Mit einem geschickten Personalschachzug versucht Apple in Zukunft mehr Einfluss auf die Kartellentscheidungen der Europäischen Kommission in Brüssel nehmen zu können. Apple hat soeben den Brüsseler Microsoft-Lobbyisten Tom Brookes für sich gewinnen können. Brookes hat als Partner der Brüsseler Lobby-Agentur G-Plus jahrelang bei der EU für Microsoft Lobbyarbeit geleistet. Sein Wechsel zu Apple ist ein herber Rückschlag für Microsoft, da Brooks aus seiner täglichen Arbeit heraus viel Internes über das Vorgehen des Software-Giganten bei den anhängigen Kartellrechtsverfahren kennt.
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Der 38-jährige Engländer Brookes war vier Jahre bei G-Plus und zuvor bei der gleichartigen Lobby-Agentur APCO tätig. Auch dort betreute er schon Microsoft und brachte den Account mit zu G-Plus. Bei Apple soll er seine Arbeit in zwei Wochen in der Abteilung "Regierungs-Angelegenheiten" aufnehmen. Über den Wechsel zu Apple wollte er keinen Kommentar abgeben.
Microsofts europäischer Kommunikationschef Jesse Verstraete meinte nur, dass "Microsoft derzeit an einer Umformierung arbeite". Dabei ließ er offen, ob der Softwaregigant in Zukunft die Lobbyarbeit wieder mit einer Agentur oder mit eigenen Mitarbeitern durchführen will. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Microsoft trotz des Abgangs von Brookes weiterhin mit G-Plus zusammenarbeiten wird, da dort noch zwei hochkarätige Ex-Mitarbeiter aus dem Team der Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes beschäftigt sind.
Neelie Kroes hatte am 27. Februar die
Rekordstrafe von 899 Millionen Euro gegen Microsoft verhängt, da der Konzern die Auflagen aus dem Kartellverfahren von 2006 nicht erfüllt habe. Brookes war in den Tagen danach der weltweite Microsoft-Sprecher in dieser Angelegenheit und in vielen Interviews beschuldigte er die EU des Widerspruchs. Seiner Ansicht nach habe die Kommission in einem Statement im Oktober Microsoft bescheinigt, dass der Konzern "alle Auflagen erfüllt".
Harald Weiss/CZ/pk