Zeitscheiben fürs WLAN Mit einer neuen Technologie wollen einige Anbieter die Probleme bei der Sprachübertragung im WLAN lösen. Sie nutzen Mechanismen aus verbindungsorientierten Netzen.
Voice over WLAN (VoWLAN) könnte so schön sein: Man braucht nur noch ein Telefon und ist überall im Betrieb erreichbar, ohne eine Strippe hinter sich her zu ziehen. Doch wenn man sich zwischen unterschiedlichen WLAN-Zellen im Unternehmen hin und her bewegt, bricht die Verbindung leider oft ab. Denn einen Standard, mit dem sich der zügige Wechsel von einer Zelle zur anderen bewerkstelligen ließe, ist nach wie vor nicht verabschiedet. Das Problem ist der Umschaltvorgang, der vom Controller bewirkt wird und meist mit einem Kanalsprung verbunden ist. Denn benachbarte Zellen sollen in konventionellen WLANs nicht den gleichen Kanal benutzen, um Wellensalat zu vermeiden. Zwei Anbieter gehen nun einen anderen Weg, um dichtere WLAN-Designs und Sprachübertragung zu erleichtern: Meru und Foundry. Sie verwenden ein Zeitschlitzverfahren, wie es traditionellen Telekommunikationsnetze tun. Meru kombiniert diese Methode damit, nur noch einen Kanal fürs Funken zu nutzen. Foundry belässt die Kanalzuordnung wie sie ist, erlaubt aber ebenfalls Einkanal-Implementierungen. Während Foundry seinen Ironpoint Mobility RS4000 für dichte Umgebungen, etwa Schulungsräume, empfiehlt, macht Meru als spezielle Stärke zusätzlich die Unterstützung von VoIP geltend. So werden in den Access Points des Herstellers alle Pakete einer tiefgehenden Inspektion unterzogen. Dabei erkennt das System, sofern entsprechend konfiguriert, dank der Sicherheitssuite Airshield 2.0 die Multimediaprotokolle H.323 und SIP. Entsprechende Daten werden zuerst abgearbeitet. Außerdem können die Geräte regelbasiert die Übertragungsrate einzelner Anwendungen überwachen. Foundry hat zusätzlich zur Zeitschlitztechnik auch seine Software aufgepeppt. Der Wireless Location Manager beherrscht jetzt das Mapping von Funkzellen in Echtzeit und stellt die Ergebnisse visuell dar. Außerdem lässt sich damit der Netzwerkzugang umfassend verwalten. Im Dual-Radio-Betrieb kann ein Funkchip Daten übertragen, während der andere die Umgebung scannt und so Sicherheitsinformationen liefert. Ein Anwender, der es mit der neuen Technologie versucht, ist Schnell Zündstrahlmotoren. Das Unternehmen aus dem Allgäu fertigt Zündstrahl-Blockheizkraftwerke für Biogasanlagen. Kürzlich wurden ein neues Verwaltungsgebäude und eine Produktionshalle in Betrieb genommen. Das machte den Ersatz der Telefonanlage nötig. Das Unternehmen entschied sich dafür, die bisher verwendete DECT-Anlage zu verabschieden und komplett auf VoWLAN umzusteigen. Implementiert wurde ein VoIP-Server von Swyx, der mit dem WLAN-System von Meru und WLAN-Telefonen von Siemens und Hitachi kombiniert wird. Derzeit telefonieren 60 bis 70 Mitarbeiter über das System. »Das WLAN ist im Moment auf den Sprachtransport beschränkt – Daten fließen nach wie vor übers LAN«, sagt Martin Zwick, Consultant bei IT-Consulting Kühnel. Das Beratungshaus hat das Netzwerk des Motorherstellers implementiert. Risikolos ist die Methode nicht. »Wegen der Einkanal-Technik stören Interferenzen immer gleich das gesamte Netz und nicht nur eine bestimmte Zelle«, erklärt Zwick. Solche Störeinflüsse sind auf dem dicht bevölkerten 2,4-GHz-Band, auf dem 802.b/g arbeitet, häufig. Aktuell gibt es damit keine Probleme: Der Neubau der Schnell Zündstrahlmotoren steht in einem soeben erschlossenen Industriegebiet allein. »Wir hoffen, dass es auch gut läuft, wenn in der Umgebung mehr los ist«, meint Zwick. »Gebaut wird schon.«