IBMs jüngste Akquisition von Platform Solutions Inc. (PSI) wird von einem US-IT-Verband als eine monopolartige Stärkung des Mainframe-Geschäfts von IBM angesehen.
Die Übernahme von PSI durch IBM beendet zwar die vielen anhängigen Patentrechtsprozesse zwischen
den beiden Unternehmen, aber es könnten sich daraus viel schwerwiegendere Probleme ergeben. So hat
der US-Verband Computer & Communications Industry Association (CCIA) erhebliche Bedenken
gegenüber dieser Fusion angemeldet. "Das ist die Akquisition eines ?Schwarzen Lochs?. IBMs einziger
ernst zunehmender Konkurrent wird ganz einfach verschluckt, ihm wird das Leben ausgesaugt und seine
Materie wird zerstört", sagt CCIA-Präsident Ed Black über den Deal, der am Dienstag bekannt
wurde.
Nach Ansicht des Verbandes befinden sich 80 Prozent der weltweiten Datenbestände auf Mainframes.
Und dieser Markt würde von IBM mit proprietären Systemen in monopolistischer Weise beherrscht. "Big
Blue lässt auch nicht die kleinste Konkurrenz entstehen", beklagt Black die Geschäftspraxis von
IBM. "Vor allem die Tatsache, dass PSI im Gegensatz zu IBM auf offenen Standards basiert sei für
den Markt wichtig", heißt es in deren Statement.
http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/articles/mainframes_erleben_eine_renaissance_im_rechenzentrum:/2008012/31450703_ha_CZ.html?thes=">Mainframes
erleben eine Renaissance im Rechenzentrum
http://llschnuerer.cmpdm.de//sites/cz/articles/empoerte_mainframe-anwender_wehren_sich_gegen_ibm:/2008024/31546449_ha_CZ.html?thes=">Empörte
Mainframe-Anwender wehren sich gegen IBM
In den USA wurde bereits 1956 ein Kartellverfahren gegen IBM eingeleitet, das aber im Jahr 2001
eingestellt wurde. Ob die jetzt vorgetragenen Bedenken des Verbandes den PSI-Deal behindern können
oder gar ein neues Verfahren auslösen ist fraglich, denn die PSI-Akquisition liegt wegen ihrer
geringen wirtschaftlichen Bedeutung unterhalb dessen, was in den USA und Europa eine
Pflicht-Überprüfung auslöst. Doch Black ist zuversichtlich, dass er die Behörden in beiden Regionen
dazu bewegen kann, sich dieser Sache anzunehmen.
"IBM ist zu den alten Ellenbogenmethoden zurückgekehrt, und die Auflagen aus dem Verfahren von
1956 werden schon lange nicht mehr eingehalten", sagt Black. Hierzu verweist er auch auf die
Vorwürfe von T3-Technologies. Dieser Mainframe-Anbieter will unabhängig vom Verband ein
Antitrust-Verfahren gegen IBM anstrengen. Dabei beruft sich T3 darauf, dass IBM seine
Mainframe-Software nicht an Konkurrenten lizensiert – ein Punkt der IBM in der Vergangenheit immer
wieder Ärger bereitet hat.
IBM und CCIA stehen sich schon sehr lange kritisch gegenüber und folglich fiel der Widerspruch
von Big Blue entsprechend scharf aus. "Die Darstellung der CCIA entbehrt jeder Grundlage, die
Zahlen sind nicht korrekt und unsere Mainframes unterliegen einem harten Konkurrenzkampf mit
anderen Technologien und System-Architekturen", sagte IBM-Sprecher Tim Breuer über die
Anschuldigungen.
Harald Weiss/CZ/pk