Energieeffizientes Supercomputing
Wenn es darum geht, Supercomputern möglichst viele Megaflops pro Watt abzuringen, hat IBM die Konkurrenz derzeit offenbar ab- gehängt. Dies ergibt sich zumindest aus der aktuellen Green-500- Supercomputer-Liste, auf der sich die Rechenboliden dieser Welt nach Energieeffizienzgesichtspunkten geordnet finden.
Auf der Green-500-Liste vom Juni 2008 belegt IBM sämtliche Top-Ten-Plätze. Unter den Top 50 finden sich 45 IBM-Maschinen der Baureihen Bladecenter QS22, Blue Gene P, Bladecenter HS21 und Eserver Blue Gene Solution. Noch mithalten kann lediglich SGI mit fünf Modellen der Baureihe Altix ICE 8200EX auf den Rängen 17, 41, 42 (gleichauf mit 41), 49 und 50. Die erste FSC-Maschine ist ein Primergy RX200 der Universität Aachen/RWTH auf Rang 51. Platz eins der Liste belegt ein IBM-eigenes System, ein Bladecenter-QS22-Cluster im Entwicklungszentrum Böblingen, das laut IBM-Angaben für die Entwicklung von Blade-Systemen zum Einsatz kommt. Es liegt gleichauf mit einem laut Hersteller bauartähnlichem System des Fraunhofer Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik (IWTM) in Kaiserslautern. IBM verwies zudem stolz darauf, dass der vor kurzem vorgestellte, derzeit weltschnellste Petaflop-Supercomputer, ein Bladecenter-QS22/LS21-Cluster in den Los Alamos National Laboratories der nationalen Reaktorsicherheitsbehörde im US-Energieministerium, in puncto Energieeffizienz ebenfalls weit vorn mitspielt: Er liegt auf Rang 3 der Green-500-Liste. Die drei effizientesten Systeme überschreiten erstmals die Grenze von 400 Megaflops pro Watt, also Millionen Fließkommaberechnungen pro Sekunde pro Watt: Die beiden deutschen Systeme kommen auf 488,14 Mflops/W, der Cluster in Los Alamos auf 437,43 Mflops/W.
Diese Systeme auf den vorderen drei Plätzen basieren laut IBM auf der Powerxcell-Prozessorarchitektur, einer Weiterentwicklung des von Sony, Toshiba und IBM für die Playstation 3 entwickelten Cell/BE-Prozessors (BE: Broadband Engine). Spieleprozessoren seien heute oftmals leistungsfähiger als Standardprozessoren und böten sich daher für Supercomputing an. Mit ihren neun Prozessorkernen sei die Cell/BE-Architektur nicht nur sehr leistungsfähig, sondern bestehe aus lediglich 250 Millionen Transistoren. Dies erklärt den sparsameren Umgang mit Strom, nutzen doch vergleichbare Prozessoren heute mehr als eine Milliarde Transistoren. Das IBM-Entwicklungszentrum Böblingen war laut Angaben des Herstellers federführend bei der Entwicklung des Cell/BE-Prozessors und des IBM Powerxcell. Die deutschen Experten seien auch die ersten gewesen, die Cell/BE-Technik in der QS-Bladecenter-Baureihe verwendet hätten.
Die jährlich publizierte Green-500-Liste erschien nun bereits zum dritten Mal auf thegreen500.org. Sie bietet eine Rangliste der weltweit energieeffizientesten Supercomputer und damit eine nützliche Ergänzung zur Top-500-Supercomputerliste, die letzten Monat in Dresden vorgestellt wurde. Allerdings sollte man sich von solch einer Liste nicht dazu verleiten lassen, das Thema Green IT rein auf den Einsatz effizienter Serverhardware zu beschränken. In einem RZ hat der umweltgerechte Umgang mit Computing-Ressourcen noch eine Reihe weiterer wichtiger Aspekte. Diese reichen von der zeitgemäßen RZ-Planung unter besonderer Berücksichtigung der Luftströme und Entwärmung über Fragen der energieeffizienten Anwendungsentwicklung, verbrauchsgerechten Ressourcenprovisionierung und sparsamen Datenhaltung bis hin zum Problem der wirtschaftlichen Wärmerückgewinnung. Und dies gilt auch für die Rechenzentren dieseits des Supercomputings.
Weitere Informationen: Green-500-Liste:
www.green500.org/lists/2008/06/green500.php LANline Themenkanal Green IT: