Im Januar trifft sich jährlich die Notes/Domino-Gemeinde zur Lotusphere, der weltweit größten Konferenz für Lotus Software, die auch dieses Jahr etwa 7000 Teilnehmer nach Orlando lockte. Dabei standen vor allem Social Computing und der neue Notes-8-Client im Mittelpunkt. Interessant waren außerdem ein Troubleshooting-Tool für Dominoserver sowie eine Lösung zur SAP-Integration und neue Produkte für kleine und mittlere Unternehmen.
Mit Lotus Foundations hat IBM ein neues Angebot für Unternehmen mit fünf bis 500 Mitarbeitern
als Alternative zum Microsoft Small Business Server angekündigt. Die Linux-Box enthält mehrere
vorinstallierte On-Premise-Server für verschiedene Aufgaben. Die erste Edition stattet er unter
anderem mit der Domino-Messaging- und Collaboration-Plattform aus sowie mit Directory Services,
File-Management und Firewall.
Ergänzend dazu entwickelt IBM derzeit unter dem Codenamen Bluehouse ein neues Set von Services
für die sichere Kommunikation von SMB-Unternehmen nach außen. Außerdem will das Unternehmen eine
eigene E-Mail-Security-Appliance auf den Markt bringen. Lotus Protector soll in ihrer ersten
Ausgabe Antispam- und Antivirusdienste umfassen.
Ergänzend zum bestehenden Domino-Domain-Monitoring hat der Administrator mit dem neuen Domino
Configuration Tuner (DCT) die Möglichkeit, Konfigurationsprobleme in einer Domino-Infrastruktur zu
identifizieren. Zudem erhält er Tipps zu deren Behebung. Das Tool wertet die Notes.ini-Settings und
die Einstellungen in den Serverdokumenten der Dominoserver aus und gibt Hinweise auf
Konfigurationsprobleme. Die Grundlage dieses Tools ist eine Notes-NSF-Datenbank, die in
einstellbaren Intervallen diese Informationen in XML-Format für die Server einer oder mehrerer
Domänen abruft. Vorerst wird es den DCT nur für den normalen Domino-Server geben. Aufgrund seiner
Architektur ist aber ein Einsatz auch für Quickr- und Sametime-Server möglich. Quickr erlaubt das
Sharen von Dokumenten und Dateien im Team, Sharetime ist der Instant-Messaging-Server. Ein
konkretes Release-Datum nannte IBM noch nicht, versprach aber, dass das Tool außerhalb der normalen
Release-Zyklen frei gegeben wird, sobald es fertig ist.
Darüber hinaus werden IBM und SAP gemeinsam eine Lösung zur Integration der
Lotus-Collaboration-Produkte mit der SAP Business Suite entwickeln und vermarkten. Der Arbeitstitel
dafür lautet Atlantic. Ein erstes Release soll Ende des Jahres auf den Markt kommen und
Lotus-Collaboration-Anwendern unter anderem die Unterstützung von SAP-Workflows, Reporting und
Analytics bringen. Anders als bei bisherige Lösungen in diesem Sektor, die in den Augen vieler
Anwender zu statisch waren, können sowohl Administratoren als auch Anwender Atlantic nach ihren
Bedürfnissen konfigurieren. Besonders für gelegentliche SAP-Nutzer im Unternehmen dürfte Atlantic
interessant sein, da sie mit SAP aus ihrer gewohnten Lotus/Notes-Umgebung heraus arbeiten und deren
Single-Sign-on-Fähigkeiten nutzen können.
Darüber hinaus stellte IBM Lotus hauptsächlich Neuerungen zu Lotus-Clients vor. Eine größere
Überarbeitung des Domino Servers wird im Herbst dieses Jahres mit Version 8.5 zu erwarten sein.
Notes-Anwender der Versionen 7 oder älter kritisierten oft, dass der Notes-Client optisch nicht
mehr zeitgemäß, zu starr und statisch in seiner Ausrichtung sei. Dem folgte IBM mit der Einführung
des Notes-8-Clients, den es wahlweise im alten Gewand ("Basic Edition") oder auf Basis der
Eclipse/Expeditor-Plattform als "Standard Edition" zu kaufen gibt. Doch für künftige
Lotus-Client-Entwicklungen wird der Lotus Expeditor die Grundlage sein, was für IBM drei
entscheidende Vorteile mit sich bringt:
Expeditor/Eclipse-Clients können relativ leicht funktionell und optisch
angepasst werden,
über Eclipse-Plug-ins lassen sich andere Anwendungen ergänzen und die
verschiedenen Applikationen innerhalb des Clients miteinander verweben, und
für IBM ist es damit einfacher, nahezu gleichzeitig Clients für die drei
Betriebssysteme Windows, Linux und OS/X auf den Markt zu bringen.
Übrigens legte sich IBM Lotus in Orlando auch darauf fest, den Domino Designer, die
Entwicklungsumgebung für Lotus/Notes-Anwendungen, auf die Eclipse/Expeditor-Plattform zu überführen
und damit für Linux und OS/X zur Verfügung zu stellen. Zudem soll er einen Klassenbrowser für
Lotus-Skript erhalten
Schon im ersten Quartal 2008 soll Notes 8.0.1 auf den Markt kommen. Damit erhält die rechte
Toolbar dann zusätzliche Widgets. Das sind beispielsweise Links auf häufig genutzte Ansichten in
Notes-Datenbanken. Der Anwender kann an dieser Stelle aber auch andere nützliche Links einbinden,
etwa sämtliche Angebote aus der Welt der Google-Gadgets.
Zudem ist es nun mit Livetext möglich, im Text eines Notes-Dokuments bestimmte Informationsarten
zu identifizieren wie Ortsnamen, Firmen, Flugnummern oder Währungen. Textstellen, die einem
bestimmten Livetext-Typ entsprechen, markiert das Tool farblich. Der Anwender kann über ein
kontextsensitives Menu weitere Informationen darüber anfordern – beispielsweise den Status eines
Flugs, das Wetter am Zielort einer Reise oder die Umrechnung in eine andere Währung.
Der Notes-8.0.1-Client verfügt über ein vorkonfiguriertes Set an Livetext-Typen, das erweiterbar
ist. Kombiniert der Anwender mehrere von diesen Widgets und Gadgets miteinander, zeigt die
ebenfalls neue Mashup-Funktion gleichzeitig mehrere Informationen zum markierten Objekt aus
unterschiedlichen Quellen an.
Widgets, Gadgets, Livetext und Mashups kann der Anwender in Abhängigkeit von seinen
Berechtigungen auch selbst erstellen. Darüber hinaus erhält der Administrator eine zentral
verwaltbare Notes-Datenbank als Repository für diese Tools. Aus dieser Datenbank können sich die
Anwender per Drag and Drop bedienen, oder der Administrator regelt über eine Policy, mit welchen
Tools der Rechner eines Users ausgestattet wird.
Ebenfalls in diesem Jahr soll Release 2.0 der Lotus Connections Suite auf den Markt kommen. Die
Social-Computing-Lösung besteht derzeit aus den Modulen Profiles (Mitgliederverzeichnis mit Angaben
zu Skills und Erfahrungen zur Suche von Experten), Communities (spezielle Kommunikations-Tools wie
Blogs und Wikis für Gruppen mit gemeinsamen Interessen), Activities (Zusammenfassung von
E-Mail-Nachrichten und Dateien im Kontext einer bestimmten Teamaktivität) und Dogear (Sharen von
Bookmarks im Team). Die Suite arbeitet komplett browserbasiert.
Das Release 2.0 bringt eine Homepage für die verschiedenen Connections-Services, in die der
Anwender auch Content aus anderen Sites oder anderen Social-Computing-Netzwerken integrieren kann.
Standardmäßig wird das Release die Wiki-Techniken von Socialtext und Altassian integrieren. Ob und
wann Connections auch Microsoft Office und Sharepoint 2007 einbinden wird, ist noch offen. Die
Out-of-the-Box-Lösung Lotus Notes Traveler repliziert von Lotus/Notes E-Mail- und PIM-Daten auf
mobile Endgeräte. Der Traveler wird vorerst nur für Windows Mobile zur Verfügung stehen, später
soll aber auch die Symbian-Plattform unterstützt werden. Außerdem haben Apple und Lotus auf der
Lotusphere eine Notes-Mail-Lösung für das Iphone angekündigt.
IBM hat sich dem Social Networking als einem weiteren zentralen Baustein der
Unternehmenskommunikation verschrieben. Es bleibt spannend zu beobachten, ob es Lotus Connections
gelingt, sich in deutschen Unternehmen zu etablieren. IBM blickt auf jeden Fall zuversichtlich in
die Zukunft und unterzeichnete bereits die Verträge für die Lotusphere bis zum Jahre 2015.