Neue DSL-/Mobile-Surf-Kombiangebote lassen Netze "verschmelzen"
Auf der Basis einer neuen Mobilfunkinfrastruktur, deren Ausbau 2009 nahezu abgeschlossen sein soll, kommt O2 ab März mit einer Reihe neuer Angebote, die das mobile Surfen so einfach machen sollen wie mit einem DSL-Anschluss. Insbesondere von "Internet Home and Go" verspricht sich das Unternehmen exponentiell wachsende Nutzerzahlen: In einer Flatrate von monatlich 40 Euro sind hier sowohl der heimische DSL-Anschluss mit 4 MBit/s als auch das mobile Surfen mit HSDPA (3,6 MBit/s) enthalten.
Mit einer sehr optimistischen Prognose kam Lutz Schüler, Geschäftsführer Marketing and Sales bei
O2, gestern auf die Pressekonferenz zum Thema "Mobiles Internet": Um sage und schreibe 165 Prozent
soll die Zahl der mobilen Internet-Kunden bei O2 in diesem Jahr zunehmen. Konkretes Zahlenmaterial
konnte Schüler zu diesem Statement zwar nicht liefern, jedoch sprächen Indikatoren wie das
Nutzerverhalten im Dezember/Januar eine sehr deutliche Sprache.
"Wir beobachten heute beim mobilen Internet fast eins zu eins genau das, was bei Telefonie über
Mobilfunk abgelaufen ist", so Schüler. "Als der Knoten geplatzt war, schnellten die Zahlen rapider
nach oben, als selbst Optimisten erwartet hatten." Reife der Geräte, Vielfalt von Anwendungen und
Content sowie Preismodelle seien im mobilen Internet jetzt soweit, dass genau dieses Phänomen sich
wiederholen werde.
Als Treiber sieht Schüler vor allem mobile Breitbandanschlüsse zum Laptop- und Handy-Surfen.
Aber auch Anwendungen wie mobile E-Mail und Messaging seien stark im Kommen. Künftig würden noch
zahlreiche Anwendungen aus dem Bereich Maschine-zu-Maschine-Kommunikation hinzukommen, die ohne
menschliches Eingreifen Datenverkehr erzeugten.
So soll die Zahl von Geräten und Maschinen dramatisch zunehmen, deren Wartung nicht mehr in
einer Werkstatt oder einem Service-Point stattfindet, sondern per Software erledigt wird, die via
mobiles Internet mit einem zentralen Diagnose- und Steuerungssystem kommuniziert.
Eine Rückkehr zu radikalen Positionen, die vor der Übernahme von O2 durch die spanische
Telefonica die Telekommunikationswelt polarisiert hatten, strebt O2 jedoch trotzdem nicht an.
Seinerzeit plädierte O2 für die Abschaffung des Festnetzes und vollständige Hinkehr zum
Mobilfunk.
Abgesehen davon, dass Telefonica mit seinem weiterhin ausgebauten Festnetz da etwas dagegen
hätte – inzwischen ruft auch die Logik der täglichen Praxis zu einem gemäßigteren Kurs.
"Vor allem unter ökonomischen Aspekten ist es nicht sinnvoll, jeden Breitbandbedarf durch
Aufrüstung von Mobilfunkbasisstationen zu bedienen", so Schüler. "Wir sehen heute vielmehr eine
vernünftige Ausbalancierung der Ressourcen als Gebot der Stunde."
So habe O2 beispielsweise an verschiedenen Punkten in Berlin, wo die mobile Breitbandnutzung bei
einer bestimmten ethnischen Gruppe geradezu explodiert sei, einen drohenden Kollaps dadurch
abgewendet, dass kostenlos DSL-Anschlüsse in den betreffenden Haushalten freigeschaltet wurden.
Eine "intelligente Kombination" von Festnetz und Mobilfunk soll Internet Home and Go bereits von
Haus aus liefern. Anwender erhalten hier alle Leistungen aus dem O2-DSL-Komplettpaket inklusive
Surf-Flatrate, unbegrenzte Telefonate ins deutsche Festnetz und ins deutsche O2-Mobilfunknetz sowie
die "O2 Family and Office"-Flatrate. Außerdem kommen noch der "O2 Surf Stick" mit "O2 Active Data"
und der Daten-Flatrate "Internet-Pack-L" für das mobile Surfen hinzu.
Alles zusammen gibt es im ersten Jahr für 40, danach für 50 Euro. Im Rahmen der derzeitigen
Kampagne zur "Einfachheit", zu der jetzt beispielsweise auch eine Service-Hotline zum Nulltarif
gehört, bietet O2 auch für Internet Home and Go eine dreimonatige Testmöglichkeit (mit "Geld zurück"
bei Nichtgefallen) an.
LANline/Stefan Mutschler/pf