Analysen von Gartner und Infonetics
ADC- und WOC-Markt im Umbruch
Die Zeit des rasanten Wachstums im ADC- und im WOC-Markt (Application Delivery Controller, WAN Optimization Controller, also Applikations- und WAN-Beschleuniger) scheint vorbei. Nun geht es in die Phase der Konsolidierung, sprich: des Verteilungskampfes - und in dieser Situation steigt Cisco aus dem ADC-Geschäft aus, ebenso Juniper aus der WOC-Produktion.Laut Gartners "Magic Quadrant for Application Delivery Controllers" vom Oktober 2012 liefern sich F5 und Citrix ein zunehmend hartes Kopf-an-Kopf-Rennen um die ADC-Führungsposition, die F5 seit Jahren innehat. F5 dominiert den Markt nach wie vor mit den bewährten Big-IP-Appliances und dem hoch skalierenden Viprion-Chassis, doch Citrix kontert mit der flexiblen Triscale-Architektur (Reservenfreischaltung, Clustering, Mandantenfähigkeit) seiner Netscaler-Plattform sowie mit kundenfreundlicher "Pay-as-You-Grow"-Lizenzierung. Zudem hat es der israelische Hersteller Radware mit seinen diversen physischen und virtuellen ADC- und Security-Appliances in den begehrten "Leader"-Quadranten geschafft. Zu den "Visionären" zählen die Analysten die WOC-Größe Riverbed, die sich per Akquisition von Zeus und Aptimize aus dem Stand eine solide Position im ADC-Markt eroberte, sowie den Spezialisten Strangeloop mit Stärken in der Web-Content-Optimierung für mobile Endgeräte. Das Feld der diversen "Nischenanbieter" führt A10 Networks an. Der besonders in Asien erfolgreiche Hersteller bietet laut Gartner eine hoch skalierende Plattform mit fortschrittlichem Traffic-Management. Cisco findet man an vorletzter Stelle und somit fast als Schlusslicht, zumal der Netzwerker, der stets intelligente Netze propagierte, die Entwicklung seiner Hardwareplattform ACE (Application Control Engine) eingestellt hat: Kurz vor Erscheinen der Gartner-Analyse hat Cisco für gehobene ADC-Anforderungen eine Partnerschaft mit Citrix angekündigt. Ciscos Ausstieg eröffnet den vormaligen Konkurrenten - vor allem Citrix, aber auch F5 und Radware - neues Umsatzpotenzial. Einiges tut sich in Sachen Cloud-Service-Optimierung: Sowohl F5 als auch Citrix haben ihre ADC-Lösungen jüngst für Amazon Web Services (AWS) verfügbar gemacht, ebenso Herausforderer wie Riverbed und A10. Damit lassen sich nun auch die in der Amazon-Cloud laufenden Applikationen mit optimierter Performance bereitstellen. Im dritten Quartal 2012 legte der weltweite ADC-Umsatz laut Infonetics Research gegenüber dem zweiten Quartal um fünf Prozent zu. Im Vergleich zum Vorjahresquartal lag das Plus bei nur sechs Prozent - im Vorjahr waren es noch 27 Prozent gewesen. Laut Infonetics dominierte F5 mit seiner Big-IP-Produktfamilie im dritten Quartal 2012 weiterhin den ADC-Markt und erzielte fast die Hälfte des ADC-Umsatzes (siehe Bild). Auf den Plätzen zwei und drei folgten Citrix und Cisco. Der Umsatz mit WAN-Optimierungsequipment stieg laut Infonetics um drei Prozent an, liegt damit aber vier Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. Riverbed dominiert diesen Markt nach wie vor mit fast 60 Prozent Marktanteil. Netzwerkgigant Cisco - der seine WAN-Optimierung im Zusammenspiel mit den verbreiteten ISR-Access-Routern anbietet - hält einen soliden zweiten Platz. Cisco-Konkurrent Juniper hat die Vermarktung seiner einst mit Peribit übernommenen WAN-Optimierer eingestellt, sodass es auch in diesem Marktsegment zu einem verstärkten Verteilungskampf kommen dürfte. "Zwar erzielten ADCs und WAN-Optimierungs-Appliances bescheidene Umsatzsteigerungen im dritten Quartal, doch die Wachstumsrate in diesen Segmenten ist im Jahresvergleich gesunken", kommentiert Sam Barnett, leitender Analyst für Data Center und Cloud bei Infonetics Research. "Das Umsatzwachstum im obersten Segment des ADC-Markts verlangsamt sich aufgrund niedrigerer Preise, die mit virtualisierten Lösungen gegenüber ihren hardwarebasierten Gegenstücken zusammenhängen, und die Sättigung am oberen Ende des WAN-Optimierungsmarkts setzt das kurzfristige Wachstum unter Druck." Allerdings erwartet Barnett, dass mit der zunehmenden Verbreitung virtualisierter Lösungen in diesen beiden Bereichen künftig wieder höhere Wachstumsraten möglich sind. Der Autor auf LANline.de: wgreiner
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