Innovative IT-Organisation

Plädoyer für eine flexible Infrastruktur

28. Juni 2009, 22:56 Uhr | Oliver Gahr und Erich Amrehn/jos Oliver Gahr ist Program Manager IBM Dynamic Infrastructure, Erich Amrehn ist Executive IT Architect IBM Dynamic Infrastructure.

Mit immer weniger Ressourcen immer mehr schaffen: Nach Einschätzung der IBM-Strategen lässt sich diese Anforderung nur lösen, wenn die IT intelligenter und flexibler als bisher organisiert ist. Das passende Schlagwort lautet Dynamic Infrastructure.

Vor einigen Jahren führte die Stadt London die City-Maut ein - ein Versuch, dem drohenden Verkehrsinfarkt zu entgehen. Luftverschmutzung, Lärm und Dauerstaus hatten das Leben in vielen Teilen Londons unerträglich gemacht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war auf 15 km/h gesunken - Pferdekutschen fuhren einst schneller. Die Maut sollte den Verkehr um 15 Prozent verringern und Gelder für die Verbesserung des öffentlichen Transportnetzes einbringen.

Überlastung der Verkehrswege, sprunghafter Anstieg der Verkehrsteilnehmer, schädliche Auswirkungen auf die Umwelt, eine immer komplexere Straßenführung und kein Geld für eine umfassende Modernisierung - das Beispiel für die Infrastrukturprobleme der größten europäischen Metropole ist symptomatisch auch für andere Arten von Infrastrukturen. Dies gilt vor allem auch für die Art von Infrastrukturen, in die alle anderen mehr und mehr zusammenfließen, nämlich in die IT-Infrastruktur.

Denn ob CIO bei einem großen Automobilkonzern oder IT-Leiter bei einem mittelständischen Maschinenbauer, die Herausforderungen ähneln sich: "Die IT-Budgets bleiben in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bestenfalls konstant - gleichzeitig verlangen die Mitarbeiter und Kunden gleichbleibende, wenn nicht sogar bessere Services, mehr Funktionen und höhere Zuverlässigkeit", so Dr. Michael Weiß, Regional Manager Deutschland der IBM-Anwendervereinigung Guide Share Europe. Hinzu kommt, dass sich die Systemlandschaft immer komplexer gestaltet, verursacht durch Dinge wie neue Web-Anwendungen oder die Digitalisierung von Nicht-IT-Assets. Folglich steigt der Aufwand, um allein den Status quo im Rechenzentrum aufrecht zu halten. Dabei noch nicht eingerechnet ist der durch die Gesetzeslage verordnete wachsende Bedarf an Risikoschutz und Langzeitdatenhaltung.

Diesem Problemkomplex lässt sich mit dem herkömmlichen Infrastrukturansatz nicht mehr beikommen - ganz zu schweigen von dem Vorsatz, mit der IT aktiv an der Gestaltung des Geschäfts mitzuwirken, etwa indem sie ein flexibles Reagieren auf die wechselhafte Großwetterlage des Marktes ermöglicht. Gefragt ist daher ein ganzheitlicher Ansatz, der das Infrastrukturthema auf eine neue Stufe stellt. Die Rede ist von einer Transformation der IT- und Prozesslandschaft in eine dynamische Infrastruktur.

Das Konzept einer dynamischen Infrastruktur geht von der effektiven Umgestaltung einer gewachsenen Systemlandschaft aus, inklusive Speicher- und Netzwerkressourcen, die oft noch in Silos existieren. Dafür bedarf es der sinnvollen Verknüpfung von Optimierungsmaßnahmen in allen Bereichen der IT und darüber hinaus - von der Konsolidierung der Systeme über Virtualisierung, besserer Datenverteilung und Verfügbarkeit bis hin zu einem zentralen, systemübergreifenden Service-Management.

"Wir glauben und sehen bereits, dass sich unser Geschäftsumfeld verändert und viele unserer 400 Geschäftspartner zunehmend flexiblere Infrastrukturen fordern, um sich anzupassen und schnell und kosteneffizient reagieren zu können", sagt Michael Weiß. Viele IT-Leiter haben erkannt, dass sie handeln müssen, aber häufig fehlt ihnen noch die holistische Perspektive auf ihre Infrastruktur. Ein Beispiel sind verteilte Rechenumgebungen. Dort bleiben bis zu 85 Prozent der Rechenkapazität ungenutzt. Viele Unternehmen haben bereits ihre Hardware konsolidiert oder beginnen immer stärker zu virtualisieren und setzen auf Shared Storage über SAN und NAS - aber selten wird dies ganzheitlich angegangen und in den wenigsten Fällen resultiert daraus eine konsequente Optimierung, die sich an den Geschäftszielen und Unternehmensprozessen ausrichtet.

So werden zwar beispielsweise auf Abteilungsebene die Intel-Systeme virtualisiert, um effizienter zu werden und die Auslastung zu steigern, aber Netzwerk und Speicher werden weiterhin traditionell betrieben. Die Vielfalt der Anwendungen bleibt bestehen, und eine einheitliche System- und Service-Management-Struktur fehlt.

Die Konsequenz: Jede Abteilung versucht, sich selbst zu optimieren und ihre Ausgaben zu reduzieren, aber der Gesamtnutzen für das Unternehmen bleibt eingeschränkt. Das Konzept einer dynamischen Infrastruktur geht einige entscheidende Schritte weiter: Die IT darf die Komplexität nicht weiter erhöhen, sondern muss vereinfachen und standardisieren. Das Unternehmen muss wichtige Assets über ihren gesamten Lebenszyklus optimal nutzen können. Prozesse müssen automatisiert ablaufen, die Infrastruktur der Daten und Informationen muss sich nach ihrer Wertigkeit richten. Auch die Sicherheit und Verfügbarkeit von Systemen und Informationen muss sichergestellt sein und die IT als integrierter Service-Provider im Unternehmen verstanden werden.

Moderne Technik verfügbar

Ermöglicht wird dies durch Techniken, die vor einiger Zeit für viele Unternehmen noch eine
Nummer zu groß waren, mittlerweile aber den Massenmarkt erreicht haben. Die Rede ist von modernen
Rechenzentrumstechniken wie Virtualisierung und energieeffizienten Systemen, Asset- und
Service-Management, Informations-Management auf Infrastrukturebene, vorausschauenden
Sicherheitstechniken und Hochverfügbarkeitskonzepten. Will ein Unternehmen seine Infrastruktur
dynamisieren, gilt es, die richtige Kombination aus Lösungen und Produkten dieser Kerntechniken zu
finden. Wichtig dabei ist, die einmal gefasste ganzheitliche Perspektive nicht mehr zu verlieren.
Anstatt weiterhin IT-Abteilungen und Fachabteilungen getrennt zu betrachten und losgelöst
voneinander zu optimieren, gilt es jetzt, ihre Verknüpfungen zu verstehen und das Gesamtsystem zu
verbessern. Denn was nützt beispielsweise der Einsatz einer unternehmensweiten
Business-Intelligence-Anwendung, wenn die benötigten Daten in Silos stecken und nicht verfügbar
sind, oder die Anschaffung eines modernen Speichersystems, wenn ein Großteil der darauf abgelegten
Daten unstrukturiert, selten genutzt und nicht geschäftsrelevant sind, aber den gleichen
Energieverbrauch verursachen? Um an dieser Stelle effizient zu werden, muss man stets das ganze
Bild im Auge haben.

Think big, start small

Eine dynamische Infrastruktur erhält man nicht über Nacht, und es ist auch kein Produkt, das
sich bestellen lässt. Am Anfang einer Transformation steht die Analyse – dabei beleuchten
Expertenteams bestehende Infrastrukturen aus verschiedenen Bereichen genauer. Gemeinsam mit
Vertretern der Fachabteilungen und dem Senior-Management-Team des Unternehmens arbeiten sie dann
eine individuelle "Roadmap" aus. Sie zeigen die dringendsten Handlungsfelder auf und erarbeiten
Möglichkeiten zur technischen Umsetzung sowie einen detaillierten Projektplan. Machbarkeitsanalysen
in speziellen Dynamic-Infrastructure-Zentren können schon vorab Sinn- und Nutzen einer Maßnahme
illustrieren.

In Zukunft Cloud

Beispiele zeigen, dass dynamische Infrastrukturen keine Vision sind, deren Früchte erst in einer
fernen Zukunft reifen. Unternehmen können schon im Hier und Jetzt Erfolge verzeichnen und mehr
Transparenz, Kontrolle und Automatisierung über sämtliche Geschäfts- und IT-Ressourcen hinweg
schaffen. Die Verwirklichung von Dynamic Infrastructure darf man sich als eine Art Reise für das
Unternehmen vorstellen, die verschiedene Entwicklungsstufen durchläuft. Ihre optimale Ausprägung
findet sie vielleicht in Form eines Cloud-Computing-Modells, das Services sicher und bedarfsgerecht
zur Verfügung stellt.


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