Versteigerung der US-Mobilfunkfrequenzen löste keinen Erdrutsch aus

Mobilfunkversteigerung: Google ist der glückliche Verlierer

25. März 2008, 12:42 Uhr |

Bei der Versteigerung der US-TV-Frequenzen im 700-MHz-Band ging Google leer aus. Trotzdem hat der Suchmaschinegigant alles erreicht, was er wollte - und das sogar fast kostenlos. Verizon Wireless und AT&T sind die Gewinner der Versteigerung der TV-Frequenzen - zumindest zahlenmäßig. Der besonders interessante C-Block ging an Verizon Wireless, ein Joint Venture aus Verizon und Vodafone. Insgesamt hat Verizon für verschiedene Frequenzen knapp zehn Milliarden Dollar investiert. AT&T hat sich für 6,6 Milliarden Dollar verschiedene kleinere Spezialsegmente gesichert. Experten hatten ursprünglich erwartet, dass AT&T im größeren Stil einsteigen würde.

Das größte Interesse bei dieser Auktion galt jedoch dem Abschneiden von Google, das keine
Frequenzen erworben hat. Als Google im vergangenen Jahr ankündigte, dass man bei der anstehenden
Versteigerung der TV-Frequenzen mitbieten will, entstand eine großer Wirbel in der sonst fest
gefügten Mobilfunkszene.

Mehr zum Thema:


http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/article.html?thes=&art=/articles/2007033/31173113_ha_CZ.html">Google will
Telekommunikations-Oligopol der USA aufbrechen


http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/article.html?thes=&art=/articles/2008008/31407859_ha_CZ.html">Frequenzversteigerung:
Google gewinnt obwohl es verliert?


http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/article.html?thes=&art=/articles/2007046/31299259_ha_CZ.html">Auch Firmen nützt
Googles Android


http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/article.html?thes=&art=/articles/2007047/31305561_ha_CZ.html">Android: Zehn
Millionen Dollar für die besten Anwendungen

Vor allem rätselte man darüber, was Google im Falle einer Ersteigerung mit den Frequenzen machen
will, denn der Aufbau eines eigenen Netzbetriebs hätte Milliardeninvestitionen in die
Infrastruktur, den Vertrieb und das erforderliche Backoffice bedeutet. Doch jetzt scheint klar zu
sein, warum Google als Mitbieter aufgetreten ist: Es ging um den Einstieg in eine Öffnung der
Netze.

Google hatte von der Kommunikationsbehörde FCC gefordert, dass der wichtige C-Block mit der
Auflage vergeben wird, dass später auch Fremdsysteme in diesem Netz zugelassen werden müssen.
Darüber beschwerten sich die etablierten Netzbetreiber – allen voran Verizon Wireless. Doch die FCC
konnte sich schnell mit der Idee anfreunden und änderte die Vergaberichtlinien.

Zwar wurden nicht alle Forderungen von Google umgesetzt, doch der Hauptpunkt einer Netzöffnung
wurde in die Versteigerungsvorgaben aufgenommen. Auch wenn Google jetzt keine Frequenzen erworben
hat (was man vermutlich niemals vorhatte), so hat er gewonnen. Denn mit einer Öffnung der Geräte
für Drittanbieter hat die von Google initiierte Open Handset Alliance (OHA) endlich ein Netz, in
dem es die mit der Android-Plattform entwickelten Geräte einsetzen kann. "Google ist der glückliche
Verlierer", sagte Rebecca Arbogast, Analystin bei Stifel, Nicolaus & Co., nachdem das Ergebnis
bekannt wurde. Doch es gibt bereits warnende Stimmen. "Es bleibt vorerst noch abzuwarten, welche
Lizenzgebühren Verizon von den Drittanbietern für die Netznutzung verlangen wird. Mit Sicherheit
werden sie alles unternehmen, um die Google-Geräte außen vor zu lassen", gibt Forrester-Analyst
Charles Golvin zu bedenken.

Deshalb betreiben Google, HP und Microsoft zusätzlich noch erhebliche Lobby-Arbeit bei der FCC,
um auch die schmalen freien Frequenzen zwischen den terrestrischen TV-Frequenzen zu nutzen. Das
aber geht derzeit nicht voran, da bislang alle diesbezüglichen Versuche zu Störungen des
TV-Empfangs geführt haben.

Google geht es bei diesem Kampf um freie Frequenzen nicht darum, ein eigenes Netz aufzubauen,
sondern nur seine Angebote auf die Mobilfunkgeräte auszudehnen, ohne dabei technisch an die
Netzbetreiber gebunden zu sein und ohne Kommission zahlen zu müssen.

Harald Weiss/wg


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+