IOD: IBMs Milliardenpoker um die Informationsqualität
Nach Investitionen von mehr als sieben Milliarden Dollar verfügt IBMs Sparte Information on Demand (IOD) über das größte Produktportfolio der Branche. Doch laut IOD-Chef Ambuj Goyal wurde bislang nur an der Oberfläche eines immensen Bedarfs auf diesem Gebiet gekratzt.
Als IBMs Vice President Ambuj Goyal vor drei Jahren den Bereich Informationsmanagement übernahm,
artikulierte er seine Vision eines umfassenden Informationsanbieters. "Information on Demand"
sollte die bestehenden Infosilos der Anwendungen überbrücken und eine neue Werteklasse bei der
Informationsnutzung schaffen.
Drei Jahre später ist Goyal diesem Ziel ein gehöriges Stück näher. Heute umfasst IBMs
IOD-Angebot Master-Data-Management, Reporting, Analytics und eine Vielzahl vertikaler
Informationslösungen.
Über sieben Milliarden Dollar hat IBM inzwischen in diesen Bereich investiert, das meiste davon
für Akquisitionen. Die größten davon waren Cognos, Ascential und Filenet. Diese Akquisitionen sowie
die Übernahme verschiedener Softwarepakete aus anderen Bereichen hat IOD zu einem Umsatzrenner
gemacht. Allein die Cognos-Akquisition hat IBM im vorigen Quartal einen Umsatz von 300 Millionen
Dollar beschert.
Unklar ist jedoch, ob IBM damit auch Geld verdient. "Wir werden auf jeden Fall weiter
investieren, denn es gibt einen sehr großen Bedarf an solchen Lösungen", sagt Goyal über die
weiteren Pläne. Dieser Bedarf artikuliert sich vor allem in Form einer integrierten Nutzung aller
im System abgelegten Daten. "Viele Anwendungen produzieren Unmengen an Daten, die für sich allein
durchaus nützlich sind, deren aggregierte Nutzung aber mehr ist als die Summe der Teile", sagt
Goyal über das Konzept von IOD.
Doch das Aufspüren von solchen Daten, die sich aggregieren lassen, ist keine einfache Aufgabe –
zumal diese Arbeit voraussetzt, dass man überhaupt erst einmal weiß, welche Daten wo anfallen und
wo sie abgelegt werden.
Deshalb hat IBM seinen Beratungsdienst "Information Agenda" geschaffen. Ziel dieser Agenda ist
es, dass die Anwender mithilfe der IBM-Experten ihre versteckten Datenschätze aufspüren und eine
Vorgehensweise entwickeln, wie sie diese Schätze heben möchten. Beispiele sind laut Goyal
Personalverwaltungen, die zwar die neuesten HR-Programme im Einsatz haben, die jedoch darüber
hinaus auch Analytics aus der Business Intelligence für den Personaleinsatz nutzen wollen.
In diesem konkreten Fall verweist Goyal auch darauf, dass es keine geschlossene Suite der vielen
verschiedenen Softwaremodule geben wird. "Jeder Fall ist anders, und es gibt keine ?
One-size-fits-all?-Lösung", so seine Ansicht. Wichtig sei, dass die Module eine offene Architektur
haben, so wie das bei Cognos der Fall sei. "Eine BI-Lösung als Teil eines ERP-Systems verbaut sich
viele Möglichkeiten, da sie nicht auf die vielen Daten angewendet werden kann, die außerhalb des
ERP-Systems anfallen", lautet sein Seitenhieb auf die Integration von Business Objects in die
SAP-Systeme.
Und obwohl IBMs IOD-Ansatz der umfangreichste in der Branche ist, ist IBM nicht konkurrenzlos.
Oracle und Microsoft sind die härtesten Mitbewerber. "Oracle ist besser aufgestellt, wenn es um die
Integrationsbemühungen geht, wogegen IBM das größte Portfolio hat", sagt Ovum-Analyst Mike
Davis.