Teamviewer 3.0 vs. Crossloop 2.02

Die Firewall überspringen

16. März 2008, 23:54 Uhr | Thomas Joos/wg

Software für die Fernwartung gibt es zuhauf: von kostenlosen VNC-Varianten bis zu professionellen Lösungen wie zum Beispiel Dameware, Logmein oder Radmin. Aber unabhängig vom Preis hat fast jede Software das gleiche Problem: Die wenigsten Tools spielen beim HTTPS-Zugriff über eine Firewall oder einen Proxy-Server mit. Hier setzen Teamviewer und Crossloop an.

Teamviewer 3.0 und Crossloop 2.02 ermöglichen mit sehr schlanken Clients Fernwartungszugriffe
auf Rechner im internen Netzwerk, aber auch via Internet, selbst über Firewalls und Proxy-Server
hinweg. Beide Applikationen unterstützen neben Windows XP auch Windows Vista, Teamviewer
unterstützt zusätzlich Windows 95/98 und 2000.

Teamviewer

Bei der für Privatanwender kostenlosen Anwendung Teamviewer handelt es sich um eine
Fernwartungs- oder auch "Desktop-Sharing"-Software. Der Preis für Unternehmen ist angesichts der
Leistungen durchaus verschmerzbar: Die Lizenz für einen Client kostet entweder 159 Euro (6 Monate)
oder 499 Euro (dauerhafte Lizenz), die Premiumlizenz 998 Euro. Die überwachten Clients müssen bei
dieser nicht lizenziert werden, sondern nur die Administratorenarbeitsplätze. Es spielt somit keine
Rolle, ob der Systemverwalter zehn oder 1000 Clients betreut. Die Software ist ein Traum für alle
Administratoren, die regelmäßig Support über das Internet oder geroutete und Firewall-geschützte
Netzwerke geben müssen, also kleinere Niederlassungen oder Heimarbeitsplätze betreuen.

Die Software ist so installierbar, dass ein Anwender diese erst starten muss, bevor ein
Fernzugriff erfolgen kann. Diese Variante ist vor allem als Support-Lösung interessant, weil damit
keine Überwachung der Mitarbeiter stattfinden kann. So lassen sich Betriebsräte leichter
überzeugen, die Software zu genehmigen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, während der Installation
den so genannten Host-Modus zu verwenden. In diesem Fall startet die Anwendung automatisch als
Systemdienst, und der Zugriff auf den Rechner ist auch möglich, ohne dass ein Anwender angemeldet
ist. So kann der Administrator zum Beispiel auf Heimarbeitsplätze oder Server zugreifen, vor denen
nicht ständig ein Mitarbeiter sitzt.

Die Verwendung der Software ist denkbar einfach. Zunächst muss der Systemverwalter eine kleine
Anwendung von der Internetseite www.teamviewer.com herunterladen und auf dem Computer installieren
oder starten, auf den er zugreifen will. Auch auf den Computer, von dem aus er über das Internet
zugreift, ist die Anwendung zu isntallieren oder zu starten. Der Start ist also auch ohne vorherige
Installation möglich. Dadurch lässt sich die Anwendung auch von einem USB-Stick aus betreiben. Die
ausführbare Datei und das Installationspaket sind identisch. Beim Start der Anwendung ist der Modus
wählbar. Für beide Varianten reichen normale Benutzerrechte aus. Ein Administratorkonto wird nicht
benötigt, da das Tool keine Treiber ausauscht oder Systemdateien verändert. Auch Firewall,
Proxy-Server oder DSL-Router müssen nicht angepasst werden, der Verkehr darf problemlos passieren.
Nach der Installation beziehungsweise dem Start der Anwendung wird automatisch von einem zentralen
Server beim Hersteller eine ID und ein Passwort generiert.

Vom zugreifenden Computer aus lässt sich jetzt über die Schaltfläche "Mit Partner verbinden"
eine Sitzung zum anderen Computer aufbauen. Dabei sind die ID und das Passwort der aktuellen
Sitzung auf dem Host erforderlich. Nach wenigen Sekunden baut sich das Fenster auf und die
Fernwartung beginnt. Das Programm erkennt automatisch, ob die Verbindung über ein Netzwerk oder das
Internet läuft und stellt die Datenübertragung entsprechend der Bandbreite ein, sodass immer eine
optimale Leistung bei der Fernwartung erzielt wird. Auf der Internetseite des Herstellers gibt es
ausführliche Hilfen für Fälle, bei denen die Computer zum Beispiel hinter hochsicher konfigurierten
Firewalls positioniert sind. Auch hier ist der Zugriff grundsätzlich möglich.

Über ein Chat-Fenster können die beiden Teilnehmer kommunizieren. Auch Dateien lassen sich
zwischen den beiden Computern austauschen. Damit Daten nicht ungewollt ausgetauscht werden, muss
der Client-PC dem Datenaustausch zustimmen. Aber auch dies kann der Administrator in den
Einstellungen des Hosts vorgeben. Bricht der Datenaustausch während der Übertragung ab, ist kein
neuer erforderlich, sondern der Client überträgt die restlichen Daten bei der nächsten
Verbindung.

Sind am ferngesteuerten Computer mehrere Monitore angeschlossen, kann der Administrator mit
Teamviewer zwischen diesen Monitoren umschalten. Nach dem Beenden der Sitzung und dem Schließen der
Applikation kann kein Anwender über Teamviewer auf den Computer zugreifen, bis erneut eine Sitzung
erstellt und ID und Passwort weitergegeben wurden. Natürlich ist diese Konfiguration veränderbar,
damit auch eine Fernwartung auf Server stattfinden kann. In diesem Fall erfolgt der Zugriff nicht
über eine ID, sondern es muss eine entsprechende Authentifizierung stattfinden.

Der Zugriff funktioniert auch, wenn der zugreifende Computer über einen Proxy-Server mit dem
Internet verbunden ist. Dazu wird die Proxy-Konfiguration aus dem Internet Explorer ausgelesen. Wer
einen anderen Browser einsetzt, zum Beispiel Mozilla Firefox, muss die Daten manuell in die
Software eintragen. Dazu steht beim Start unten im Fenster ein Icon zu der so genannten
Dyngate-Konfiguration zur Verfügung. TeamViewer kommuniziert mit RSA
Public-/Private-Key-Exchange-Verschlüsselung und RC4 Session Encoding. Dritte können den
Datenverkehr daher nicht mitschneiden.

Die Software kann auch zu Präsentationszwecken Verwendung finden. Dazu gibt man einfach den
eigenen Desktop kurzfristig frei, und Gesprächspartner greifen über das Internet auf den Rechner
zu. Dies erleichtert vor allem Vertriebsmitarbeitern das Leben. Diese Funktion ist schnell
eingerichtet, ohne dass ein IT-Spezialist vor Ort sein muss. Da die Software nicht nur unter
Windows Vista läuft, bremst auch die Benutzerkontensteuerung die Fernwartung nicht aus.
Entsprechende Meldungen werden an den zugreifenden Rechner geschickt, der diese dann bestätigen
kann, ohne dass die Fernwartung unterbrochen wird.

Crossloop

Die Freeware Crossloop funktioniert ähnlich wie Teamviewer. Auch erlaubt den Zugriff über das
Internet, ohne dass Einstellungen auf Routern oder der Firewall zu ändern sind. Die Anwendung
basiert grundsätzlich auf Tight VNC, was auch das Icon beim Starten der Anwendung verdeutlicht.
Neben Windows XP und Windows 2000 unterstützt das Tool Windows Vista, aber kein Windows 95/98 oder
ME. Im Gegensatz zu Teamviewer ermöglicht Crossloop keinen direkten Start ohne Installation, lässt
sich also auch nicht über einen USB-Stick starten. Nach dem Start des Clients stehen zwei
Registerkarten zur Verfügung. Über "Zugriff" baut der Systemverwalter eine Sitzung auf einem
anderen Computer auf, über "Zugang" kann ein Anwender eines anderen Computers auf den Rechner
zugreifen.

Schnell fällt auf, dass die Bedienung und der Umgang wesentlich unkomfortabler sind als bei
Teamviewer. Bei unseren Tests mussten wir mehrere Anläufe nehmen, um eine Sitzung aufzubauen,
während bei Teamviewer dieser Vorgang wesentlich schneller abgeschlossen war. Es fällt auch schwer,
auf den ersten Blick zu erkennen, welche Aufgabe denn die einzelnen Registerkarten haben, da die
Bezeichnungen nicht gerade leicht verständlich sind. Vor dem Verbindungsufbau müssen beide Seiten
auf "Verbinden" klicken. Die Teamviewer-Oberfläche macht einen professionelleren und
Windows-konformen Eindruck. Der zugreifende Anwender braucht bei Crossloop für den Zugriff die
Daten auf der Registerkarte "Zugang" des Hosts-PCs. Sind beide Computer mit dem Crossloop-Server im
Internet verbunden, erfolgt der Aufbau des Desktops.

Auch bei Crossloop ist der Datenverkehr verschlüsselt, hier mit 128 Bit. Wie bei Teamviewer ist
für den Zugriff auf den Host-PC ein Benutzername und ein Kennwort notwendig. Im Fall von Crossloop
ist dieser Zugangscode sogar zwölfstellig. Auch wenn Crossloop zu Windows Vista kompatibel ist,
meckert der Windows-Defender beim Zugriff und meldet einen potenziellen Angreifer. Das verschreckt
unbedarfte Anwender schnell. Die Geschwindigkeit von Crossloop ähnelt der von Teamviewer, wobei
nach subjektivem Empfinden auch hier Teamviewer die Nase etwas vorn hat, vor allem bei langsamen
Verbindungen.

Crossloop bietet die Möglichkeit, ein eigenes Konto beim Hersteller anzulegen, über das zum
Beispiel eine Zugriffshistorie und weitere Funktionen zur Verfügung stehen. Leider fehlt die
Möglichkeit eines Chat-Fensters. Dieses Problem lässt sich aber notfalls über ein geöffnetes
Notepad-Fenster umgehen. Damit ist der Chat zwar nicht so bequem, aber immerhin machbar. Ein
Datenaustausch ist über ein Icon im Fenster möglich. Auch hier kann der Anwender entscheiden, ob
die Datei empfangen oder blockiert wird.

Durch eine Schaltfläche im Client lässt sich die Fernwartung, wie auch bei Teamviewer, umkehren.
So kann der Host zum zugreifenden Computer werden. Auf diese Weise können sich Anwender schnell
gegenseitig bei Problemen helfen. Für jede Sitzung ist konfigurierbar, ob der zugreifende Rechner
nur beobachten darf, oder ihm auch Maus und Tastatur zur Verfügung stehen. Über die Einstellungen
im Programm konfiguriert der Administrator auch der Zugriff über einen Proxy-Server. Für den
Zugriff auf den Desktop erfordert Crossloop immer die Zustimmung des Anwenders. Aus diesem Grund
ist der Zugriff auf Heimarbeitsplätze oder Server nur dann möglich, wenn jemand den Zugriff
bestätigt.

Beide Lösungen erfüllen ihren Zweck. Wer auf Teamviewer setzt, kann die Anwendung erst ohne
Kosten testen und dann lizenzieren, wenn die Leistung stimmt. Wer eine schnelle
Verbindungsmöglichkeit zu Fernwartungszwecken sucht, die auch ungeübte Anwender bedienen können,
findet mit beiden Lösungen zufriedenstellende Ergebnisse, auch wenn Teamviewer etwas besser
gefällt. Da Teamviewer sehr rasch einsatzbereit ist, eignet sich die Software auch für einen
schnellen Ad-hoc-Zugriff auf einen Rechner und erspart so manche Fahrt zum Endanwender oder Kunden.
Bei unseren Tests hat Teamviewer die Nase vorn, da der Umgang mit der Software intuitiver und
stabiler ist. Während sich Teamviewer auf professionelle Anwender konzentriert, liegt der
Schwerpunkt bei Crossloop klar bei Privatanwendern. Dafür steht Crossloop kostenlos zur Verfügung,
während Unternehmen für Teamviewer bezahlen müssen. Durch die Möglichkeit, als Systemdienst zu
starten oder gar nicht erst installiert sein zu müssen, eignet sich Teamviewer auch zur Fernwartung
von Servern und unbeaufsichtigten Heimarbeitsplätzen. Auch hier scheidet Crossloop aus.

Info: Teamviewer Tel.: 07161/6069-250 Web: www.teamviewer.com

Info: Crossloop Fax: 001/831/655-9795 Web: www.crossloop.com


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