Die Version 7 der Backup-Software Retrospect führt komfortable Disk-to-Disk-Funktionen wie Backup-Konsolidierung ein und kann selektierte Backup-Sets auf Band schieben.
Retrospect hat einen langen Weg hinter sich. Die ursprünglich für die Mac-Plattform entwickelte Backup-Software soll nun Fuß in heterogenen Netzwerken kleiner und mittelgroßer IT-Infrastrukturen fassen. Der neue Mutterkonzern EMC positioniert die Software im SMB-Markt unterhalb des Legato Networkers.
Die Software arbeitet nach dem Verfahren der ewigen Inkremental-Sicherungen. Nach einem einzigen Basis-Backup legt das Programm nur noch Differenzsicherungen an. Jeder dieser aufbauenden Sicherungen liegen zwei Dateilisten bei. Die eine enthält den Inhalt der aktuellen Differenzsicherung (Session), die andere führt auf, welche Dateien zum Zeitpunkt der Sicherung auf dem Quell-Datenträger waren (Snapshot). Innerhalb eines Backup-Sets gleicht Retrospect die Datenbestände verscheidener Quellen untereinander ab, um Redundanzen zu vermeiden. Sichert der Administrator in einem Fimen-LAN fünf Windows-XP-Clients mit gleichem Patchlevel, wird Retrospect die Systemdateien des Betriebssystems nur ein Mal in das Backup schreiben und bei den vier folgenden Clients in der Snapshot-Datei nur auf die bereits bestehenden Dateien verweisen.
Im LAN arbeitet Retrospect mit einem zentralen Backup-Server unter Windows 2000/XP/2003 und unterstützt Client-Agenten für Windows, Mac-OS-X, Linux (Suse & Redhat) sowie Solaris. NAS-Quellen kann der Backup-Server via SMB/CIFS ansprechen.
Mit der Version 7 führt Dantz nun erweiterte Funktionen für Disk-to-Disk- und Disk-to-Disk-to-Tape-Backups ein. Bei einem Disk-to-Disk-Backup-Set kann der Administrator künftig einzelne Snapshots opder Sessions aus dem Backup-Pool entfernen und damit die Sicherungsdaten verkleinern. Es lassen sich beispielsweise alle Backups entfernen, die älter als 14 Tage sind. Das ursprüngliche Full-Backup streicht Retrospect dann auf den Snapshot von vor zwei Wochen zusammen. Der Administrator kann aber auch Sessions entfernen, die zeitlich inmitten des Backup-Sets liegen.
In einem weiteren Schritt kann Retrospect ganze Disk-to-Disk-Backup-Sets oder Teile davon auf Band verschieben. Somit setzt der Administrator mit sehr wenig Aufwand eine hierarchische Storage-Lösung auf. Aufträge dieser Art lassen sich dabei mit wenigen Mausklicks aufsetzen, ohne eine besondere Skriptsprache bemühen zu müssen.
Im Gegenzug hapert es bei Retrospect ein wenig an der Geschwindigkeit. Das Programm unterstützt keine Parallelisierung der Backup-Prozezesse innerhalb eines Backup-Sets. Zwar können mehrere Sicherungen gleichzeitig in acht Ausführungseinheiten arbeiten, aber nur dann, wenn diese verschiedenen Quellen und Ziele nutzen. Danz begründet den Verzicht auf Parallelisierung mit den Restrore-Zeiten. Das stimmt aber nur dann, wenn man auf Bandlaufwerke sichert, doch bei Disk-to-Disk-Backups spräche nichts gegen parallelisierte Sicherungen.
Für den Test installiere Network Computing Retrospect 7 in der Multi-Server-Edition sowohl im Labor Poing, als auch im kleinen Außenlabor Glonn. In Poing sicherte die Software über das LAN fünf Windows-2000/XP- und einem Mac-OS-X-Client sowie sechs Windows-2000/2003- und vier Linux-Server. Als Backup-Ziel diente hier zunächst ein 1 TByte großes SAN-Volumen auf einem Nexsan-SATA-Blade, dann eine VXA-2-Library von Exabyte oder ein Sony-AIT-3-Einzellaufwerk. In Glonn gingen die Daten eines Linux-Servers und zweier Windows-XP-Arbeitsstationen zunächst auf eine 250 GByte-ATA-Platte, dann auf einen Sony-Turbo-AIT-1-Streamer (Siehe Test auf Seite 18).
Das Setup des Backup-Servers läuft ohne Komplikationen ab. Das Programm fragt nach einem Benutzerkonto, mit dessen Account es arbeiten darf. Die Rechte des Accounts spielen dabei nur eine Rolle, sollte der Administrator auf Client-Volumen über das SMB/CIFS-Protokoll zugreifen. In der Regel wird der Verwalter jedoch den Retrospect eigenen Backup-Client auf den Zielsystemen einrichten. Die Funktionen der Software, ob Personal-, Single-Server oder Multi-Server-Version und die nutzbaren Plugins bestimmt der dazu eingegebene Schlüssel.
Hersteller: EMC/Dantz
Charakteristik: LAN-Backup-Software für Einzelplätze und heterogene Netzwerke
Kurzbeschreibung: Mit der Version 7 führt Retrospect Konsolidierungsfunktionen für Disk-to-Disk-Backups und Migrationstools ein, um Disk-Backups auf Band zu verschieben. Nach wie vor bleibt die Software sehr einfach zu handhaben.
Web: www.dantz.com/de
Preis: Deutsche Preise und eine deutsche Version ab der CeBIT.
Der Backup-Client verbindet zu sichernde Rechner mit dem Server. Als neue Funktion führt Dantz hier das One-Button-Backup ein. Spricht der Backup-Server den Client an, fragt diese Software den Anwender, ob ihm ein Backup jetzt genehm sei. Reagiert der Anwender 30 Sekunden lang nicht, oder klickt den passenden Button, wertet der Client das als »Ja« und beginnt das Backup. Wie viel Load der Retrospect-Client auf einem Zielsystem während eines LAN-Backups verursacht, lässt sich in der Konfiguration des Clients anpassen.
Automatisierte Backups kann der Server nach der klassischen Scheduler-Methode vornehmen. Dabei gibt der Administrator vor, in welchen Intervallen der Server welche Quellen wohin zu sichern hat. Als simples Werkzeug stellt Dantz dem Anwender zudem die Funktion mit dem scheußlichen Namen »Proactive Backup« zur Verfügung. Dabei legt der Verwalter nur fest, welche Quellen und welche Ziele zur Verfügung stehen und wie häufig das System einen Sicherungsversuch unternehmen soll. Das Proactive-Backup versucht dann, die angegebenen Quellen einmal täglich zu sichern. Steht eine Quelle nicht zur Verfügung oder lehnt ein Anwender auf seinem Backup-Client die Sicherung ab, probiert’s der Server einfach zu einem späteren Zeitpunkt erneut. Diese Funktion lässt sich zwar sehr einfach benutzen, garantiert aber nicht, dass die Quellen zuverlässig gesichert werden. Sie eignet sich ganz gut für Client-Backups oder die Sicherung mobiler Anwender, bei Servern sollte man den klassischen Scheduler bemühen.
Im Test schlägt sich Retrospect 7 fehlerfrei. Alle Server-Quellen sichert die Software zuverlässig, auch diejenigen, die besondere Plugins für Exchange- oder SQL-Server erfordern. Restore-Tests einzelner Snapshots und Sessions liefern die gewünschten Daten zurück und verlaufen auch bei Tape-Sicherungen in akzeptabler Geschwindigkeit.
Fazit: Retrospect gestaltet komplexe Backup-Aufträge sehr simpel, stellenweise ein wenig zu trivial. Sehr gut gefallen die Konsolidierungsfunktionen und die Option, Disk-to-Disk-Sicherungen mit wenigen Mausklicks selektiv auf Band auszulagern. Ebenfalls sehr einfach regelt Dantz das Bare-Metal-Restore. Hier kann die Software im Handumdrehen eine passende Boot-CD für das jeweilige System erstellen. [ ast ]