Kosten statt Klima: Deutsche Firmen investieren nur in Green IT, wenn es sich rechnet
Auch wenn Anaysten wie Gartner einen ganzheitlichen Green-IT-Ansatz propagieren: Deutsche Unternehmen betrachten den Klimaschutz rein durch die Kostenbrille.
Einen ganzheitlichen Ansatz für umweltfreundliche Firmen-IT fordert Gartner von den Unternehmen:
"Wenn wir uns zum Ziel stecken, Rechenzentren grüner zu machen, dann ist die Energieeffizienz nur
der Anfang, aber für sich allein nicht ausreichend," so Rakesh Kumar, Vice President bei
Gartner.
"Green IT verlangt einen durchgehenden, ganzheitlichen Blick auf das Rechenzentrum,
einschließlich des Gebäudes, der Energieeffizienz, Abfallentsorgung, Vermögens- und
Ressourcenverwaltung, Energiequellen, des technischen Aufbaus, der Betreuung der Kunden und des
operativen Geschäfts." Laut Gartner werden daher die Aspekte Stromverbrauch und Kühlung die
Entwicklung von Rechenzentren hin zu intelligenten "lebenden Organismen" vorantreiben.
Deutschen Unternehmen dürften solche blumigen Analystenbeiträge aber herzlich egal sein: Das
hehre Ziel des Umweltschutzes wird hierzulande rein durch die Kostenbrille betrachtet, berichtet
Gerd Elzenheimer, Marketing Manager Systems & Technology bei Unisys: "Green IT ist hierzulande
eine reines Kostenthema. Deutsche Unternehmen investieren nur in Green IT, wenn sich dies auch
finanziell rechnet."
Britische Unternehmen dagegen seien bereit, auch ohne direkte monetäre Vorteile in den
Klimaschutz zu investieren, so Elzenheimer – was aber auch daran liegen könnte, dass den
Rechenzentren auf der Insel ein Handel mit CO2-Zertifikaten drohe.
Allerdings dürften die steigenden Energiekosten die Green-IT-Investionsbereitschaft auch
hierzulande durchaus fördern: "Wenn Unternehmen sich nicht darauf einstellen, dass aktuelle
energiehungrige High-Densitity-Infrastrukturen neue und fortschrittliche Versorgungs- und
Klimatisierungstechniken erfordern, laufen sie als Betreiber von Rechenzentren Gefahr, ihre
Stromkosten von 2005 bis 2011 zu verdoppeln", so Gartner-Mann Kumar. Sollten sich die
durchschnittlichen RZ-Stromkosten auch weiterhin – wie bisher – alle fünf Jahre verdoppeln, würden
die Kosten bis 2025 um 1600 Prozent steigen.
Gartner gibt daher unter anderem folgende Tipps für einen zeitgemäßen Rechenzentrumsbau:
1. Die richtige Lokation wählen: Hochregallager-taugliche Hallen böten bessere Chancen für
schlaue Rack-Konstruktionen und Luftströmungen.
2. Das Rechenzentrum modular aufbauen.
3. Monitoring-Tools gleich mit einbauen.
4. Recyclingmöglichkeiten und alternative Energieversorgungen vorsehen.
5. Die Servereffizienz managen: Sich von der Always-on-Mentalität verabschieden und Server bei
Bedarf auch mal herunterfahren.
Armin Barnitzke/wg