Insolvenz von Benq Mobile

Zwei Weltkonzerne im Kreuzfeuer

5. Oktober 2006, 9:32 Uhr |

Die Pleite der Mobiltelefon-Sparte entwickelt sich für Benq und Siemens zum Super-GAU für das Firmen-Image. Auch ein eilends eingerichteter Härtefonds ändert daran nichts.

Die Nachricht vom Insolvenzantrag der Benq Mobile GmbH & Co OHG schlug in der vergangenen Woche ein wie eine Bombe. Der taiwanische Eigner Benq hatte exakt zwölf Monate nach der Übernahme der ehemaligen Siemens Mobile-Sparte über Nacht den Geldhahn zugedreht und seine deutsche Firmentochter damit in die Pleite geschickt. Während die Taiwaner für die Übernahme dreistellige Millionensummen kassierten und zudem über 1.700 Patente von Siemens überschrieben bekamen, droht den 3.000 deutschen Beschäftigten jetzt die Arbeitslosigkeit.

Auch wenn die unabhängige Benq Deutschland GmbH mit Sitz in Hamburg – zuständig für IT- und UE-Produkte – nicht betroffen ist und dort sämtliche Garantie- und Servicebedingungen weiter gelten, entwickelt sich das Aus der Mobilfunker zum Super- GAU für das Image von Benq und Siemens. Das Echo aus Politik, Medien und Bevölkerung ist verheerend: »Das übertrifft die schlimmsten Befürchtungen. Moralisch ist der frühere Besitzer Siemens für das Desaster verantwortlich«, erklärte etwa der von der IG Metall gesandte Siemens-Aufsichtsrat Wolfgang Müller. NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) teilte mit, er sei »wütend«. Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber will Benq in die Pflicht nehmen. Der Konzern aus Taiwan dürfe sich nicht aus der Verantwortung für die insolventen Ex-Siemens-Werke stehlen. Dass der Siemens-Vorstand jetzt auf seine üppige Gehaltserhöhung verzichtet, bezeichnete Huber als »Selbstverständlichkeit«.

Nachdem Siemens einen 35- Millionen-Euro-Härtefonds für die Mitarbeiter der insolventen Werke angekündigt hat, will die bayerische Landesregierung jetzt auch Benq zur Rechenschaft ziehen. Ein Weltkonzern dürfe sich »nicht so einfach davonstehlen«. Benq habe für die Handysparte von Siemens schließlich nichts bezahlt, sondern sogar Geld und Patente hinzubekommen.


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