Netzwerkgeräte interagieren mit Drittlösungen

Offenherzig

17. April 2008, 22:52 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Immer mehr Netzwerkausrüster - neuerdings auch Juniper, Extreme und Riverbed - gestatten es Partnern, Kunden oder Drittanbietern, über Schnittstellen direkt mit den Switches, Routern oder WAN-Beschleunigern zu kommunizieren. Ziel ist das möglichst enge Zusammenspiel der Netzwerkgeräte mit anderen Lösungen, um die Sicherheit zu erhöhen oder die Applikationsnutzung zu optimieren.

WAN-Beschleunigungsspezialist Riverbed, laut Gartner WOC-Marktführer (WAN Optimization
Controller), hat mit der Version 5.0 seines Betriebssystems RIOS einen Weg beschritten, den immer
mehr Hersteller gehen: die Öffnung der eigenen Plattform für Zugriffe von außen. RIOS 5.0 bietet
nun nicht nur Protokolloptimierung auf Anwendungsebene für Exchange 2007 und eine gestaffelte
Verwaltung durch Administratorenrollen, sondern auch eine RSP (RIOS Services Platform) genannte
Erweiterung. RSP soll Riverbeds Steel-head-Appliances durch die Einbindung zusätzlicher
Applikationen und Services flexibler machen: Unternehmen können laut Riverbed künftig Software von
Anbietern ihrer Wahl auf separate Partitionen der Appliances aufspielen, um den Serverbestand in
Zweigstellen zu reduzieren. Damit nähert sich Riverbed Gartners Konzept der "Branch Office Box"
(BOB) an: Gartner-Analyst Joe Skorupa postulierte Ende 2006 All-in-one-Geräte für server- und damit
auch administratorlose Filialen. Riverbeds RSP erlaubt es nun, den Gerätepark auf Filialseite auf
Firewall-Router und WOC zu reduzieren.

Networking-Schwergewicht Cisco wiederum setzt auf "Virtual Blades": Komplett virtualisierte
Microsoft-Betriebssysteme auf der WAAS-Plattform (Wide-Area Application Services) und damit auf den
WAEs (Ciscos WOCs) sollen Anwendern die Serverkonsolidierung erleichtern. Zunächst wird es laut
Cisco die neue WAE- 674 ermöglichen, neben der WAAS-Software weitere virtuelle Blades zu betreiben.
Auf den ISR-Access-Routern ist dies mangels Rechenleistung nicht vorgesehen.

Router-OS für Partner geöffnet

Ciscos Konkurrent Juniper hat kürzlich für sein OS Junos ein Software Development Kit (SDK)
namens "Partner Solution Development Platform" (PSDP) vorgestellt, das er ausgewählten
Geschäftspartnern bereitstellt. Die Junos-Erweiterung zielt auf innovative Carrier-Angebote: "Es
gibt großen Bedarf unter Carriern, die Markteinführung neuer Services zu beschleunigen", erklärte
Paul Gainham, Junipers Chefmarketier für EMEA. Junos kommt auf Junipers Internet-Core-Routern der
T-Serie ebenso zum Einsatz wie auf den Multiservice-Edge-Routern der M-Serie und den Access-Routern
der J-Serie – also auf allen Routern mit Ausnahme der E-Series Provider-Edge-Router. Dank PSDP
erhalten externe Entwickler somit Zugriff auf Routerbetriebssysteme vom Internet-Backbone bis zum
kundenseitig installierten Endgerät. Den größten Bedarf an diesem SDK vermutet Gainham beim Edge,
da sich hier die Provider im Wettbewerb differenzieren müssen. Das Spektrum möglicher Anwendungen
reiche vom individuellen Video-Traffic-Monitoring über spezialisierte Sicherheitsservices bis zur
Unterstützung proprietärer Transportprotokolle auf OS-Ebene. Als erste PSDP-Partner nannte Juniper
Avaya und Aricent. PSDP sieht gemeinsame Qualitätssicherung vor.

Auch andere Netzwerkausstatter haben das Potenzial erweiterbarer Netzwerkgeräte erkannt. Bereits
Anfang 2007 beschrieb HP-Procurve-Chef John McHugh gegenüber LANline die
Procurve-Switch-Architektur als "Hosting-Umgebung", die Rechenleistung auch für Dienste Dritter
liefern könne. 3Com konterte mit "Open Services Networking", einer offenen Plattform für die
Integration von Anwendungen ins Netzwerk. Die aus 3Coms Joint-Venture mit der chinesischen Huawei
hervorgegangene H3C betonte auf der CeBIT die Offenheit ihrer IToIP-Produktlinie. F5, der
Marktführer bei der Data-Center-seitigen Anwendungsbeschleunigung, erlaubt den Zugriff auf seine
Big-IP-Geräte über ein öffentliches API ("Irules"). Switch-Hersteller Extreme Networks folgt nun
dem Beispiel von F5: Zum Betriebssystem XOS 12.1 liefert Extreme ein SDK und bietet zudem 25 "
Widgets", also vorgefertigte Code-Schnipsel. Ein Beispielfall: Per Widget könne der Administrator
vorgeben, dass in einem Call Center abends die Stromversorgung der IP-Telefone abgeschaltet wird.
Für die Anwender-Community richtet Extreme die Webpage "Widgetcentral" auf seiner Website ein,
analog zu F5s Community-Site devcentral.f5.com.


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