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Smartphones für den Unternehmenseinsatz

Mobility zwischen Style und Business

Mobiltelefone - auch die mit Businessfunktionen vollgestopften Smartphones - sind in überwältigender Mehrheit persönliche Accessoires von Individuen. Der Einzelne entscheidet, welches Gerät er sich zulegt, welche Funktionen er nutzt und welche Daten er darauf speichert, selbst wenn diese Daten dem Unternehmen gehören. Während das Segment dieser Klasse von Geschäftshandys immer größer wird, sind echte Businesshandys mit Einbindung in die Unternehmens-IT nach wie vor Nischenprodukte.

Autor:Stefan Mutschler/pf • 17.12.2008 • ca. 4:50 Min

Angeblich ist Deutschland in Europa das Land mit der höchsten Dichte an Geländewagen - gleichzeitig aber auch das Land mit den wenigsten unbefestigten Straßen. Und angeblich ist Deutschland sogar weltweit das Land mit der höchsten Durchdringung an Smartphones (über 40 Prozent) - doch die meisten der zahlreichen Businessfunktionen bleiben ungenutzt. Für Letzteres gibt es immerhin eine Erklärung: Wie TNS Infratest in ihrer Studie "Global Technology Insights 2007-08" konstatiert, fehlt es immer noch an benutzerfreundlichen Konzepten für mobile Businesslösungen.

Ein Smartphone ist heute schnell gezimmert: Man nehme ein internetfähiges Handy und füge mindestens zwei Komponenten aus den Bereichen E-Mail, PDA-Funktionen, WLAN, MS-Office (Dokumente lesen, bearbeiten und speichern) oder Touchscreen hinzu. Dies wäre ein Smartphone - zumindest nach der Definition von TNS. Damit würden jedoch inzwischen fast alle neuen Handys zu Smartphones, denn im Zuge des Wettbewerbs und Preisverfalls wandern solche Funktionen immer mehr in Mittelklassehandys.

Der Urtyp des Smartphones war der Nokia Communicator, der nach dem Aufklappen eine vollständige Tastatur und einen vergleichsweise großen Bildschirm preisgab. Der "Quader" ist auch heute noch im Angebot, als "E90 Communicator" ist er inzwischen etwas schlanker, leichter und vor allem eleganter - allerdings in gewisser Hinsicht immer noch ein Klotz. Als Top-Businesshandy vermarktet Nokia inzwischen das "E71", dessen Design stark an die aktuelle Blackberry-Serie des kanadischen Smartphone-Pioniers RIM erinnert, dessen aktuelles Spitzenmodell sich "Blackberry Bold" nennt. Bei Sony-Ericsson waren die Klappmodelle der P-Serie lange Zeit die Businessrenner - aktuell ist das brandneue "Experia X1" hier der Musterknabe, wenngleich Sony-Ericsson inzwischen selbst nicht mehr von Business-Smartphones spricht, sondern eher von Multimediahandys, deren Funktionen diese unter anderem auch für die Geschäftswelt qualifizieren. Ähnliches praktiziert Apple mit dem Iphone, wobei hier allerdings die Internetfähigkeit zentrales Thema ist. Und dies wiederum ist auch die Schlüsselbotschaft von neuen Konkurrenten wie dem Google G1 sowie einem optisch dem Iphone nachempfundenen Gerät aus Russland, das unter der Leitung des renommierten Designers Artemy Lebedev entwickelt wurde. Alle Neulinge versprechen in erster Linie deutliche Verbesserungen am Bedienerkonzept.

Das Wie macht den Unterschied

Vergleicht man die groben Feature-Listen, scheinen die meisten Handys ziemlich ähnlich ausgestattet. Sie alle erlauben neben dem Telefonieren auch das Browsen im Internet, bieten SMS-/MMS-Kommunikation, Kalender- und Adressfunktionen - synchronisierbar mit dem "Outlook" eines PCs, ferner mobilen Zugriff auf E-Mail und Unternehmensdaten sowie Betrachter für Dateien in gängigen Office-Formaten. Alles ist mehr oder weniger reich garniert mit Multimediafunktionen wie Foto/Video, Viewer/Player und unzähligen mehr oder weniger nützlichen Zusatz- und Individualisierungsfunktionen.

Für Unternehmen stellt E-Mail sicher eine Schlüsselanwendung dar. Im Sinne eines konsistenten Eingangsjournals ist es dabei die Integration in die Unternehmens-E-Mail entscheidend. Das Handy sollte sich als Erweiterung der Betrachtungs- und Bearbeitungsmöglichkeiten des zentralen Postfachs verstehen. Zweiter entscheidender Punkt ist in diesem Zusammenhang eine E-Mail-Push-Funktion. Der Nutzer muss dann nicht nachsehen, ob eine neue E-Mail eingegangen ist, sondern er bekommt sie direkt auf sein mobiles Gerät weitergeleitet - komplett inklusive Anhängen. Um eine Überflutung am Mobilgerät zu verhindern, sollten dem Anwender verschiedene Filterkriterien für das Forwarding angeboten werden, etwa nach Absender, bestimmten Stichworten etc.

Was für individuelle Anwender über eine PC-Softwaresuite läuft, regelt im Unternehmen eine entsprechende Serversoftware, wie sie beispielsweise Nokia und RIM anbieten. Nokia hatte mit ihrer Intellisync-Device-Managementlösung lange Zeit auf eine möglichste breite Unterstützung von Endgeräten gesetzt und damit auch Blackberries mit einbezogen. Angesichts zunehmender Konkurrenz hat Nokia mit dem E71 jedoch einen Schnitt gemacht: Ab diesem Gerät unterstützt die begleitende Software nur noch Geräte nach Microsoft-Activesync-Standard. Für bestehende Intellisync-Implementierung hat Nokia kontinuierlichen Support für die nächsten zwei Jahre zugesichert. Darüber hinaus sollen Migrationslösungen den Schwenk auf andere mobile Infrastrukturen erleichtern. Als Client unterstützt das E71, ebenso wie der kleinere Bruder E66, die Lösung "Nokia Intellisync Wireless Email" sowie weitere E-Mail-Lösungen von Fremdanbietern wie System Seven und Visto Mobile. Für den E-Mail-Service selbst koppelt sich Nokia serverseitig an Microsoft Exchange Server 2007 und nutzt dessen Funktionen, während RIM mit "Blackberry Enterprise Server" eine eigene Serversoftware am Start hat. Diese gibt es wahlweise für Microsoft Exchange, IBM Lotus Domino, oder Novell Groupwise, bietet bei der E-Mail-Integration also mehr Flexibilität.

Für den Schutz und die Integrität von drahtlos übertragenen Informationen ist es wichtig, dass die mobile Lösung eine durchgängige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung unterstützt - etwa über AES (Advanced Encryption Standard), Triple DES (Data Encryption Standard) oder SSL (Secure Socket Layer). Für weitergehende Sicherheit bieten einige Hersteller zudem ein S/MIME- sowie ein PGP-End-to-End-Verschlüsselungsmodul. Um Anhänge öffnen und bearbeiten zu können, muss das Handy die entsprechenden Formate unterstützen. Üblich sind beispielsweise Microsoft Word und Excel, JPEG, BMP, TIFF sowie PDF.

Echtzeitsynchronisation

Zu einem guten Smartphone gehört ein umfangreiches Kontakt- und Terminmanagement. Um die Abwicklung wirklich unternehmenstauglich zu gestalten, reicht eine lokale Synchronisierungsmöglichkeit mit einer entsprechenden Desktop-Anwendung via Kabel oder Bluetooth indes nicht aus. Der Job sollte sich vielmehr auch von unterwegs über das Mobilfunknetz anstoßen beziehungsweise - besser noch - zusätzlich als Push-Dienst konfigurieren lassen. So landen Termine, die beispielsweise über das Sekretariat gebucht werden, nahezu in Echtzeit auch auf dem mobilen Gerät. Gleiches gilt für Kontaktänderungen. Terminanfragen von Kommunikationspartnern sollten sich ebenfalls an das Handy weiterreichen lassen - inklusive Annahme- und Ablehnungsoption. Eigene Terminwünsche sollten sich auch von unterwegs initiieren lassen - idealerweise mit Benachrichtigung über die Annahme/Ablehnung oder eventuelle Terminkonflikte seitens des Terminpartners.

Instant Messages sind heute auch im Geschäftsleben eine essenzielle Kommunikationsform. Dementsprechend sollten für das gewählte Smartphone möglichst viele Clients von etablierten Messaging-Plattformen verfügbar sein - sei es Yahoo, Google Talk, Windows Live Messenger, AOL, ICQ, IBM Lotus Sametime, Microsoft Office Communicator oder Novell Groupwise Messenger. Damit das Tippen auf den verhältnismäßig kleinen Tastaturen nicht zur Qual gerät, ist physisch eine solide Verarbeitung wichtig - andererseits sollten auch logische Eingabehilfen den Tippvorgang beschleunigen. Während die meisten Geräte dafür das auch von einfachen Telefonen bekannte "T9"-Verfahren nutzen, bietet RIM mit "Suretype" eine eigene Lösung, die schneller lernen und sich besser an komplexe Geschäftsausdrücke anpassen soll. Ideal wäre natürlich die Integration eines Spracherkennungs-Tools wie Dragon Naturally Speaking - dies ist im Moment noch Zukunftsmusik. Stimmenaktiviertes Wählen wird immerhin meist geboten.

Smartphones sind kleine Technikwunder, die oft noch dazu tendieren, mehr technikverliebt denn nützlich zu sein. Mit den aktuellen Gerätegenerationen versprechen viele Hersteller einen drastischen Wandel hin zu erheblich vereinfachter Bedienung. Um die Integration in die Unternehmens-IT haben sich die Anbieter von Smartphones noch klar zu wenig gekümmert. Hier wären heute auf jeden Fall auch Themen wie die Durchsetzung unternehmensweiter Compliance-Richtlinien und Network Access Control (NAC) dringend angesagt.