Während S-DLT und LTO-Laufwerke bis 300 GByte Daten in linearen Spuren auf ein Halbzoll-Band schreiben, nutzt Sony im neuen Super-AIT ein Schrägspurverfahren und schafft damit ganze 500 GByte pro Band.
Während sich Hersteller und Anwender endlos darüber streiten, ob LTO oder S-DLT besser und schneller die Daten eines Rechenzentrums sichert, mogelt sich Sony nahezu unbemerkt mit S-AIT auf den Enterprise-Storage-Mark. Dieses neue Tape-System nutzt eine Single-Reel-Cartridge, ähnlich einer LTO-Cassette, mit einem Halbzoll-Band. Während S-DLT und LTO die Daten in linearen Spuren auf Band sichern, verwendet Sony das Helical-Scan-Verfahren.
Die Schrägspuraufzeichung auf Halbzoll-Medien ist dabei für Sony nichts vollkommen Neues. Sony hat bereits vor Jahren auf Basis der professionellen Betacam-Technologie ein digitales Speichersystem für Daten entwickelt. Das so genannte DTF speicherte ursprünglich 60 GByte, später mit DTF-2 200 GByte auf einer Betacam-ähnlichen Cartridge. Super-AIT unterscheidet sich relativ wenig von DTF-2, was die Kopftrommel anbelangt.. Durch die Single-Reel-Cartridge kann der Hersteller jedoch ein längeres Band verwenden und erhält somit die unkomprimierten 500 GByte Speicherplatz.
Hersteller: Sony
Charakteristik: externes S-AIT-Bandlaufwerk
Kurzbeschreibung: Die Storstation
S-AIT e 1300 sichert 500 Gbyte unkomprimierter Daten im Helical-Scan-Verfahren auf ein Single-Reel-Halbzollband. Mit einer dauerhaften Transferrate von 30 MByte/s stellt das Laufwerk hohe Anforderungen an die zu sichernde Infrastruktur. Dank Schrägspuraufzeichnung findet der Streamer in kurzer Zeit Daten auf dem Band.
Web: http://sony.storagesupport.com/sait/index.htm
Preis: 11500 Euro
Network Computing testete Sonys erstes externes SCSI-Laufwerk »StorStation S-AIT e 1300« in den Real-World Labs Poing. Als Hersteller von chiquem Home-Equipment kann es sich Sony natürlich nicht verkneifen, das externe Laufwerk in ein gestyltes Gehäuse anstatt in eine langweilige graue Kiste zu packen. Im direkten Vergleich zu einem externen S-DLT-320-Laufwerk von Tandberg Data fällt Sonys S-DLT etwa 10 cm länger, aber dafür nur halb so hoch aus. Noch kämpfen die Japaner mit dem Problem, dass die S-AIT-Mechanik ein sehr tiefes Laufwerk erfordert, so dass es derzeit auch keine internen Geräte gibt. Die Gehäusefront schützt eine halbtransparente blaue Klappe, die verhindern soll, dass Staub in das Laufwerk eindringt. An der Gehäusefront informieren vier LEDs über den Status von Laufwerk und Cartridge. Zwei Leuchten zeigen Geräte- oder Kassettenfehler an, die dritte leuchtet auf, wenn der Streamer eine Cleaning-Cartridge fordert. Die vierte und wichtigste informiert über den Gerätestatus. Gleicht in drei Farben blinkt das Statuslämpchen, je nachdem, ob der Streamer, liest, schreibt oder sich gerade langweilt.
Laut technischer Spezifikationen schafft das Laufwerk eine kontinuierliche, unkomprimierte Transferrate von 30 MByte pro Sekunde, in für Tapes üblichen Durchsatzraten ausgedrückt: 1800 MByte pro Minute oder 105 GByte pro Stunde. Das SCSI-Interface schafft Burstraten bis 160 MByte/s. Das Laufwerk arbeitet zudem mit einem sehr geräumigen RAM-Puffer von 72 MByte und vermeidet damit, dass kurze Pausen der Mechanik zum Abreißen des Datenstromes führen.
In der Praxis bedeutet das für den Administrator, dass eigentlich nur ein dickes RAID-Plattensubsystem mit vielen Laufwerken den S-AIT-Streamer kontinuierlich am Laufen halten kann. In Tests im Labor kann ein simples Fünf-Platten-RAID mit 10000 Touren schnellen, 18 GByte großen Cheetah-Platten von Seagate das Band gerade so am Laufen halten, aber nur dann, wenn große unkomprimierbare Dateien vom Band gelesen oder auf das Band geschrieben werden. Dank der Helical-Scan-Technik gibt es beim Super-AIT im Gegensatz zu linearen Verfahren kein gefürchtetes Shoe-Shining.
Bei Sicherungstestes mit komprimierbaren Dateien tauchen dann schon mal Spitzenwerte um 5 GByte pro Minute in der Backup-Software auf. Im Durchschnitt bestätigt das Laufwerke ziemlich exakt die Werksangaben von 1,8 bis 2 GByte pro Minute. Damit arbeitet Super-AIT doppelt so schnell wie S-DLT-320 von Quantum und immer noch anderthalb Mal so schnell wie das LTO-Ultrium-2-Format. Erst S-DLT-600 mit einer nativen Bandkapazität von 300 GByte soll an die Performance von S-AIT-1 heranreichen.
Als unerwartet zügig stellt sich der Ladevorgang heraus. Eigentlich hätte Network Computing, dank der aufwendigen Mechanik und des besonderen Ladevorgangs bei helical Scan, hier eine Zeit von einer Minute oder mehr erwartet. Erstaunlicherweise meldet die Backup-Software das Band bereits nach 23 Sekunden als verfügbar. Damit lädt S-AIT die Cartridge genau so schnell wie S-DLT-320.
Bei den Restore-Tests zeigt das Helical-Verfahren dann relativ klar seine Vorzüge. Im Gegensatz zu linearen finden Helical-Laufwerke einzelne Dateien auf dem Band bedeutend schneller. Laut Spezifikation liegt die mittlere Suchzeit von S-AIT bei 70 Sekunden. In mehreren Restore-Tests in den Real-World Labs ergibt sich ein Durchschnittswert von sogar nur 62 Sekunden. Auch S-DLT-320 gibt in der Spezifikation 70 Sekunden an, in der Praxis liegt der Wert dann aber doch bei 95 Sekunden.
Im Test zeigt sich das Laufwerk, obwohl es zu einer neuen Gerätefamilie gehört, erstaunlich kooperativ zu den Testanwendungen. Der von Network Computing eingesetzte Dantz Retrospect-Server in der Version 6.5 erkennt und unterstützt das Laufwerk, welches sich am SCSI-Bus schlicht als »SDZ-100« meldet, ohne ein Treiberupdate zu verlangen. Für alle Anwendungen, die auf Windows-eigene Laufwerkstreiber zurückgreifen, stellt Sony einen passenden Driver zum Download bereit.
Rein von den Leistungsdaten kann der Super-AIT-Streamer überzeugen. Besonders interessant erscheint das Laufwerke in großen Automation-Verbänden. S-AIT-Cartridges belegen in Robotern den gleichen Platz wie LTO-Cartridges. Eine mit S-AIT versehene Library liefert daher auf gleichem Raum die 2,5-fache Speicherkapazität, einer vergleichbaren LTO-Ultrium-2-Library.
Gegen S-AIT spricht derzeit, je nach Anwendung, der hohe Preis. Während S-DLT-320 und LTO-Ultrium-2-Einzellaufwerke im Fachhandel zwischen 4000 und 5000 Euro kosten, verlangt Sony 11500 Euro für das SCSI- und 13300 Euro für das Fibre-Channel-Drive. Bei den Cartridges langen die Japaner nicht ganz so schlimm zu. Zwischen 200 und 250 Euro kostet ein Band, also zwischen 40 und 50 Cent das Gigabyte. Ähnliche Preise erreichen S-DLT-320 und das noch ein wenig günstigere LTO-Ultrium-2.
Die höheren Laufwerkskosten interessieren aber nur in kleinen Installationen mit Einzellaufweken oder kleinen Libraries.
Bei großen Bibliotheken mit mehr als 100 Cartridges fällt der Laufwerkspreis nicht mehr so stark ins Gewicht. Hier zählt dann viel mehr die hohe Kapazität der gesamten Library bei geringer Stellfläche. [ ast ]