Um mehr als einen Plattenausfall zu dulden, implementiert Tandberg in das »ValuNAS 9100« die RAIDn-Technologie.
Produkt: ValuNAS 9100
Hersteller: Tandberg Data
Web:www.tandberg.com
Preis: 10 000 Euro
Fehlertolerante RAID-5-Verbände verteilen neben Nutzdaten auch Toleranzinformationen auf dem Plattenarray. Auf diese Weise kann ein Laufwerk innerhalb des Verbandes ausfallen, ohne dass Daten verloren gehen. Auf den Tausch der Platte folgt ein, je nach Konfiguration, recht langwieriger Rebuilt-Prozess. Während dieser Zeit halten Administratoren in der Regel die Luft an und drücken die Daumen, denn sollte während des Wiederaufbaus eine zweite Platte ausfallen, gehen alle Daten verloren. Hot-Spare-Platten verkürzen die Rekonstruktion, doch das Daumendrücken bleibt. RAIDn nutzt eine konfigurierbare Zahl von Laufwerken für Redundanzinformationen. Damit können mehrere Platten eines Arrays ohne Datenverlust den Löffel abgeben. Wichtiger an dem System ist, dass der auf einen Ausfall folgende Rebuild eines Laufwerks in einem nach wie vor fehlertoleranten Array erfolgt. Selbst wenn während des Wiederaufbaus ein zweites Laufwerk aufgibt, gehen keine Daten verloren.
Die RAIDn-Technologie hat ein Unternehmen namens Innostor entwickelt, das im vergangenen Jahr von Tandberg Data übernommen wurde. Mit dem »ValuNAS 9100« offeriert Tandberg nun einen NAS-Filer, der RAIDn in der Praxis umsetzt.
Das 2-HE-hohe Rackmount-System integriert neun S-ATA-Laufwerke mit einer Kapazität von je 120 GByte. Im Gehäuse steckt ein Linux-Server mit Pentium-4-CPU, 512 MByte RAM und die RAIDn-Software von Innostor. Das eigentliche, auf Linux basierende Betriebssystem »iceNAS« 4.1 liegt auf zwei gespiegelten, nicht von außen zugänglichen Platten. Für die Grundkonfiguration der IP-Adresse hält das NAS ein LCD-Panel bereit. Die Administration des Systems erfolgt dann in übersichtlichen Web-Dialogen. Hier kann der Verwalter die Platten und Volumina zuweisen, Benutzer mit verschiedenen Rechten freigeben und das NAS einer NT-Domäne beitreten lassen. Als Share-Protokolle beherrscht das NAS neben NFS und CIFS/SMB auch Appletalk. Das Volume-Management des »ValuNAS« offeriert eine Snapshot-Funktion, muss dieser aber bereits beim Erstellen eines RAIDn-Volumens Platz reservieren. Das RAIDn erweist sich in der Praxis als nicht ganz so flexibel. Es arbeitet nur in Verbänden mit sechs oder neuen Laufwerken und setzt dabei entweder zwei oder drei Parity-Platten ein.
Im Kurztest funktioniert der RAIDn-Mechanismus. Mit zwei gezogenen Platten arbeitet das »ValuNAS 9100« problemlos weiter. Das Ganze hat aber einen anderen, schwerwiegenden Haken: Trotz fachgerechten Entnehmens eines Laufwerks kommt die S-ATA-Buchse der Backplane mit aus dem Gehäuse. Fortan ist der Steckplatz unbrauchbar. Mit nur acht Laufwerken kann das »ValuNAS 9100« dann entweder mit einem RAIDn-Verband mit sechs Laufwerken arbeiten oder die verbliebenen acht Laufwerke in einem RAID-5-Verband verwalten.
Bei der Suche nach Ursachen für den Hardwaredefekt kann man nur Vermutungen anstellen: Das »ValuNAS« wurde Network Computing mit eingebauten Platten geliefert, so könnte eine Transporterschütterung die Ursache für den Defekt des Backplanes sein. Andererseits zeigt das gelöste Teil keinerlei direkte Beschädigung — es hat sich glatt aus seiner Verankerung auf der Platine gelöst. Die mit nur zwei dünnen Plastikstiften verankerte S-ATA-Buchse erweckt so oder so kein großes Vertrauen und hält einem Stabilitätsvergleich zu SCA- oder SCA-2-Backplanes, die man für SCSI- und FC/AL-Laufwerke verwendet, nicht stand.
In einer der kommenden Ausgaben wird Network Computing das »ValuNAS 9100« gründlich und umfangreich unter die Lupe nehmen. Bis dahin werden wir hoffentlich eine Antwort darauf haben, ob sich die S-ATA-Buchse durch einen Transportschaden oder eine Designschwäche gelöst hat. [ ast ]