Notruf- und Alarmierungssysteme

2G-Abschaltung führt zu dringendem Handlungsbedarf

29. Oktober 2024, 8:00 Uhr | Autor: Tillmann Braun / Redaktion: Diana Künstler
© Telegärtner Elektronik

Die Telekom hat angekündigt, dass sie ihr 2G-Netz bis Sommer 2028 komplett abschalten wird. Damit Notruf- und Alarmierungssysteme weiterhin zuverlässig funktionieren, ist schnelles Handeln gefragt. Damit die Umstellung auf 4G (LTE) nahtlos erfolgt, gilt es bestimmte technische Aspekte zu beachten.

Da sie kostengünstig und einfach zu installieren ist, hat sich Mobilfunktechnologie in der Sicherheitsinfrastruktur von Gebäuden etabliert. Viele Notruf- und Alarmierungssysteme in Gebäuden und auf Grundstücken sind mittlerweile über Mobilfunk mit den Einsatzleitstellen verbunden. Die angekündigte Abschaltung des 2G-Netzes zwingt Betreiber und Hersteller nun allerdings dazu, diese Systeme auf den 4G-Standard umzustellen. Da Verzögerungen und Unterschiede zwischen den Mobilfunkstandards zu Problemen führen können, sollte diese Umstellung jetzt angegangen werden. Der Notrufspezialist Telegärtner Elektronik geht davon aus, dass allein von den 840.000 Aufzügen in Deutschland mehr als die Hälfte auf ein 4G-Notrufsystem umgerüstet werden muss. Wer jetzt abwartet, muss also mit langen Wartezeiten rechnen – und riskiert, die Deadline zu verpassen.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

Die Entwicklung des Mobilfunks und ihre Auswirkungen

2G (GSM) wurde primär für Sprachkommunikation entwickelt und war lange Zeit der zuverlässigste Standard für Notrufsysteme. Mit der Einführung von 3G wurde der Fokus dann auf Datenübertragung gelegt, doch für Sprachkommunikation blieb 2G unverzichtbar. Die hohen Lizenzkosten und der mangelhafte Netzausbau führten jedoch dazu, dass 3G in Deutschland nie vollständig umgesetzt und die dritte Mobilfunk-Generation (3G) mittlerweile wieder ausgemustert wurde. In anderen Ländern wie Österreich steht die Abschaltung kurz bevor.

Sprachübertragung und 4G

4G (LTE) wurde wie 3G ebenfalls für die Datenübertragung optimiert, aber diesmal im weltweit standardisierten 8-Bit-System wie es das Internet verwendet. Internet und Mobilfunk nutzen mit LTE erstmals die gleiche Sprache und LTE ermöglicht erstmals eine flächendeckende und zeitgemäße IP-Paket-basierte Kommunikation. Anfänglich spielte bei LTE die Sprachübertragung keine Rolle, sodass Sprachanrufe weiterhin über 2G-Netze liefen. Mit der Einführung von Voice-over-LTE (VoLTE), was dem Voice-over-IP (VoIP) im Internet entspricht, ist nun allerdings auch die zuverlässige Übertragung von Sprache über 4G möglich. Mit dieser nun endlich zuverlässigen Sprachübertragung können Mobilfunk-Anbieter bald auch das 2G-Netzwerk in den Ruhestand schicken.

Deutsche Telekom wird 2G im Sommer 2028 komplett abschalten

Abdurazak Mudesir, Telekom Deutschland
Abdurazak Mudesir, Technikchef der Telekom in Deutschland: „Wir wollen schnelle Datenübertragung für alle – und wir wollen sie überall. Deshalb nutzen wir die Frequenzen in unserem Netz zukünftig für 4G und 5G, um besonders in ländlichen Bereichen das mobile Surfen noch besser zu machen.“
© DTAG

Als erster deutscher Mobilfunkanbieter hat die Telekom nun verkündet, dass das eigene 2G-Netz zum 30. Juni 2028 komplett abgeschaltet werden soll1. „Mit dem freiwerdenden 2G-Frequenzspektrum können wir unser Netz weiter verbessern“, sagt Abdu Mudesir, Geschäftsführer Technik der Telekom Deutschland. „Wir wollen schnelle Datenübertragung für alle – und wir wollen sie überall. Deshalb nutzen wir die Frequenzen in unserem Netz zukünftig für 4G und 5G, um besonders in ländlichen Bereichen das mobile Surfen noch besser zu machen.“

Das aktuell von 2G blockierte Spektrum im Frequenzbereich um 900 MHz wird die Telekom zukünftig für die wesentlich leistungsfähigeren Technologien einsetzen. Bereiche, die bisher nur über 2G, aber nicht über 4G versorgt sind, sollen im Rahmen der laufenden Netzmodernisierung schon vor der Abschaltung des 2G-Netzes eine 4G/5G-Versorgung bekommen. Dabei kommen unterschiedliche Frequenzbereiche zum Einsatz. So wird laut der Telekom in der Regel Datenübertragung endlich auch in den Bereichen nutzbar, in denen bisher über 2G lediglich Telefongespräche möglich waren. „Nach der 2G-Abschaltung werden die freigewordenen Frequenzen im 900 MHz Band zusätzlich für die neuen Technologien genutzt und führen zu einem weiteren Leistungsschub“, heißt es seitens der Telekom.

Das bedeutet letztlich wohl auch, dass die vorhandene 2G-Infrastruktur nicht mehr gewartet wird und 2G-Funklöcher durch moderne 4G/5G-Standorte ersetzt werden.

Vorbereitung auf die Abschaltung von 2G

Notruf, abgelegener Ort
Gerade auf „abgelegenen Örtchen“ ist ein zuverlässiger Notruf wichtig.
© Telegärtner Elektronik/shutterstock

Die Abschaltung von 2G wird in Deutschland also schneller kommen, als von vielen erwartet. Es ist davon auszugehen, dass andere Anbieter dem Beispiel der Telekom folgen werden und die 2G-Netze zeitnah abgeschaltet werden. Unternehmen sollten daher besser nicht auf offizielle Bekanntgaben warten, sondern proaktiv handeln. Nicht zuletzt im Hinblick auf Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) und das Internet of Things (IoT) empfiehlt die Deutsche Telekom schnelles Handeln: „Damit auch nach der Abschaltung von 2G alle Geräte weiterhin wie gewünscht funktionieren, sollten die Anbieter und Nutzer jetzt aktiv werden und den Austausch der noch verbliebenen alten Funkmodule vorbereiten. Insbesondere bei Geräten oder Anlagen mit langfristigen Servicezyklen kann durch rechtzeitige Planung der Austausch deutlich kostengünstiger erfolgen“, betont die Telekom. Um zukunftssicher zu bleiben, empfiehlt das Bonner Unternehmen deshalb die Nutzung moderner Technologien wie 4G/LTE, VoLTE, 5G und bei IoT-Anwendungen NB-IoT und LTE-M.

Betreiberhaftung kann kostspielig werden, wenn Notruf nicht funktioniert

Unternehmen, die frühzeitig auf 4G umstellen, sichern sich also Planungssicherheit und vermeiden kurzfristige Umstellungsmaßnahmen. Und auch hinsichtlich der Betreiberhaftung ist ein proaktives Vorgehen sinnvoll. „Gerade bei kritischer Infrastruktur sollte bedacht werden, dass der Betreiber im Schadensfall haftbar gemacht werden kann“, betont Adrian Gollasch vom deutschen Notrufspezialisten Telegärtner Elektronik. „In Aufzügen oder entlegenen sanitären Anlagen muss stets sichergestellt sein, dass die Lösungen verlässlich funktionieren. Eine planmäßige Umstellung von 2G auf 4G ist hier besonders wichtig, weshalb wir unseren Kunden raten, nicht mit der Umrüstung zu warten, zumal unsere neuen 4G-basierten Systeme einfach zu integrieren sind“, so Adrian Gollasch.

Bei der Umstellung auf 4G sollte bei der Auswahl der SIM-Karten darauf geachtet werden, dass diese Roaming unterstützen. Dadurch ist sichergestellt, dass bei Netzausfällen automatisch auf ein anderes verfügbares Netz umgeschaltet wird, was die Zuverlässigkeit der Notrufsysteme weiter erhöht.

Nicht auf die lange Bank schieben

Facility Manager sollten die Umstellung von 2G auf 4G nicht aufschieben. Eine rechtzeitige Anpassung an die neuen Standards sichert die Funktionsfähigkeit der Notruf- und Alarmierungssysteme und schützt vor den Folgen von Netzabschaltungen und technischen Engpässen. Mit der richtigen Vorbereitung und den passenden technischen Lösungen bleibt die Sicherheit in Gebäuden so auch in Zukunft gewährleistet.

1 https://www.telekom.com/de/medien/medieninformationen/detail/mehr-speed-auf-alten-frequenzen-2g-abschaltung-sorgt-fuer-besseres-netz-1081802


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Deutsche Telekom

Weitere Artikel zu Deutsche Telekom

Weitere Artikel zu Deutsche Telekom AG

Weitere Artikel zu Deutsche Telekom AG

Weitere Artikel zu Telegärtner Elektronik GmbH

Weitere Artikel zu Mobilfunk-Dienste

Weitere Artikel zu Mobilfunk-Messgeräte

Matchmaker+