Dem Band entkommen

26. September 2007, 16:55 Uhr |

Disk-Backups – Der Wechsel zu Disk-Backups kann Unternehmen langfristig Zeit und Geld sparen.

Wie wichtig Datensicherungen sind, dürfte inzwischen allgemein bekannt sein. Administratoren (oder deren Gehilfen) scheinen dazu auserkoren, ewig und drei Tage die Bänder im antiken Laufwerk des Unternehmens auszuwechseln – es sei denn, sie können Hand an eine der verführerischen neuen Disk-Backup-Lösungen anlegen. Das muss kein Traum bleiben.

Die Sicherung der Daten auf Festplatte ist nichts Neues. Selbst das spartanische Ntbackup tut dies schon seit Windows-NT 3.5. Die sinkenden Kosten von Festplattenspeicher und die Unbequemlichkeiten von Bändern schüren das Interesse am Disk-to-Disk-Backup oder am geeigneteren Disk-to-Disk-to-Tape-Backup.

Viele gute Gründe sprechen dafür, der Backup-Architektur eine Festplattenstufe hinzuzufügen. Fragt man Speicherprofis nach Disk-to-Disk, dann hört man deren Phantasien von beeindruckend roher Backup-Performance. Vielleicht messen Administratoren tatsächlich reduzierte Backup-Zeiten während der Disk-Phase, aber das lässt sich kaum auf schnellere Backups zurückführen. Heutige Super-Digital-Linear-Tape-(SDLT-) und Linear-Tape-Open-(LTO)-Bandlaufwerke schaffen Backup-Raten von mehr als 2 GByte pro Minute – das ist schneller, als die meisten kleinen und mittelgroßen Server den Laufwerken die Daten zuschießen können. Disk-Backups sind also nicht unbedingt schneller als moderne Bandlaufwerke.

Ein LTO3-Laufwerk erledigt 1,2 bis 1,8 GByte pro Minute, und das ist auch die Rate eines optimierten Festplattensystems. Disk-Backups sparen aber Zeit, weil der Administrator mehr als einen Job gleichzeitig ausführen kann. Die meisten bezahlbaren Band-Backup-Optionen sichern hingegen nur einen Datenstrom. Sind bei nur einem Bandlaufwerk zehn Server vorhanden, von denen jeder zwei Stunden Backup benötigt, dann dauert das vollständige Backup gewaltige zwanzig Stunden – und es benötigt einen Babysitter zum Wechseln der Bänder. Die meisten Server – besonders Exchange-Server – können die Daten nicht so schnell senden. Der Backup-Server wartet also. Enterprise-Backup-Systeme, darunter Legato Networker und Symantecs Veritas-Netbackup, streuen die Daten über die Bänder, was die Wiederherstellung verlangsamt, weil das System nicht benötigte Daten überspringen muss. Eine Festplatte ist im Gegensatz dazu ein Random-Access-Medium. Bis zu vier, fünf Server lassen sich gleichzeitig sichern, bevor der Ein-/Ausgabekanal gesättigt ist – ein 20-Stunden-Backup wird zu einem 5-Stunden-Prozess.

In der heutigen Band-only-Welt sichern die meisten Administratoren Daten, um auf einen katastrophalen Serverfehler vorbereitet zu sein. Jede Nacht führen sie vollständige oder vollständige und differenzielle Backups durch und erzeugen viele Kopien derselben Daten, um nicht jede Serie inkrementeller Backup-Bänder suchen und mounten zu müssen, falls ein Server wiederherzustellen ist.

Bänder sind prima, falls eine komplette Platte wiederherzustellen ist, aber in der Realität sieht es doch so aus: Eine typische Wiederherstellung ist die Antwort auf den nervösen Telefonanruf eines Benutzers, der gerade versehentlich eine wichtige Datei gelöscht oder überschrieben hat. Welch bedauernswerter Administrator, der dann herausfinden muss, welches Band die erforderlichen Daten enthält, dieses Band laden und den Wiederherstellungsauftrag starten muss. Und es kann durchaus eine Stunde und länger dauern, bis die Backup-Software die Datei auf dem sequenziellen Backup-Medium gefunden hat.

Wer dem Backup-System eine Festplattenstufe hinzufügt, kann mit den doppelten Backups Schluss machen und inkrementelle Backups durchführen. Da alle inkrementellen Backups im Festplatten-Datentresor online verfügbar sind, ist eine vollständige Server-Wiederherstellung von einem vollständigen Backup und mehreren inkrementellen Backups keine große Sache. Das Resultat ist, dass Administratoren weniger Daten sichern müssen, was wiederum die Prozedur verkürzt. Empfängt der Administrator eine panischen Anruf mit der Bitte um eine Dateiwiederherstellung, dann sind die Daten bereits online, und er kann die Datei innerhalb von Minuten statt Stunden wiederherstellen.

Die Form der Funktion anpassen

Wer Festplatten für die täglichen Backups nutzt, kann Bänder für die Applikationen aufsparen, bei denen es auf Portabilität, lange Aufbewahrungszeiträume und relativ geringe Kosten ankommt. Solche Applikationen sind beispielsweise Off-Site-Backups und langfristige Archivspeicher.

In einer idealen Situation würde der Administrator jedes Backup auf Festplatte durchführen, gewährleisten, dass die Daten innerhalb des Backup-Fensters gesichert wurden, und dann die für eine Aufbewahrung außerhalb des Standorts bestimmte Daten bei Beendigung aller Backupsauf Band übertragen. Da die Datenkopien den Backup-Medien-Server nicht verlassen, spricht nichts gegen eine Ausführung während des Tages – die Performance der Benutzer und die Datenintegrität werden nicht beeinträchtigt. Um sicher zu sein, sendet ein vorsichtiger Administrator vollständige Backups wöchentlich nach außerhalb des Standorts und hebt Daten im Wert von einem Jahr sowie die Bänder vom Jahresende so lange auf, wie es die Unternehmensrichtlinien erfordern. Wer derzeit Bandlaufwerke oder Libraries besitzt, die es kaum schaffen, die Backups in einer Nacht durchzuführen, der sollte nicht die Bandlaufwerke aktualisieren, sondern überlegen, Disk-Backup hinzuzufügen und die existierende Band-Technik speziell für Off-Site-Backups oder zur Archivierung zu nutzen. Dadurch verbessert der Administrator nicht nur seine Backup-Strategie, sondern er erhält auch zwei Systeme zum Preis von einem.

Disk-to-Disk-to-Tape bedeutet mehr, als lediglich die Server in einer Dateisammlung und diese Dateisammlung dann auf Band zu sichern. Ein Administrator könnte das allein schon mit Ntbackup tun. Aber er muss auch die Daten vom Band zur Backup-Server-Platte und dann zum Quell-Server zurückkopieren können. Das Band von einem Disk-to-Disk-to-Tape-Backup sollte dieselben Daten enthalten, die es bei einem direkten Backup enthalten würde. Backup-Applikationen sollten also eine Daten-Kopierfunktion enthalten.

Administratoren können auch ein synthetisches vollständiges Backup erzeugen. Dazu erstellen sie unter Verwendung der Datenbank der zuvor gespeicherten Dateien ein Backup-Set auf Platte oder Band, das dieselben Daten wie ein vollständiges Backup enthält. Unterstützt die jeweilige Backup-Applikation synthetische vollständige Backups, dann reicht es, ein vollständiges Backup vom Server ein einziges Mal durchzuführen, und die viel kleineren und schnelleren inkrementellen Backups von diesem Punkt an vorwärts.

dj@networkcomputing.de


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