Die zweite Generation der Super-DLT-Bandnorm S-DLT-600 will die Schwächen ihrer Vorgänger S-DLT-220 und -320 ausbügeln und der mächtigen Konkurrenz der LTO-Ultrium-Laufwerke die Stirn bieten.
Produkt: S-DLT-600
Hersteller: Quantum
Web: www.quantum.com/de
Preis: ca. 4000 Euro
Die erste Generation der damals lange erwarteten S-DLT-Laufwerke entpuppte sich für viele Anwender als Flop. Die neuen Laufwerke waren kaum lieferbar, die Leistungsdaten lagen weit hinter den Erwartungen, und die zu DLT 7000/800 rückwärtskompatiblen Laufwerksmodelle ließen noch länger auf sich warten. Viele Anwender kehrten S-DLT den Rücken und rüsteten auf LTO-Ultrium-1 um. Auch das flink zusammengeschusterte Interims-Update der ersten S-DLT-Generation S-DLT-320 ließ Wünsche offen. Zwar wartete das Laufwerk mit 160 GByte Kapazität pro Band auf und versprach Rückwärtskompatibilität zu DLT-1, doch die Performance stimmte noch nicht. In den Real-World Labs scheiterte das Laufwerk bei Tests der Rückwärtskompatibilität zu DLT-1 und lieferte selbst mit eigenen S-DLT-Bändern reichlich Fehler. Die zweite Generation S-DLT-600 soll nun Abhilfe schaffen. Quantum verspricht 300 GByte native Kapazität und Datendurchsatzraten von 36 Megabyte pro Sekunde. Mehr Daten, aber knapp weniger Performance als LTO-Ultrium-2.
Im ersten Test kann das S-DLT-600-Laufwerk vor allem in Sachen Performance punkten. Den unkomprimierten Durchsatz von 36 MByte/s schafft es ohne große Anstrengungen, und im Test mit regulären, komprimierbaren Daten durchbricht das Laufwerk schon mal die 80-MByte/s-Grenze. Positiv fallen die sehr geringen Lade- und Entladezeiten der Bänder mit um die 20 Sekunden auf, was sich vor allem in Bandbibliotheken gut macht. Die Rückwärtskompatibilität bleibt mäßig. Beschreiben kann der S-DLT-600 ausschließlich seine eigenen Bänder, S-DLT 220/320 und DLT-1 liest das Gerät nur. Hier verspricht LTO mehr. Die kommenden Ultrium-3-Geräte sollen Ultrium-1 lesen und Ultrium-2 lesen und schreiben können.
Reguläre Backup-Anwendungen wie Veritas »Backup Exec«, »Netbackup« oder »Arcserve« kommen ohne Probleme mit dem Laufwerk zurecht. Quantum liefert ein Update des generischen DLT-Tapetreibers für Windows-2000/2003/XP, und alle Backup-Programme, die die Tape-Schnittstelle des Betriebssystems nutzen, kommen dann mit S-DLT-600 zurecht. Für Retrospect von Dantz, das die Windows-Treiber umgeht, gibt es ein passendes Update.
Im ersten Test stimmen die Performance, die Zuverlässigkeit im Alltagsbetrieb und die Kapazität pro Band. Allerdings dürfte den einen oder anderen Anwender mit einer bestehenden S-DLT-Infrastruktur die mäßige Rückwärtskompatibilität stören. Problematisch für Quantum wird sein, dass LTO-Ultrium-3 in den Startlöchern hockt. Die Seagate-Tochter Certance hat bereits ein Laufwerk der dritten Generation mit unkomprimierten 400 GByte pro Band angekündigt und verspricht einen Datendurchsatz von 72 MByte/s, ebenfalls ohne Kompression.
Tandberg und Quantum offerieren für die S-DLT-600-Laufwerke in Kürze ein Firmware-Upgrade. Gemeinsam mit der passenden Archiv-Software kann das Laufwerk dann Worm-Tapes schreiben und somit gesetzlichen Vorschriften entsprechen, die eine nicht manipulierbare Datensicherung fordern. Network Computing wird diese Option in einer der kommenden Ausgaben ausführlicher unter die Lupe nehmen. [ ast ]