrügereien angeklagt waren, endeten die Recherchen des Staatsanwalt im Nirgendwo und das Verfahren mit Vergleichen. Denn viele vermeintlich geschädigte Hersteller hatten bezeichnenderweise überhaupt kein Interesse an der Aufklärung. »Befremdlich« nannte Staatsanwalt Gilbert Deurer damals das Verhalten. Wofür überhaupt Werbekostenzuschüsse gezahlt worden waren, war nicht mehr ersichtlich, der Staatsanwalt vermutete hinter den Zahlungen »versteckte Rabatte«. Und solche sind Gift für das empfindliche Preis-Gleichgewicht im Channel, so haben die WKZ-subventionierten Endkundenpreise bei den Etailern dazu geführt, dass inzwischen Fachhändler vermehrt bei der Internet-Konkurrenz zum EK-Preis einkauft.
Kein Wunder also, dass die Hersteller in Zeiten, in denen Marketingaktionen aller Art auch in Zahlen messbar gemacht werden können, von ihren Partnern wieder messbare Ergebnisse in dieser Hinsicht erwarten. Zuletzt sahen sich einige Etailer bereits mit Rückforderungen seitens der Hersteller konfrontiert und auch der Druck auf die Distribution über eine lückenlose Dokumentation der verwendeten Mittel wächst. Eine transparente und effektive Gestaltung dieser Zuschüsse würde am Ende nicht nur den Herstellern, sondern auch den vielen kleinen und mittleren Fachhandelspartnern zugutekommen, die WKZs oft nur in Form kostenloser Lieferantenbroschüren erhalten.