Testserie Monitoring, Teil 2: Solarwinds NPM 12

Die IT umfassend im Blick

7. September 2016, 8:00 Uhr | Von Thomas Bär und Frank-Michael Schlede.

Nur wer sich intensiv mit den Kennzahlen seines Netzwerks auseinandersetzt, ist in der Lage, Veränderungen wahrzunehmen. Mit der richtigen Monitoring-Software gelingt dies jedoch auch ohne wochenlange Messungen, wie Network Performance Monitor (NPM) von Solarwinds beweist. Wir haben NPM in der aktuellen Version 12 getestet.

Beinahe jeder Hersteller von Server- und Netzwerk-Hardware protokolliert Mess- und Leistungsdaten, um dem Administrator ein Gefühl dafür zu geben, was auf den Maschinen passiert. Im Zusammenspiel mit mehreren Herstellern empfiehlt sich eine Lösung für die Messung der Netzwerk-Performance, die mit verschiedenen Anbietern umzugehen weiß. NPM 12 von Solarwinds ist eine solche Software - hochentwickelt, spezialisiert und etabliert.

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Solarwinds NPM begrüßt den Administrator mit dem Einrichtungsassistenten.

NPM arbeitet wie beinahe alle Programme dieser Art auf Basis von Standards wie Syslog, SNMP oder WMI. Im Idealfall geht die Einführung der Monitoring-Software ohne Änderungen der Umgebung einher. Sofern detaillierte Daten von Windows-Servern erforderlich sind, steht es dem Administrator frei, einen Agenten zu installieren. Solche Agenten sind insbesondere in Umgebungen interessant, die durch NAT, Proxies oder Firewalls die direkte Kommunikation erschweren. Glücklicherweise benötigt die verschlüsselte Kommunikation lediglich einen einzigen Port und wurde dahingehend optimiert, dass auch bei hoher Latenz oder geringer Bandbreite ein sicherer Datenaustausch mit 2.048-Bit TLS (Transport Layer Security) möglich ist.

NPM zielt laut Aussagen des Herstellers darauf ab, Netzwerkausfälle zu verringern und die Ermittlung, Diagnose sowie Behebung von Leistungsproblemen im Netzwerk zu beschleunigen. Geht es nur darum, einen schnellen Blick auf die Gestalt der Oberfläche, die Benachrichtigungen oder Alarmverarbeitung zu werfen, so empfiehlt sich der Besuch der Webseite oriondemola.solarwinds.de - eine Komplettinstallation in einer Demo-Umgebung des Herstellers. Über die Benennung darf man sich nicht wundern: NPM heißt bei Solarwinds im Zusammenspiel mit anderen Funktionen stets Orion.

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Ein Sicherheitsrisiko: Solarwinds NPM startet ohne Passwort und erzwingt auch keine Festlegung desselben.

Dank des modularen Aufbaus der Solarwinds-Umgebung kann sich der Kunde die Bestandteile herauspicken, die ihn besonders interessieren. Soll Orion, wie sicherlich in vielen Umgebungen primär im Einsatz, eine Vsphere-Landschaft von VMware oder Hyper-V-Installationen der Windows-Server in größerer Tiefe überwachen, so gibt es hierzu das passende Modul mit dem Virtualization Manager.

Schnell selbst installiert

Vor der Installation stand zunächst der Download der 1,6 GByte großen Umgebung an. Solarwinds packt faktisch alle angebotenen Lösungen - und davon gibt es reichlich - in umfassende Pakete. Glücklicherweise muss sich der Administrator beim Aufbau einer Testumgebung nicht sehr viele Gedanken machen, da im Download-Paket alles enthalten ist, was dazu erforderlich ist: Den IIS-Web-Server in der 32-Bit-Variante und eine MS-SQL-Datenbank richtet der Installer bei Bedarf ein, die aktuellste Dotnet-Version 4.6.1 auf dem Server ist Pflicht. Nötig ist also nur ein wenig Zeit.

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Hier kommt Equalizer-Stimmung auf: die Schieberegler von Solarwinds NPM für die Suchparameter.

Solarwinds? Orion-Tools laufen grundsätzlich auf der Windows-Plattform und erfordern einen Windows Server 2008R2 SP1, 2012 oder 2012R2. Evaluationsinstallationen sind auch unter Windows 7 SP1 oder höher möglich. Eine Installation auf einem Domänen-Controller wird nicht empfohlen, folglich wird die Einrichtung auf einem Windows Server 2012R2 Essentials Rechner nicht unterstützt. Die Software funktioniert auf Windows-Installationen in den Sprachen Englisch, Deutsch, Japanisch und Chinesisch. Sie erwartet eine IPv4-Umgebung und arbeitet nur im Dual Stack mit IPv6-Gerätschaften zusammen; die sogenannte CIDR-Notation (Classless Inter-Domain Routing) für den jüngeren IP-Standard wird nicht unterstützt.

Die Installation besteht faktisch aus dem Anklicken von "Ja" oder "Weiter" und dauert nur einige Minuten. Im Anschluss greift der Anwender in erster Linie per Web-Browser auf die Umgebung zu. Unterstützt werden laut Produktdokumentation Microsoft IE 11, Edge, Firefox 44 oder höher, Chrome 48 oder höher und Apples Safari auf dem Iphone. Während unseres Tests nutzten wir mehrfach den Safari 9.1.1 auf einem Mac mit OS X 10.11.5 (El Captain) ohne erkennbare Inkompatibilitäten. Selbiges gilt für den aktuellen Opera-Browser auf einem Windows-PC.

Hallo, ist hier mein Netzwerk?

In der Grundeinstellung erlaubt die Software eine Anmeldung ohne Passwort - das ist zwar äußerst angenehm, da so die Suche nach dem Kennwort in der Produktdokumentation entfällt, doch zwingt Orion den Anwender nicht dazu, ein Passwort festzulegen. Die gepflegte Trägheit verleitet somit dazu, über einen längeren Zeitraum kein sicheres Login anzulegen.

So richtig umfassend wollte die Solarwinds-Software unsere kleine Testumgebung auf Anhieb nicht darstellen. Die Durchsuchung der beiden Netzwerkbereiche 192.168.0.0/24 und 192.168.1.0/24 ergab nur ein paar Gerätschaften. Dieses Verhalten machte uns stutzig. Wir installierten deshalb die VMware-Tools noch einmal und starteten den Test-Server erneut durch. Im zweiten Anlauf ergab sich dann das für uns zu erwartende Bild: Die Solarwinds-Software konnte VMware Vcenter Server, Microsoft Exchange 2013, Domänen-Controller, Switches und Router ohne Probleme finden und in die integrierte Datenbank aufnehmen.

Nach einigen Minuten konnten wir die ersten Leistungs- und Messdaten ablesen. Bandbreite, Speicherauslastung, Betriebszeit - je nachdem, was die Geräte an Daten liefern konnten. Ohne größere Probleme findet sich der Administrator in den Oberflächen zurecht und passt die Überwachung den eigenen Vorstellungen an. Insbesondere zur Anfangszeit ist sicher immer wieder der Sprung in die Grundeinstellungen erforderlich. Auch hier erklären sich beispielsweise die Funktionen bei der Benutzersteuerung praktisch von allein. Ebenso intuitiv geht es im Benachrichtigungssystem vonstatten - die Grundvariante mit einem E-Mail-Versand per SMTP ist mit wenigen Klicks eingerichtet.

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Die hilfreiche Netpath-Darstellung von Netzwerkverbindungen zeigt auf einen Blick die Auswirkung einer höheren Latenz auf eine redundante Anbindung.

Wie vergleichbare Lösungen, so generiert auch Solarwinds NPM Alerts, wenn ein Ereignis eintritt oder ein zuvor definierter Schwellenwert überschritten wird. Neben der bereits benannten E-Mail-Benachrichtigung gibt es als Optionen automatische Skript- oder Programmausführungen und die Abbildung von Eskalationspfaden. Schon in der Grundinstallation kann NPM mehr als 2.000 Elemente überwachen, sofern die Geräte die entsprechenden Werte an die Software liefern - hier kann es sich um Netzwerkknoten, Schnittstellen oder Volumes handeln. In größeren Umgebungen sind möglicherweise zusätzliche, sogenannte "Polling Engines" erforderlich - alternativ bietet sich die Installation zusätzlicher Web- und Monitoring-Server an.

Besonders gut gefiel die Reaktionsgeschwindigkeit und Flexibilität der Oberfläche. An vielen Stellen fanden wir eine überaus hilfreiche Tool-Tipp-Funktion, die, ohne dass wir in das entsprechende Fenster wechseln mussten, bereits die wichtigsten Eckdaten wie zum Beispiel eine sehr hohe Arbeitsspeicherauslastung auf einem Server anzeigte.

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Änderungen von Konfigurationseinstellungen dokumentiert NPM mit Zeitstempel.

Der Anwender kann sich gewünschte Elemente beliebig in seinen Dashboards positionieren. Somit besteht die Möglichkeit, beispielsweise den Hinweis auf die "Drahtlosabdeckung" nach unten zu verschieben, da es sich hier um ein kostenpflichtiges Zusatzmodul handelt. Eine Schaltfläche, um dieses Element komplett auszublenden, suchten wir vergeblich. Die Positionierung eigener Objekte auf der "Weltkartenfunktion" funktionierte in unserem Test leider nicht, da das "Mapquest + Developer"-Fenster uns informierte, dass dieser Dienst zum 11. Juli 2016 abgeschaltet wurde. In der Online-Variante funktionierte die Karte noch problemlos.

Was ist neu?

Netzwerk-Monitoring-Software leidet ein wenig unter derselben Problematik, die auch Entwickler von Office-Programmen heimsucht: Große Veränderungen sind zu erwarten. Während die Office-Entwickler sich plötzlich mit den Herausforderungen der Cloud-Anbindung auseinandersetzen müssen, bleiben derlei Herausforderungen am Network-Monitoring-Markt noch unsichtbar. Zumindest gibt es für die aktuelle Version 12 der Solarwinds-Lösung das Wort "Cloud" auf den ersten Blick überhaupt nicht. Über Agenten ist jedoch eine Einbindung von IaaS-Umgebungen für Amazon EC2, Rackspace oder Microsoft Azure grundsätzlich möglich.

Die Oberfläche haben die Entwickler bei Solarwinds modernisiert und an vielen Stellen optimiert. Diese Verbesserung, obwohl eher subtil, vereinfacht die Arbeit mit dem Programm nachhaltig. Frühere Versionen der Software hatten doch durchaus etwas "Erschlagendes" in der Menüstruktur, Version 12 ist dagegen einfach aufgeräumter. Ebenfalls als äußerst praktisch empfanden wir den neu gestalteten "Netpath-Service", der Router-Verbindungen und Laufzeiten visualisiert. Insbesondere wenn der Anwender mehrfach angelegte Anbindungen betreibt, ist so eine selbstsprechende Darstellung mit roten und grünen Linienverbindungen zwischen den Routern sehr hilfreich.

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Jede Veränderung, die NPM von Solarwinds protokolliert, muss ein administrativer Benutzer bestätigen.

Seit der 11er-Version aus dem Jahr 2014 bietet NPM eine integrierte Deep Packet Inspection, die bei der Analyse von Netzwerkdaten im Hintergrund operiert. Laut Herstellerangaben identifiziert die Software mithilfe dieser Paketanalyse bereits mehr als 1.200 Applikationen auf den zu überwachenden Netzwerkknoten. Für Lösungen von F5s Big-IP-Familie bietet die neue Version eine vertiefte Auswertung und Visualisierung im Zusammenspiel mit den ADCs (Application Delivery Controller) von F5.

Fazit

Solarwinds hat mit NPM 12 ein gutes und überaus leistungsfähiges Monitoring-Produkt im Portfolio. Die Überwachung und Benachrichtigung ist relativ zügig eingerichtet, und an vielen Ecken freut sich der Administrator über praktische Hilfestellungen. Insgesamt überzeugte NPM auf ganzer Länge, von einigen kleineren Unzulänglichkeiten wie beispielsweise dem nicht gesetzten Standardpasswort einmal abgesehen. Preislich startet das Produkt ab rund 2.800 Euro. Es wird direkt über die Website des Herstellers sowie über Wiederverkäufer von Solarwinds vertrieben.

Info: Solarwinds
Tel.: 0800/6644677
Web: www.solarwinds.com/de

Thomas Bär und Frank-Michael Schlede.

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