Dell freut sich über den unklaren IBM-Sun-Deal
Das Schweigen von IBM und Sun über eine mögliche Fusion hat bereits zu einer erheblichen Marktverunsicherung geführt. Darüber freut sich vor allem Michael Dell. Die Analysten sehen darüber hinaus vor allem HP als Nutznießer der gegenwärtigen Schweigephase.
"Keiner weiß jetzt, wie es mit Suns Solaris-Servern weitergehen wird – und das ist sehr gut für
unser Business", war Michael Dells Kommentar auf die seit über einer Woche andauernden
Übernahmegerüchte. "Allein das Gerücht über eine mögliche IBM-Übernahme der Sun-Server und
Solaris-Software hat unser Telefon zum Glühen gebracht", sagte er freudestrahlend auf einer
Veranstaltung in Tokio.
Zwar gebe es seiner Ansicht nach schon seit Längerem einen Trend zum vermehrten Einsatz von
Standard-x86-Servern, doch die Hängepartie zwischen IBM und Sun würde diese Entwicklung drastisch
beschleunigen. "Immer mehr CIOs erkennen, dass die Abhängigkeit von einer proprietären Technik mit
sehr vielen Risiken verbunden ist", so seine Warnung an die Server-Beschaffungsabteilung.
Dell ist bei den Serverlieferanten laut IDC mit einem Marktanteil von zwölf Prozent derzeit auf
Platz drei hinter IBM und HP. Das Bild ist jedoch ein wenig verzerrt, da Dell nur im unteren
Segment der x86-Server vertreten ist. Hier liegt das Unternehmen auf dem zweiten Platz hinter
HP.
Das Wall Street Journal hatte vor einer Woche gemeldet, dass IBM Sun für 6,5 Milliarden Dollar
in bar sowie weiteren 1,5 Milliarden Dollar Schuldenausgleich übernehmen will. Letzten Meldungen
zufolge hängt der Deal an Suns Softwareverträgen, die möglicherweise nicht in IBMs Vertriebsmodell
passen, da Sun seine Software auch unter verschiedenen Open-Source-Regelungen vertreibt.
Offizielle Stellungnahmen gibt es aber bislang weder von IBM noch von Sun, was viele Analysten
als unverständlich ansehen. "Michael Dell hat völlig Recht, wenn die beiden [IBM und Sun] sich
nicht bald äußern, schaden sie sich ganz gewaltig. Als Nutznießer sehe ich übrigens nicht so sehr
Dell, sondern vor allem HP", sagt Analyst Charles King von Pundit.
Harald Weiss/wg