Endlich breite Basis für Zwei-Wege-Verbindungen

Neuer Anlauf für Internet per Satellit

9. Mai 2007, 22:00 Uhr | Stefan Mutschler/wg

Mitten im Trubel um DSL und Wimax meldet sich eine etwas in Vergessenheit geratene Access-Methode zurück: Satelliteninternet gibt es schon seit vielen Jahren - doch meist waren die Versprechungen weit größer als das Ergebnis. Insbesondere Angebote mit terrestrischem Rückweg per Telefonleitung erwiesen sich oft als unpraktikabel. Hughes Network Systems will dem schlechten Ruf des Satelliten nun mit einer neuen Zwei-Wege-Access-Offensive und transparenten Services entgegenwirken. Für einen Komplettservice bietet Hughes nun zusätzlich terrestrisches DSL.

Der Internetzugang via Satellit könnte in diesem Jahr einen deutlichen Aufschwung bekommen. So
gilt es als sehr wahrscheinlich, dass etwa die Deutsche Telekom (DT) nach ihrem Rückzug bei Wimax
ihr Engagement beim Satelliten-Access stärken wird, um in den ländlichen Regionen wieder einen
Trumpf zu haben. Branchen-Insider gehen davon aus, dass die Telekom zur CeBIT ihr "T-DSL via
Satellit" in einer rückkanalfähigen Version anbieten wird. Wie so etwas auf Basis des
Astra-Satellitennetzwerks aussehen könnte, macht schon seit einiger Zeit Satlynx vor – eine
inzwischen hundertprozentige SES-Astra-Tochter. Auch Eutelsat als in Europa größter Gegenspieler
von Astra hat angekündigt, in diesem Jahr verstärkt in die bidirektionale Satellitenkommunikation
zu investieren. Wichtigste Partner auf Seite der NOC-Betreiber (Network Operation Center) sind
Viasat und Hughes Network Systems. Mit Viasat im italienischen Turin will Eutelsat ab Juni dieses
Jahres einen kostengünstigen, satellitengestützten Breitbanddienst für Endverbraucher in
unterversorgten europäischen Märkten anbieten. Der Fokus von Hughes in Griesheim liegt primär auf
Unternehmenskunden und Value Added Reseller (VARs). Zwanzig VARs vertreiben Hughes-Services in
Europa, in Deutschland zum Beispiel Probstei Telekom.

Hughes selbst ist unter anderem bei Automobilbauern, Gas- und Mineralölkonzernen sowie in der
Finanzwelt recht stark vertreten. Der Jahresumsatz beläuft sich derzeit auf rund 800 Millionen
Dollar – mit starkem Druck in Richtung Milliardengrenze. Um dieses Wachstum zu stemmen, hat sich
der Satelliten-Service-Provider Ende letzten Jahres neu aufgestellt: "Wir haben uns lange Zeit rein
auf das Satellitengeschäft konzentriert", so Patrick Lewis, Program and Marketing Manager bei
Hughes. "Bei vielen Projekten macht der Satelliten-Access aber nur einen geringen Teil aus – das
Gros soll über terrestrische Verbindungen laufen. Dieses Geschäft haben wir bisher anderen
überlassen. Das wollen wir jetzt ändern". Seit 2007 positi-oniert sich Hughes also als "Full
Managed Service Provider", wobei sich das Unternehmen jetzt eben auch um die DSL-Anbindung kümmern
will. Derzeit laufen laut Lewis Gespräche mit einigen großen DSL-Anbietern, um diese für ein
gemeinsames Angebot mit ins Boot zu holen.

Gleichzeitig will Hughes die traditionelle Stärke – den Satelliten-Access – weiter ausbauen.
Besonders große Hoffnungen setzt der Provider dabei auf einen neuen Standard für terrestrische
Satellitenausrüstung: DVB-S2. Dieser soll das aktuelle DVB-S (Digital Video Broadcasting –
Satellite) Mitte 2007 ablösen. "Der neue Standard bringt eine Effizienzsteigerung bei den
Übertragungsraten von rund 30 Prozent", so Lewis. "Damit kommen wir pro Transponder auf
Geschwindigkeiten von 60 bis 70 MBit/s. In den ‚Hughesnet‘-Internetservices setzen wir diese
Performance mit realistischen Raten von bis zu 4 MBit/s im Downstream und bis zu 2 MBit/s im
Upstream um". Besondere Betonung legt er hier auf "realistisch": "Einige in Deutschland recht
populäre Anbieter von Satelliten-Access nennen in ihren Prospekten bei der Übertragungsrate maximal
erzielbare Spitzenwerte. Wir halten das für unseriös und kurzsichtige Augenwischerei. Die
Übertragungsraten, die bei unseren Produktpaketen angegeben sind, repräsentieren statistische
Mittelwerte."

Vor Wimax hat Lewis keine Angst: "Den Geschäftskunden ist diese Technik wegen der gemeinsamen
Einspeisung der Daten mehrerer Anwender oft zu unsicher. Keine Access-Technik gilt als so
abhörsicher wie der Satellitenfunk." Zudem haben die Mobilfunk-Provider in Deutschland laut Lewis
zuviel in UMTS-Technik investiert, "als dass sie sich jetzt von Wimax-Newcomern die Butter vom Brot
nehmen ließen".


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