Massenspeicher – Langsam aber sicher gewinnen die Anbieter von auf IP basierenden Storage-Lösungen die Oberhand im umkämpften NetzwerkSpeicher-Geschäft.
Fibe-Channel war lange Zeit die erste Wahl für die Käufer von Netzwerkspeicher. Das lag großenteils daran, dass auf IP basierter Speicher in Form von iSCSI- und NAS-Systemen durch die von Gigabit-Ethernet-Links gebotene Bandbreite arg eingeschränkt war. Aber nun, mit der wachsenden Verfügbarkeit, den Performancevorteilen und stetig sinkenden Pro-Port-Kosten von 10-Gigabit-Ethernet, könnten die Hersteller von auf IP basierenden Speicherlösungen die Oberhand über Fibre-Channel im Speichernetz gewinnen.
Eines der Hindernisse, die der Einführung von 10-Gigabit-Ethernet im vergangenen Jahr entgegen standen, war das Fehlen einer Twisted-Pair-Option. Mit der vergangenen Juli erfolgten Absegnung des IEEE-802.3as-Standards für 10GBaseT ist dieses Hindernis inzwischen aus dem Weg geräumt. Zwar existierte bereits ein Kupferstandard für 10-Gigabit-Ethernet, der auf von Infiniband und SAS genutzte CX-4-Kabelschema zurück griff, aber ein kosteneffizientes 10-Gigabit-Ethernet benötigte einen neuen Standard, der die Vorteile preisgünstiger Kategorie-6-Verkabelung nutzt. Unter 802.3an lässt sich Legacy-Kategorie-6 für Distanzen bis zu 55 Meter einsetzen. Und Kategorie-6a- sowie Kategorie-7-Verkabelung steht kurz vor der Genehmigung und wird noch längere Kabelstrecken unterstützen.
Trotz der früheren Bandbreiteneinschränkung von Gigabit-Ethernet hat sich auf IP basierender Speicher als flexible und zuverlässige Plattform bewährt. Die Einführung von 10-Gigabit-Ethernet sollte die Kritiker von Ethernet als Storage-Fabric verstummen oder zumindest weniger lautstark sich beklagen lassen.
10-Gigabit-Ethernet ist ein wichtiger Faktor für die weiträumigere Einführung von iSCSI-SAN-Speicher, aber die Tatsache, dass die IEEE bis Juni 2006 gebraucht hat, einen Twisted-Pair-Standard zu produzieren, bedeutet, dass 10GBaseT-Ports erst bis Mitte 2007 verfügbar sein werden. 10-Gigabit-Ethernet über Kategorie-6-Verkabelung wird das Sprungbrett für eine Plattform sein, die bislang auf Fibre-Channel oder dickes CX-4-Kupfer beschränkt war.
Die SAS-Laufwerkstechnik zeigt sich in Enterprise-Systemen. Hersteller wie Hewlett-Packard, IBM oder Sun Microsystems bieten ihre Systeme nun mit einer Auswahl von SAS- oder SATA-Speicher an. Serverhersteller beginnen außerdem damit, den 2,5-Zoll-Laufwerks-Formfaktor zu umarmen. Dieser erlaubt ihnen, mehr Geräte – und damit auch höhere Performance – in die wertvollen Gehäuse zu stopfen.
Speichervirtualisierung zielte ursprünglich auf Highend-Systeme. Inzwischen findet sie ihren Weg auch zum »niedrigen« Ende der iSCSI-SAN- und NAS-Speicher-Systeme. Einige Hersteller bieten heute Highend-Features in ihren preisgünstigen Systemen und befähigen sie zu interessanten Dingen: die automatische Ausdehnung von Volumes über mehrere Geräte, die Migration von Daten über Storage-Tiers oder die Unterstützung von Block-Level-iSCSI-Volumes über NAS-File-Space. Im Netzwerkspeicher bewegt sich die Nahrungskette weit hinunter. Davon zeugen das enorme Wachstum preiswerter NAS-Systeme für Soho-Benutzer sowie preisbewusste Angebote von Speichergiganten wie EMC und Netapp. Wer weiß? Vielleicht wünschen sich unsere Kinder zur nächsten Weihnacht ja ein SAN…
Aus der Stoarge- und Serverperspektive wartet die Branche gespannt auf die Verbesserungen des IP-Stacks, die für dieses Jahr versprochen wurden. IP-Networking wurde Windows in den Tagen von Windows-für-Workgroups angepappt, und wenig wurde seitdem getan, um die Situation zu verbessern, bis im vergangenen Jahr das Advanced-Networking-Pack kam. Für Longhorn hat Microsoft einen komplett neuen, aufgemöbelten IP-Stack entwickelt, der viele Features bietet, die die Sicherheit und Performance verbessern sollen. Diese Erweiterungen versprechen viel für den generellen Netzwerkverkehr, und die Einführung von nativem TCP-Off-Loading wird ein großer Vorteil sein für Unternehmen, die auf IP basierenden Speicher nutzen oder zukünftig 10-Gigabit-Ethernet einsetzen wollen.
Einer der größten Nutzbringer wird die verbesserte Sicherheit von Longhorn sein. Es gibt Dutzende von Erweiterungen, die Longhorn-Systeme vor internen und externen Bedrohungen schützen. Für Speicherlösungen interessant ist besonders die Einführung der auf Platten basierenden Bitlocker-Technik, die Datenverschlüsselung auf Basis von USB-Schlüsseln ermöglicht.
Dirk Jarzyna
dj@networkcomputing.de