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Analysten rechnen nicht mehr mit der Rückkehr von Jobs an den Chef-Schreibtisch

Apple ohne Steve Jobs hätte wenig Zukunft

Apples Zukunft hängt weiterhin vor allem an Steve Jobs, meinen die meisten Analysten. Vor allem in der gegenwärtig sehr schwierigen Wirtschaftslage trauen die meisten Experten nur ihm zu, dass Apple auf weiterhin Kurs bleibt.

Autor:Redaktion connect-professional • 18.1.2009 • ca. 2:40 Min

Wie krank oder gesund Steve Jobs wirklich ist, bleibt weiterhin sein Geheimnis und das seiner
Ärzte. Während in den meisten US-Medien viele Ärzte und Sachverständige über Jobs? Krankheit und
deren Folgen spekulieren, diskutieren Analysten und Aktionäre, wie es mit Apple in den nächsten
Monaten weitergeht – und wie es weitergehen könnte, sollte seine Auszeit länger als sechs
Monateandauern .

"Die bisherigen Erklärungen von Apples Board über den Gesundheitszustand von Steve Jobs sind
völlig unzureichend und verursachen eine tiefe Verunsicherung über die weitere Zukunft des
Unternehmens", sagt Shebly Seyrafi, Analystin bei Calyon Securities.

Das Schreckgespenst in der Apple-Gemeinde ist ein Rückfall des Unternehmens in die späten 80er-
und frühen 90er-Jahre, in denen Apple ebenfalls ohne Jobs auskommen musste. Damals ging es dem
Unternehmen noch für einige Zeit gut, doch dann fielen die Apple-Computer rapide hinter den
Wintel-Systemen zurück.

Drei CEOs hat Apple in jener Zeit verschlissen, ohne dass sich eine Besserung einstellte. Erst
nach dem Steve Jobs 1996 wieder auf den Chefsessel kletterte, ging es mit dem Unternehmen und deren
Produkte erneut steil nach oben.

Jobs? Perfektionismus, sein autoritärer Führungsstil und seine Ablehnung von allen "gängigen
Meinungen" haben ihn und Apple berühmt gemacht – all das aber fehlt denjenigen, die jetzt in
zweiter Reihe stehen, um das Unternehmen weiter zu führen

"Wenn man sich die Vergangenheit von Apple anschaut, dann erkennt man, dass das Unternehmen auch
ohne Jobs einige Jahre gut weitermachen kann, doch langfristig wird es schwierig werden, denn ist
gerade Jobs? Stärke das Business langfristig zu planen", meint Paul Mercer, der früher bei Apple
beschäftigt war und unter anderem das User-Interface für den Ipod entwickelt hat.

So wie er loben viele ehemalige Manager Jobs? Weitsicht. "Er kann stets die besten Leute des
Unternehmens für ein neues Projekt begeistern, ihnen einen Plan vorgeben und sie dann hoch
motiviert in Ruhe daran arbeiten lassen", sagt Stephen Perlman, der in den 80er-Jahren
Chief-Scientist bei Apple war.

Dabei würde Jobs auch keinerlei Rücksicht auf die Hierarchie oder andere Firmenregeln machen. "
Er ist eine akzeptierte Autorität, die sich stets über alles hinwegsetzen kann", so Perlman. Doch
gerade dieser autoritäre Führungsstil wird von vielen als größtes Problem angesehen, sollte Jobs
für längere Zeit ausfallen. "Er hat weder in seiner ersten Amtszeit, noch jetzt zugelassen, dass
Leute mit ähnlichen Qualifikationen wie er selbst, nach oben kommen", sagt Ted Kaehler, der
ebenfalls in Apples Engineering-Team gearbeitet hat.

Darüber hinaus ist Jobs auch Apples "Chief Dealmaker". Als besonders legendär gilt sein
Schachzug, mit dem er 2003 die Musikverlage hinter sich brachte, um über den Itunes-Store digitale
Musik zu verkaufen. Damals hatten die Musikverlage und ihr Verband, die RIAA, alle Hände voll zu
tun, um die Prozesse gegen Napster und deren Peer-to-Peer-User zu führen.

Umso bedenklicher ist für viele Analysten sie gegenwärtige Situation und die Befürchtung, dass
Jobs gar nicht mehr an seinen Schreibtisch zurückkehrten wird. Shebly Seyrafi hat sich bereits
darauf eingestellt und erwartet "in Kürze" die Meldung, dass Job seinen CEO-Posten aufgibt.

Auch Bill Fearnley von FTN Midwest Securities glaubt nicht an eine baldige Rückkehr von Jobs. "
Kurzfristig wird sich dadurch nicht viel ändern, aber bei der Einführung neuer Produkte wird es
Schwierigkeiten und Verzögerungen geben", lautet seine Einschätzung.

Auch Newsweeks Kolumnist Daniel Lyons rechnet nicht mehr mit einer Rückkehr von Jobs. "Die
Ankündigung für eine Auszeit von sechs Monate war sein Abschiedsbrief. Schade nur, dass seine
ruhmreiche Zeit bei Apple unter so einem Berg an konfusen PR-Mitteilungen begraben wird und ihm
keine gebührende Abschiedsvorstellung gewährt wird", schrieb er in seiner Wochenkolumne.

Harald Weiss/CZ