Nach der Übernahme des Cloud-Spezialisten Visionapp durch das US-amerikanische Softwarehaus Allen Systems Group (ASG) war es um deren Cloud-Betriebsplattform Cloudfactory recht ruhig geworden. Mit neuer Strategie und Organisationsstruktur, einer im Bereich Self-Service und Mobility deutlich erweiterten Lösung und klarer Roadmap nimmt ASG nun einen erneuten Anlauf auf deutsche IT-Leiter und Softwareanbieter.
Laut Ulrich Plechschmidt, Anfang Juni von Brocade zu ASG gewechselt und dort nun Senior Vice President Sales und General Manager EMEA, wird ASG den Fokus künftig auf drei Bereiche richten: Cloud, Content und Systems. Unter „Systems“ fallen Tools aus der Mainframe-Welt (ASGs traditionelles Kerngeschäft), unter „Content“ Lösungen für Business Intelligence und Big-Data-Analyse, zum Bereich „Cloud“ wiederum zählen neben der DaaS-Lösung (Desktop as a Service) White Park vor allem die 2011 mit dem deutschen Anbieter Visionapp übernommene Cloud-Management-Plattform Cloudfactory.
ASG tritt dabei nach Jahren stagnierender Umsätze nicht nur mit runderneuerter Produktstrategie, sondern auch mit völlig umgekrempelter Organisationsstruktur an. Denn die Allen Systems Group ist mit ihren 1.200 Mitarbeitern und rund 300 Millionen Dollar Umsatz pro Jahr in privater Hand und befand sich lange unter alleiniger Ägide des Firmengründers Arthur Allen.
„Wie alle inhabergeführten Unternehmen gab es auch bei ASG früher eine starke Tendenz zur Zentralisierung. Alles wurde im Headquarter entschieden,“ so Ulrich Plechschmidt. Nun aber konzentriere sich ASG auf drei Regionen – USA/Kanada, Zentraleuropa (Deutschland, Frankreich, UK) sowie China und Japan – und deshalb habe man für jede Region eine Ebene mit einem eigenständigen Sales-Verantwortlichen eingezogen. Plechschmidt leitet dabei das Geschäft in seinen Märkten vom Europa-Hauptquartier in München aus.
Den Hintergrund des Strategie- und Strukturwechsels benennt Plechschmidt im LANline-Interview mit bemerkenswerter Offenheit: „ASG hat klasse Partner, hatte aber lange keine konsistente Partnerstrategie. Wir haben eine klasse Vision, aber die Zukäufe wurden manchmal nicht gut integriert. Und wir haben eine einzigartige Positionierung, haben diese aber nicht offensiv genug vermarktet“, so ASGs neuer Europachef. Im Fall der Visionapp-Akquisition habe Arthur Allen offenbar das Ziel verfolgt, ein „Out of the Box“-Produkt vertreiben zu können, während Cloudfactory aber eher ein „anpassbares Framework mit Professional-Services-Unterstützung“ sei.
Die derzeit dank des NSA-Skandals vielgepriesenen „Cloud-Services Made in Germany“ sieht Plechschmidt derzeit tatsächlich als „echten Differenziator“: „Punkte wie Disaster Recovery und Business Continuity werden in Deutschland besser durchkonzipiert und geübt als etwa in den USA“, so Plechschmidt. Er warnt allerdings: „Deutsche Gründlichkeit heißt nicht automatisch bessere Cloud-Services. Die Architektur muss stimmen.“
Denn im Cloud-Markt sei es sehr schwer, sich über Commodity-Services zu differenzieren. Der Vorteil von Cloudfactory liege vielmehr darin, dass die Lösung es Unternehmen wie auch Softwareherstellern erlaube, ihre Applikationen SaaS-fähig (Software as a Service) zu machen und somit via Cloud zu be- oder vertreiben. Deshalb zielt Plechschmidt in der Vermarktung auf IT-Abteilungen in den Unternehmen ebenso wie auf Softwarehäuser, die Cloudfactory als White-Label-Plattform für ihre SaaS-Angebote nutzen wollen.
Cloudfactory – seit November aktuell in Version 7.3.1 – besteht aus mehreren Bausteinen: Cloudcockpit für Web-basierte Workspaces mit hinterlegtem Rollenmodell und rollenspezifischen „Webtops“, Cloudshaper für den ITIL-konformen, vollautomatisierten Betrieb der Private- und Hybrid-Cloud-Umgebungen (auf der Basis der Hypervisoren von Citrix, Microsoft oder VMware) sowie Cloudrobot zur Cloud-Service-Aggregation mit durchgängig automatisierten Workflows.
Neu hinzugekommen ist das Modul Cloudstore. Auf der Basis der Software von PSsoft – die ASG zeitgleich mit Visionapp akquriert hatte und deren Self-Service-Lösung man nun integriert hat – bietet Cloudfactory nun ein umfangreiches End-User-Self-Service-Management mit Unterstützung von Freigabe-Workflows.
Neu in Version 7.3.1 sind zudem Apps für IOS- und Android-Tablets, mit denen sich die Cloudcockpit-Arbeitsumgebungen inklusive der Authentifizierungs- und Single-Sign-on-Verfahren auch unterwegs nutzen lassen. Außerdem bietet diese Version laut ASG Cloudstack-Unterstützung für die leichtere Integration externer IaaS-Angebote (Infrastructure as a Service).
Im ersten Quartal 2014 soll Cloudfactory in Version 8.0 neben Windows Server 2012 und Windows 8 auch Windows Server 2012 R2 und Windows 8.1 unterstützen, auch der Support von Citrix Xendesktop 7 soll bis dahin vollumfänglich sein. Noch im ersten Halbjahr 2014 will ASG mit Version 8.1 auf ein HTML5-basiertes Web-Interface umsteigen und damit die Bereitstellung von Applikationen auf unterschiedlichsten Endgeräten nochmals deutlich erleichtern.
Weitere Informationen finden sich unter germany.asg.com/Home-de.aspx.