Gewinne privatisieren war gestern. Heute müssen viele Firmen Kosten sparen und sie intelligent »transferieren«, beispielsweise in Richtung der Bundesanstalt für Arbeit. Doch auch andere Personalmaßnamen als Kurzarbeit werden in der Krise getroffen.
Abgesehen von monitären Einbußen spüren viele Beschäftigte die Folgen der Wirtschaftskrise auch in anderen Arbeitsbereichen. So klagen laut einer Umfrage der gewerkschaftsnahen Hans Böckler Stiftung unter 10.000 Beschäftigten drei von vier Befragten über eine Zunahme des Leistungsdrucks sowie ein verschlechtertes Betriebsklima. Zwei von drei Angestellten sagen, dass sich ihre Aufstiegschancen verschlechtert hätten.
Das hat natürlich viel mit der Wirtschaftskrise im Allgemeinen zu tun, mehr aber noch damit, wie die einzelnen Firmen, die von der Krise betroffen sind, reagieren. Sie tun es überwiegend mit Personalmaßnahmen und setzen den Rotstift an.
Beliebteste Maßnahme bei Krisenunternehmen: Sie ersetzen frei werdende Stellen nicht mehr. Laut Studie tun das 57 Prozent aller Krisenfirmen. Schlechte Karten haben auch Arbeitnehmer in so genannten ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen, vor allem jene, deren Arbeitsvertrag befristet ist: Fast in der Hälfe aller Fälle wird ein Unternehmen in der Krise einen solchen Vertrag nicht verlängern. Schlecht sieht es auch für Zeitarbeiter aus. 36 Prozent der Firmen, die Leiharbeiter einsetzen, kündigen die oft kurzfristig laufenden Vereinbarungen mit Zeitarbeitsfirmen.
Das so oft gelobte Instrument der Kurzarbeit, das angeblich Beschäftigung über die Krise hinaus sichern soll, steht an vierter Stelle der Personalmaßnahmen zur Kostensenkung. Es wird von 35 Prozent der in der Umfrage als Krisenunternehmen identifizierten Firmen in Anspruch genommen. Wobei es hier sehr große branchenspezifische Unterschiede gibt. So setzen etwa 73 Prozent der Unternehmen aus dem schwer gebeutelten Sektor Metall Kurzarbeit ein. Nicht viel anders dürfte es in der chemischen Industrie oder Informations- und Kommunikationsbranche aussehen. Diese Branchen liegen laut Studie an der Spitze, was den Rückgang der Beschäftigung angelangt.
Reicht es mittels Kurzarbeit nicht aus, die Bundesanstalt für Arbeit an den Lohn- und Gehaltkosten beteiligen zu lassen, drohen dem Stammpersonal Kündigungen. 30 Prozent der Betriebe in der Krise sprechen sie aus.
Relativ abgeschlagen rangieren Maßnahmen wie Altersteilzeit (24 Prozent) und keine Übernahme von Ausgebildeten (23 Prozent). Unbeliebteste Personalmaßnahme ist das Abfindungsangebot bei freiwilliger Kündigung. Lediglich 19 Prozent der Krisenfirmen können oder wollen sich von Mitarbeitern freikaufen.