Vor gut einem Jahr hat die kanadische Aastra den deutschen Traditionshersteller Detewe übernommen. Seit 1. Januar dieses Jahres ist Aastra Detewe, wie das neue Unternehmen heißt, nun auch juristisch Realität. Die beiden TK-Firmen haben die Zeit für weit reichende Integrationsaufgaben genutzt, etwa hinsichtlich des Ausbaus eines Extranets als Informationsplattform für Vertriebspartner und Mitarbeiter, des Internetauftritts, sowie der Vertriebs- und Service-/Support-Strukturen. Mit einer Reihe neuer Produktankündigungen will Aastra Detewe nun zur CeBIT Zeichen im Markt für (IP-)TK-Anlagen setzen.
Frost & Sullivan listet in seiner 2006 erschienenen Analyse des europäischen VoIP-Markts
2005 Aastra Technologies auf Platz drei – gemessen an der Zahl verkaufter Ports. Mit einem
Marktanteil von 11,14 Prozent liegt Aastra hier zwar etwas abgeschlagen hinter Siemens (16,9
Prozent) und Alcatel (16,57 Prozent), jedoch immerhin auch knapp vor Avaya (10,75 Prozent) und
Nortel (10,53 Prozent). Und weil Aastra im vergangenen Jahr stärker wuchs als die Mitbewerber, gab
es von den Marktforschern auch noch den "Growth Strategy Leadership Award 2006" obendrauf.
Die Aastra-Detewe-Gruppe in Deutschland besteht aus den Unternehmen Aastra Detewe und Detewe
Communications, jeweils mit Firmensitz in Berlin. Aastra Detewe positioniert sich als Hersteller
von Telekommunikationssystemen für die gesamte Bandbreite von VoIP-Lösungen. Dazu gehören
Kommunikationsserver, Gateways, Systemendgeräte und prozessorientierte Softwarelösungen. Detewe
Communications hingegen sieht sich als ITK-Systemintegrator, der sich zur Herstellerneutralität
bekennt. Zu seinen Dienstleistungen zählen auch managed Services.
Aastra Detewe steht zwar finanziell sehr gut da – die Aastra-Mutter ist schuldenfrei und
schreibt nach eigenen Angaben seit 30 Quartalen in Folge schwarze Zahlen – dennoch haben die harten
Jahre der "Konsolidierung" bei Detewe ihre Spuren hinterlassen. Zu Glanzzeiten beschäftigte der
Traditionshersteller rund 7000 Mitarbeiter in Deutschland, bei Aastra Detewe sind es heute noch
etwa 600 (weltweit: 1700). Weitere Entlassungen stehen laut Andreas Latzel, CEO Deutschland der
Aastra-Detewe-Gruppe jetzt nicht mehr an – ab jetzt gehe es wieder um den moderaten Aufbau mit
qualifizierten Fachkräften. Und auch sonst stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. "Unser Ziel für
2007 ist, unsere Position im Markt zu festigen und den Wachstumskurs fortzusetzen", so Tony Shen,
Präsident und CEO von Aastra. Eine ihrer besonderen Stärken sieht Aastra Detewe in ihrer
Innovationskraft – und die soll sich 2007 in einer ganzen Phalanx neuer Produkte niederschlagen.
Auf der CeBIT wollen die Berliner unter anderem eine neue "Openphone"-Systemtelefonfamilie,
IP-Endgeräte der "Office"-Familie, ein WLAN-SIP-Telefon und mit "Opencom X320" eine neue
IP-TK-Anlage zeigen. Letztere hat zwar auch einen WLAN-Anschluss (für die Verbindung mit einem
DSL-Modem) unterstützt für mobile Handsets aber die in Deutschland nach wie vor weit verbreitete
DECT-Technologie.
Für Aastra Detewe ist das kein Anachronismus sondern "einfach ein Stück Kundennähe". "DECToverIP"
, wie das Unternehmen seine eigenentwickelte DECT-Technologie nennt, werde sehr stark von
Anwendern nachgefragt, da sie derzeit noch entscheidende Vorteile gegenüber WLAN für die Telefonie
böte: "Das gilt unter anderem für das Handover und Roaming-Verhalten, die Sprachqualität,
Standby-Zeit und Talktime der Endgeräte sowie eine flexible Funkfeldplanung", so Jörg Tielmann,
stellvertretender Leiter der Entwicklung bei Aastra Detewe. "Darüber hinaus müssen bei DECToverIP
im Hinblick auf die IP-Infrastruktur lediglich die technischen Bedingungen für VoIP gegeben sein.
WLAN dagegen erfordert zusätzlich spezielle IP-Switches, die einen schnellen Port-Wechsel von
MAC-Adressen unterstützen." Ansonsten sind bei Aastra unter anderem Dinge wie Service- und
prozessorientierte TK-Architekturen (SOA) ein großes Thema. So soll die Aastra "Open Interface
Platform" in der Lage sein, Microsofts "Live Communication Server" sowie die Open
Source-TK-Software "Asterisk" nahtlos in eine Prozessarchitektur zu integrieren.