NAS-Geräte liefern in der Regel viel Speicherkapazität bei geringer Rechenpower. Dell packt in den Powervault 775N den Windows-2003-Storage-Server und mehr Rechenpower, als die gebotenen Gigabyte eigentlich wert wären.
NAS-Server bieten vor allem eines: Massenspeicher. Und wie ein alter Spruch – adaptiert von Hubraum-verehrenden Harley-Davidson-Fahrern – besagt, ist Massenspeicher durch nichts zu ersetzen außer durch noch mehr Massenspeicher. So konzentriert sich die Mehrzahl der Filer-Bauer auch auf diesen Trend und stopft immer größere Laufwerke in immer kleinere Gehäuse. Wer richtig stapelt bringt locker mehr als fünf Terabyte in einem 2-HE-Rackgehäuse unter. Der Haken an der Sache: Die NAS-Geräte arbeiten oft langsam und gliedern sich nur schlecht in bestehende Domänen oder Directory-Strukturen ein. Das wollen Microsoft und dessen Partner nun mit dem Windows-2003-Storage-Server ändern.
Das System basiert auf dem regulären Windows-2003-Server. Eine Reihe von Application-Feaures fehlen, dafür integriert das OEM-System die Dateidienste für Unix. Zudem setzt Microsoft ein Web-Admin-Interface ein, dass bereits bei auf Windows-2000 basierenden Filern zu finden war. Mit dem Storage-Server 2003 gliedert sich ein NAS-Filer problemlos in eine bestehende Windows-2003/2000-Server-Infrastruktur ein. Das Active-Directory erlaubt DFS-Verbände. Als neue Funktion führt Microsoft mit dem Windows-2003-Server Volume-Snapshots ein und sichert damit Datenverluste ab.
Hersteller: Dell
Charakteristik: NAS-Filer mit Windows-2003-Storage-Server
Kurzbeschreibung: Basierend auf dem Poweredge 2650 baut Dell einen NAS-Filer mit dual-Xeons und bis zu 4 Gbyte RAM, stellt damit aber lediglich 260 GByte Plattenkapazität im LAN zur Verfügung.
Web: www.dell.de
Preis: 12300 Euro ( Konfiguration wie getestet)
Dell setzt den Windows-2003-Storage-Server im Powervault-775N-Filer ein, den Network Computing über mehrere Wochen in den Real-World Labs Poing testete.Der 2-HE-Server basiert auf dem Hardware-Design des Poweredge 2650. Das Board fasst zwei Xeon-CPUs, 4 GByte Speicher, integriert zwei 1-GByte/s-Ethernet-Interfaces, offeriert duale, Hot-Swap-fähige Netzteile und lässt Platz für drei PCI-Steckplätze. Die Gehäusefront beherbergt fünf Hot-Swap-Steckplätze für SCSI-Platten. Zwei Kanäle des integrierten PERC-RAID-Controllers versorgen diese Slots – der erste Kontrollerkanal steuert zwei, der zweite Kanal drei Laufwerke. Hinter dem Perc-RAID-Controller verbirgt sich ein On-Board-Adaptec-Chip mit einem zusätzlichen RAID-Modul.
Für den Test stattete Dell das Gerät mit zwei 2,8-GHz-schnellen Xeon-CPUs, 2 GByte RAM, zwei 18-Gbyte- und drei 146-GByte-Laufwerken aus. Die zwei 18-Gbyte-Laufwerke arbeiteten mit RAID-1-Spiegelung als Systemvolumen, die drei 146-GByte-Laufwerke stellten im RAID-5-Verband das eigentliche Datenlaufwerk mit 270 GByte Netto-Kapazität.
Die grundlegende Konfiguration des NAS fällt wie erwartet simpel aus. Das Web-Menü liefert alle grundlegenden Einstellungen wie IP-Adressen, lokale Benutzer und Freigaben in übersichtlichen Dialogen. Wie schon beim Storage-Server-2000 fehlen jedoch weiterführende Konfigurationsoptionen wie Domänen-Zugehörigkeit im Web-Dialog. Für diese Optionen greift der Administrator auf den Server über den Remote-Desktop zu. Dort findet er alle Windows-üblichen Setup-Tools.
Im Test liefert der Server natürlich eine hohe Performance, aber ehrlich gesagt hält ein Eigenbau-Server von Network Computing locker mit – nur dass diese Maschine mit einem einzelnen 1-GHz-Pentium-III und 512 MByte RAM auskommt. Die Dell-Konfiguration mit zwei Xeon-Prozessoren und 2-GByte-RAM für 12 300 Euro steht in keiner Relation zu den gebotenen 270 GByte Nutzdaten. Auch erscheinen gespiegelte 18-GByte-Laufwerke als Systemvolumen ein wenig übertrieben, zumal 12 GByte davon ungenutzt bleiben. Insofern eignet sich der Dell-Filer nicht als Out-of-the-Box-Lösung mit internen Platten. Vielmehr zielt das System auf den Einsatz als Filer-Steuereinheit mit großen externen Laufwerksverbänden im SAN. In diesem Sinne hängt Network Computing für den Test dann auch vier 140-GByte-Volumina eines iSCSI-Targets zu dem internen Speicher dazu und installiert auf dem Filer den Microsoft iSCSI-Initiator. Dabei schafft es die CPU-Last auch mal über die 10-Prozent-Hürde, wobei die Performance hoch bleibt – das wiederum kriegt der 1-GHz-Server nicht hin. Den Anschluss von DAS-Laufwerken unterstützt Dell jedoch nur unzureichend. In der Grundausstattung gibt es keinen externen SCSI-Kanal – und der würde bereits genügen, um externe SCSI/ATA-Subsysteme mit integriertem RAID-Controller anzubinden.
Will man lediglich Dateien im LAN über die Protokolle NFS oder CIFS/SMB bereitstellen, braucht man keinen Jumbo-Filer wie den Powervault 775N. Hier genügen – je nach Anforderung – kleine Geräte mit ATA-Laufwerken, die Kapazitäten um 360 GByte bereits für 2500 Euro liefern – allerdings fehlen hier viele Sicherheitsfunktionen, die gegen Datenverlust schützen. Aber auch anspruchsvollere Aufgaben mit NFS- und CIFS/SMB-Protokollen lassen sich mit Geräten von Herstellern wie Network Appliances unter Umständen besser und kostengünstiger lösen.
Den Powervault 775 braucht derjenige Administrator, der viel zusätzlichen Massenspeicher möglichst nahtlos in eine bestehende Windows-2000/2003-Infrastruktur hinzufügen will und dafür auf Windows-eigene Technologien wie das Active Directory und DFS angewiesen ist. Nur für die integrierten 270 GByte Nutzdaten lohnt sich der Aufwand mit Windows-Storage-Server und der überkonfigurierten CPU- und Speicherausstattung kaum. Dagegen kann das Gerät punkten, wenn es als NAS-Frontend für große Speichervolumina aus dem SAN arbeitet.
In Kürze will Dell auf das Gerät auch das iSCSI-Target von Microsoft installieren, so dass der Filer Volumina im iSCSI-SAN bereitstellen kann. Für diesen Einsatz wäre es aber dringend vonnöten, dass der Filer problemlos auf externe DAS-Laufwerke zugreifen kann, um diese im iSCSI-SAN zu präsentieren.
Ein kleiner Kritikpunkt bleibt: Nach nur zwei Monaten Testbetrieb in den Real-World Labs verabschiedete sich die Pufferbatterie des integrierten RAID-Controllers – die sollte ein wenig länger durchhalten.
Mit dem Dell Powervault 775 liefert der Direktanbieter eine fette Ausstattung für fette Einsatzgebiete, allerdings mit einer dünnen internen Plattenkapazität. Die vorliegende Testkonfiguration eignet sich für Praxisaufgaben wenig. Als NAS-Frontend fürs SAN leistet das Gerät jedoch gute Dienste. [ ast ]