Symantec Livestate Recovery 3.0 im Test

Online-Images als Backup-Ersatz

15. August 2005, 23:06 Uhr | Christoph Lange/wg

Mit Livestate Recovery 3.0 von Symantec lassen sich Images im laufenden Betrieb erstellen. Die Systemwiederherstellung kann lokal oder über das Netz erfolgen, wobei der Netzwerkzugriff aber nicht immer auf Anhieb möglich ist. Ein Image-Browser erlaubt die schnelle Wiederherstellung von Dateien und Verzeichnissen.

Ein Image ist nach wie vor die beste Versicherung, um einen Server nach einem System-Crash
schnell wieder online zu bringen. Zu den bekanntesten Produkten für Offline-Images zählt nach wie
vor Ghost, das ebenso wie Livestate Recovery (LSR) 3.0 aus dem Haus Symantec stammt. Ghost hat aber
den Nachteil, dass der Administrator den Server herunterfahren und dann mit MS-DOS booten muss, um
das Image zu erstellen. LSR 3.0 dagegen erstellt Images im laufenden Betrieb und führt auch
inkrementelle Sicherungen durch. Mit dem integrierten Zeitplaner lässt sich das gewünschte
Sicherungsverfahren sehr einfach einrichten und automatisieren. Die gezielte Wiederherstellung
einzelner Dateien oder Verzeichnisse ermöglicht der enthaltene Backup Image Browser.

Symantec bietet Livestate Recovery in unterschiedlichen Versionen an. LSR Desktop eignet sich
für die lokale Sicherung von Rechnern mit Windows 2000 Professional oder XP. Der Standard Server
ist für kleine und mittelständische Unternehmen gedacht, der Advanced Server für größere Firmen.
Beide Tools verwalten über die LSR-Konsole andere Server oder Desktops zentral, sofern auf diesen
der LSR-Agent vorhanden ist. Für Großunternehmen bietet Symantec das Flaggschiffprodukt LSR Manager
an. Mit ihm lassen sich die Image-Backups auch über geografisch verteilte Standorte hinweg von
einer zentralen Stelle aus verwalten und automatisieren.

Für den Test von LSR wurden die Versionen Desktop und Advanced Server installiert und im
praktischen Betrieb auf ihre Handhabbarkeit und Zuverlässigkeit geprüft. Als Erstes installierten
wir den LSR 3.0 Advanced Server in einer Windows-Domäne auf einem Windows-2003-Server. Das
Benutzerkonto für LSR muss über Administratorrechte verfügen.

Für Windows-Domänen optimiert

Prinzipiell lässt sich das Tool auch in Workgroups nutzen. Hier ist jedoch die Auswahl der zu
sichernden Rechner und die Vergabe der Berechtigungen etwas umständlicher als in einer
Windows-Domäne.

Beim Setup der Software kann der Administrator wählen, ob er nur den Agenten oder auch die
Konsole und den Backup Image Browser installieren möchte. Zudem lässt sich überprüfen, ob die für
den Rechner benötigten Treiber auf der LSR-Recovery-CD enthalten sind. Damit weiß der Administrator
gleich, ob er für die Wiederherstellung von CD zusätzliche Anpassungen vornehmen muss. In diesem
Fall kann er mithilfe eines Windows-XP-PE-Builder-Tools (PE = Pre-Bootable Environment) eine
Recovery-CD erstellen, die für die eigene Umgebung optimiert ist.

Die drei LSR-Komponenten waren schnell auf den Testrechner aufgespielt. Anschließend
installierten wir den LSR-Serveragenten auf einem Windows-2000-Server und die Desktop-Version auf
einem Windows-XP-Notebook. Beide waren Mitglied der Windows-Domäne. Für die Desktop-Variante von
LSR 3.0 muss Windows 2000 Professional, XP Home oder XP Professional installiert sein. Ältere
Windows-Versionen unterstützt das Tool nicht mehr. Das Desktop-Setup richtet automatisch alle drei
LSR-Komponenten ein. Sämtliche Installationen verliefen reibungslos und waren nach kurzer Zeit
abgeschlossen. Zu beachten ist, dass am Ende ein Reboot erforderlich ist.

Manuelle oder automatisierte Image-Backups

Für die Erstellung von Images startet der Administrator die LSR-Konsole. Die Desktop-Version
erlaubt ihm nur den Zugriff auf die lokalen Laufwerke. Bei den Serverversionen fügt der
Systemverwalter zunächst in der linken Baumstruktur unter "Arbeitsplätze" die gewünschten Rechner
aus der Windows-Netzwerkumgebung hinzu. Falls auf ihnen noch kein Agent installiert ist, kann der
Administrator diesen von der zentralen Konsole aus auch remote installieren.

Mit LSR lassen sich Images sowohl manuell als auch automatisch anhand eines Tages- oder
Wochenzeitplans erstellen. Das Menü "Backup-Laufwerke" ist für die erstgenannte Option zuständig.
Dabei kann der Administrator auch von mehreren Laufwerken gleichzeitig ein Image erstellen. Über
den Leistungsschieber stellt er ein, ob das Image mit hoher Priorität zu schreiben ist oder ob
parallel laufende Anwendungen einen Teil der Rechnerressourcen erhalten.

Images über das Netzwerk speichern

Um ein Image über das Netzwerk abzuspeichern, muss auf dem Ziellaufwerk eine Verzeichnisfreigabe
eingerichtet sein, damit der LSR-Netzwerkbrowser den Zielordner findet. Im Test wurde die
Systempartition aller drei Testrechner zunächst manuell lokal gesichert. Anschließend definierten
wir einen Zeitplan, durch den LSR alle zwei Stunden automatisch ein Image dieser Partitionen auf
einem Netzlaufwerk erstellen sollte. Dafür dient das Menü "Backup-Aufträge". Der Administrator
wählt dabei, ob LSR immer das gesamte Image sichert oder inkrementelle Backups durchführt, um
lediglich die seit dem letzten Image-Backup geänderten Daten zu speichern. Das Tool führte im
Testbetrieb alle Sicherungsaufträge zuverlässig zu den geplanten Zeitpunkten aus.

System per CD wiederherstellen

Die Symantec-LSR-CD enthält nicht nur die Software für die Installation, sondern dient bei allen
Versionen gleichzeitig als Recovery-CD. Als Basis verwendet LSR eine Windows-PE-Umgebung, die
verschiedene Funktionen bereitstellt. Sie erlaubt es nicht nur, Laufwerk-Images zurückzuspielen:
Der Administrator kann auch nach Viren suchen sowie Dateien und Ordner wiederherstellen. Zudem
stehen verschiedene Netzwerkdienstprogramme zur Verfügung.

Damit sich ein System durch das Zurückspielen eines früher erstellten Images wiederherstellen
lässt, muss die Hardware mit dem vorherigen Zustand möglichst identisch sein. Schon kleine
Unterschiede in der Konfiguration beispielsweise der Festplatten können dazu führen, dass das
Recovery fehlschlägt. Die IT-Abteilung sollte die Wiederherstellung deshalb unbedingt regelmäßig
testen, um sicher zu gehen, dass diese im Ernstfall auch funktioniert.

Der Boot-Vorgang mit der Recovery-CD dauerte im Test durchschnittlich knapp fünf Minuten. Um das
Image von einem Netzwerkverzeichnis zurückzuspielen, muss der Administrator den Rechner mit einer
passenden IP-Adresse versehen. Um diese ändern zu können, muss er am Ende des Boot-Vorgangs bei der
Frage, ob das Netzwerk automatisch geladen werden soll, unbedingt "Nein" wählen. Denn sobald LSR
die IP-Adresse automatisch konfiguriert hat, lässt sie sich nicht mehr nachträglich ändern.

Im Dienstprogramm Übertragungsgeschwindigkeit lässt sich das gewünschte Tempo nicht manuell
wählen: Das Tool wählt automatisch die maximal mögliche Transferrate. Besser wäre es, wenn sich
dieser Parameter individuell einstellen ließe, um Probleme mit dem Autodetect-Modus von
Netzwerkkomponenten zu vermeiden.

Über das Dienstprogramme-Menü kann der Administrator sich zudem die Partitionsinformationen
anzeigen lassen und sie bearbeiten sowie den Master-Boot-Record wiederherstellen. Auch
Netzlaufwerke lassen sich hier unter dem Menüpunkt "Netzlaufwerk zuordnen" anbinden. Im zugehörigen
Dialog "Map Network Drive" zeigt LSR allerdings nur Verzeichnisse auf Workgroup-Ebene an, da beim
Start von der Recovery-CD keine Domänenanmeldung stattfinden kann. Der Netzwerk-Browser von LSR
erkannte jedoch den im Testnetz als Workgroup konfigurierten Rechner nicht. Deshalb blieb nur der
Weg, das Netzlaufwerk durch Eingabe von \\\ manuell zu mappen. Dabei ist es von Vorteil, die
englische Tastaturbelegung im Kopf zu haben, da LSR für die Recovery-DC das englische Windows-Menü
mit englischer Tastaturbelegung verwendet. Es war jedoch auch manuell nicht möglich, eine
Netzwerkverbindung zu dem freigegebenen Ordner herzustellen.

Laufwerks-Mapping problematisch

Eventuell hat dies daran gelegen, dass LSR die Netzwerk-Übertragungsgeschwindigkeit automatisch
einstellt. Um die Geschwindigkeit der Netzwerkkarte manuell zu konfigurieren, lässt sich eine
angepasste Recovery-CD mit einem Windows-XP-Tool erstellen, das die individuelle Konfiguration der
Geschwindigkeit erlaubt. In früheren Tests wurde bereits verifiziert, dass sich mit LSR
Netzwerkverbindungen herstellen lassen, wenn die Übertragungsgeschwindigkeit bei allen beteiligten
Komponenten auf denselben Wert eingestellt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Recovery-Umgebung
eine manuelle konfigurierte IP-Adresse automatisch wieder auf die Default-Werte zurücksetzt,
nachdem das Dienstprogramm für die Netzwerkgeschwindigkeit abgelaufen ist. Da sich die IP dann
nicht mehr ändern lässt, ist das System für jeden Verbindungsversuch neu von der CD zu booten.

Wenn es gelungen ist, die IP-Adresse zu konfigurieren und die Verbindung zum Netzlaufwerk
herzustellen, ist die Rücksicherung von Image-Dateien sehr einfach. Dabei kann der Administrator
mehrere Partitionen gleichzeitig wiederherstellen. LSR zeigt auch die am Rechner angeschlossen
USB-Laufwerke an, was vor allem für kleinere Büros mit wenigen zu sichernden Rechnern eine einfache
Backup-Alternative sein kann.

Verzeichnisse und Dateien zurücksichern

Der Backup-Image-Browser von LSR bietet eine sehr einfache Möglichkeit, einzelne Dateien oder
Verzeichnisse gezielt wiederherzustellen. Dieses Tool ist sowohl in der Desktop- als auch der
Server-Version standardmäßig enthalten. Beim Start öffnet sich automatisch ein Auswahlfenster, in
dem der Administrator die gewünschte Image-Datei angibt. Sobald dies geschehen ist, zeigt LSR die
vollständige Verzeichnisstruktur des Images an. Der Befehl "Wiederherstellen" lässt sich über die
rechte Maustaste sowohl auf Dateien als auch Ordner anwenden. Der Administrator kann die Dateien
und Verzeichnisse entweder an ihrem ursprünglichen Ort oder an eine andere Stelle zurücksichern. Im
Test verlief die Wiederherstellung von Dateien und Verzeichnisbäumen unauffällig.

Fazit

Für die Image-Sicherung von Partitionen eignet sich Livestate Recovery 3.0 sehr gut,
gleichgültig ob sie lokal, remote oder automatisiert per Zeitsteuerung erfolgt. Dabei lassen sich
die Images auch auf ein USB-Laufwerk speichern. Das Tool in einer größeren Netzwerkumgebung
einzusetzen, erfordert allerdings spezielles Know-how. Hierfür empfiehlt es sich, eine angepasste
Recovery-CD zu erstellen, damit LSR die Netzlaufwerke zuverlässig anbindet. Größere Unternehmen
sollten vor einem Einsatz eruieren, ob sich Livestate Recovery für ihre Umgebung so anpassen lässt,
dass das Tool die gestellten Anforderungen erfüllt. Die Preise für LSR liegen bei 1100 Euro pro
Server für den Advanced Server (10 bis 24 Lizenzen) sowie bei 66 Euro pro Desktop (100 bis 249
Benutzer).

Info: Symantec Tel.: 02102/7453-0 Web: www.symantec.de


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