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Chargepoint: V2X soll flexibles, widerstandsfähiges Stromnetz schaffen

E-Autos als dezentrale Energiespeicher

Während der Strombedarf weltweit stark ansteigt, entsteht ein neues Verständnis von Mobilität: Autos werden zu Energiespeichern, Netze zu Partnern. Dieses Zusammenspiel könnte bestimmen, wie nachhaltig unsere Energiezukunft wirklich wird.

Autor: Jörg Schröper • 29.10.2025 • ca. 2:00 Min

Während der Strombedarf weltweit stark ansteigt, entsteht ein neues Verständnis von Mobilität: Autos werden zu Energiespeichern, Netze zu Partnern. Dieses Zusammenspiel könnte bestimmen, wie nachhaltig unsere Energiezukunft wirklich wird.
© PH888 - shutterstock.com

Elektromobilität gestaltet die Energiewelt neu und eröffnet spannende Chancen. Mit der wachsenden Zahl an Elektrofahrzeugen steigt auch der globale Strombedarf. Das „Economic Transition Scenario“ von BloombergNEF geht davon aus, dass der Bedarf zwischen 2025 und 2030 um das 2,4-Fache ansteigt und bis 2040 sogar auf das Achtfache wächst.

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, bedarf es neuer, innovativer Lösungen. Eine besonders spannende Entwicklung betrifft das Laden von elektrischen Fahrzeugen und sorgt dafür, dass Strom künftig nicht nur vom Netz in die Batterie, sondern auch wieder zurückfließt. So entsteht ein vernetztes, dynamisches System, in dem Erzeugung, Speicherung und Nutzung intelligent miteinander verbunden sind - ein entscheidender Schritt hin zu einer flexiblen und nachhaltigen Energieversorgung.

Bidirektionales Laden als neuer Standard

V2X, kurz für Vehicle-to-Everything, beschreibt die Fähigkeit von Elektrofahrzeugen, nicht nur Energie zu verbrauchen, sondern sie auch zu speichern, zu verteilen und an andere Systeme weiterzugeben. Es umfasst verschiedene Anwendungen, darunter:

  • V2G (Vehicle-to-Grid): Stromrückspeisung ins öffentliche Netz, um Lastspitzen abzufedern oder Netzfrequenz zu stabilisieren.
  • V2B (Vehicle-to-Building): Versorgung von Gebäuden oder Anlagen bei hoher Nachfrage oder Netzstörungen.

Das bidirektionale Laden – als wesentliches Element von V2X – entwickelt sich von der Pilotphase allmählich zum Marktstandard. Das Fahrzeug dient somit als mobiler Energiespeicher, der flexibel auf Signale, wie Netzanforderungen oder Preisänderungen reagieren kann.

Mit dieser Technik wird das Elektrofahrzeug zu einem aktiven Teil des Energiesystems. Diese Entwicklung wird auch von Normungsgremien vorangetrieben: Grundlage dafür ist die ISO-Norm 15118-20, die den bidirektionalen Datenaustausch zwischen Fahrzeugen und Ladestationen regelt. Nach der EU-Verordnung 2023/1804 müssen neue oder modernisierte öffentliche Ladepunkte diese Norm künftig unterstützen, um mit Fahrzeugen V2G-fähig zu kommunizieren.

Mit V2X wandele sich das Laden vom reinen Kostenfaktor zu einem aktiven Wertschöpfungsbaustein, so Chargepoint. Ladepunkte können an Netzstabilisierung, Lastmanagement und Energie-Balancierung teilnehmen, während Flotten- und Energiebetreiber von niedrigeren Betriebskosten und höherer Versorgungssicherheit profitieren.

Eine neue Architektur für Lade- und Energienetze

Chargepoint, Anbieter von Ladelösungen für Elektrofahrzeuge, und das intelligente Energie-Management-Unternehmen Eaton haben nach eigenem bekunden diese Dynamik früh erkannt und gemeinsam eine Lösung entwickelt, die V2X praktisch nutzbar machen soll. Die Express-V2X-Architektur von Chargepoint basiert auf einer hocheffizienten DC-Systemstruktur mit Ladeleistungen von 200 kW bis hin zu mehreren Megawatt. Damit sei sie nicht nur schneller als aktuelle Fahrzeuglösungen, sondern auch vollständig ISO 15118-20-kompatibel und auf zukünftige Marktanforderungen vorbereitet.

Die neue gemeinsame Lösung kombiniere dazu Ladehardware und Energietechnik zu einem skalierbaren System für Flotten und öffentliche Ladeinfrastruktur.

Eaton ergänzt das System um die Fähigkeit, Ladeinfrastruktur vollständig in Microgrid- und Energie-Management-Systeme zu integrieren. Diese können Energie aus Solar-, Wind- und Batteriespeichern intelligent steuern, bei Netzausfällen autark weiterlaufen und so Resilienz und Kosteneffizienz erhöhen. So entstehe eine nahtlos vernetzte Infrastruktur, die Netzbelastung reduziert, Versorgungssicherheit stärkt und neue Erlösmodelle für Betreiber eröffnet.

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