IBM-Sun-Deal könnte an Open Source scheitern
Einem Bericht des Wall Street Journals zufolge prüfen IBMs Anwälte derzeit sehr sorgfältig die Softwareverträge von Sun, da diese möglicherweise nicht mit dem Geschäftsmodell des IBM-Softwarevertriebs übereinstimmen.
Die Übernahme von Sun durch IBM hängt derzeit an einem seidenen Faden, berichtet das Wall Street
Journal. Möglicherweise lässt sich die Sun-Vertriebspraxis bei Solaris, MySQL und Java nicht mit
dem IBM-Softwarevertrieb verbinden.
Sun vertreibt seine Software unter anderem unter einer Vielzahl an Open-Source-Regeln, was für
IBM ein Problem darstellen könnte. Vor allem bei Java könnte sich das gegen die IBM-Interessen
richten.
Nach Ansicht vieler Analysten besteht IBMs Hauptinteresse bei der Sun-Übernahme darin, dass es
eine Kontrolle überdie weitere Java-Entwicklung erhält, das aber wäre unter den bestehenden
Open-Source-Regeln nicht ohne weiteres gegeben.
Die gegenwärtige Überprüfung der Rechtslage durch die IBM-Anwälte könne noch einige Tage in
Anspruch nehmen, heißt es in dem Zeitungsbericht – und möglicherweise scheitert sogar der gesamte
Deal daran.
Nachdem am vergangenen Mittwoch erstmals über eine mögliche Fusion berichtet wurde, haben sich
Analysten und Kunden sehr lobend über eine solchen Deal geäußert. "Die immer schwieriger werdende
Finanzlage von Sun bedeutete für deren Kunden ein zunehmendes Investitionsrisiko – mit einer
Übernahme durch IBM wären diese Sorgen vom Tisch", sagt Dan Olds, Analyst bei der Gabriel
Consulting Group.
Die treibende Kraft hinter einem Verkauf von Sun ist dem Vernehmen nach der Hedgefond
Southeastern Asset Management, der in den vergangenen Monaten seinen Sun-Anteil kontinuierlich auf
über 20 Prozent ausgebaut hat und jetzt Kasse machen will.
"Dies ist kein Wunsch-Deal von Sun-Chef Jonathan Schwartz oder eine strategische Entscheidung –
es ist ganz einfaches Dealmaking", meint Olds.
Harald Weiss/CZ/jos