Microsoft-Chef Steve Ballmer ist des Katz-und-Maus-Spiels mit Yahoo überdrüssig. In einem äußerst scharf formulierten Brief hat er den Yahoo-Vorstand jetzt aufgefordert, binnen drei Wochen ernsthafte Fusionsgespräche aufzunehmen. Zwar hat es in den letzten Wochen viele inoffizielle Gespräche zwischen Microsoft und Yahoo über eine mögliche Fusion gegeben, doch konkrete Ergebnisse wurden dabei offensichtlich nicht erzielt. Sichtlich enttäuscht und verärgert hat deshalb Steve Ballmer jetzt dem Yahoo-Vorstand ein Ultimatum gestellt: Entweder gibt es konkrete Übernahmeverhandlungen innerhalb der nächsten drei Wochen oder es kommt zu einer feindlichen Übernahmekampagne direkt mit den Anteilseigenern und einer entsprechenden Umbesetzung des Board. " Unser Angebot ist zu einem außerordentlichen Vorteil für Yahoo. Eine weitere Verschleppung oder gar Abweisung ist zum Schaden von Yahoo und seinen Anteilseignern", heißt es in dem am Samstag veröffentlichen Schreiben. Ballmer droht darin: "Sollten wir gezwungen werden, unser Angebot direkt an die Aktionäre zu richten, so wird dieses äußerst unerwünschte Konsequenzen für den Yahoo-Wert haben."
Microsofts Investoren sind ohnehin der Ansicht, dass der Softwaregigant viel zu viel für Yahoo
geboten hat. So fiel der Aktienkurs von Microsoft seit dem Angebot am 31. Januar um elf Prozent.
Auch viele Analysten meinen, dass der Aufpreis von 62 Prozent, den Microsoft angeboten hat, zu hoch
sei. "Für die Yahoo-Aktionäre wäre der Preis ein Goldregen – mehr als Yahoo jemals in den kommenden
Jahren aus eigener Kraft Wert sein kann", meint beispielsweise Andy Miedler, Analyst bei Edward
Jones Securities.
Die Übernahmeschlacht um Yahoo erinnert sehr an Oracles Akquisition von BEA im vorigen Jahr.
Auch damals hatte Oracle nach der Ablehnung des Angebots von 17 Dollar pro Aktie ein Ultimatum
gestellt, das dann ergebnislos ablief. Doch ein paar Wochen später einigte man sich bei 19,38
Dollar – also einem Preis der etwa in der Mitte zwischen den ursprünglichen 17 Dollar und den
zunächst von BEA geforderten 21 Dollar lag.
Einige Analysten meinen jedoch, dass die veränderte wirtschaftliche Situation einen wesentlichen
Unterschied zum Oracle-BEA-Deal ausmacht. "Die Search-Aufrufe gehen erstmals seit Jahren bei allen
Suchmaschinen zurück, es ist sehr gut möglich, dass bis zum Abschluss der Microsoft-Yahoo-Gespräche
der Marktwert von Yahoo deutlich gefallen ist", meint Jeffrey Lindsay, Analyst bei Sanford &
Bernstein in New York.
Harald Weiss/pk/dp
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