Laut dem neuesten Report von Point Topic über die weltweite Verbreitung von Breitbandzugängen gab es im ersten Quartal 2008 erstmals mehr neue Abonnenten für glasfaserbasierte Zugänge als für Kabelanschlüsse: Breitband via Kabel habe um 2,5 Millionen Teilnehmer zugelegt, Fiber um 4,2 Millionen.
"Das ist ein bedeutener Meilenstein für Breitband via Glasfaser", kommentierte Point-Topic-Chef
Oliver Johnson. "Dort, wo Faser verfügbar ist, ziehen die Verbraucher sie gegenüber anderen
Breitbandtechniken vor." Ein wichtiger Entscheidungsfaktor sei dabei der Preis: "Wenn man die
Kosten pro MBit betrachtet, ergibt das bei DSL im globalen Durchschnitt rund 20 Dollar pro MBit und
Monat. Kabel schneidet mit ungefähr zwölf Dollar besser ab. Aber beide werden von Glasfaser völlig
in den Schatten gestellt, bei der die Preise bis auf 50 Cent pro MBit und Monat sinken können." Es
gibt dabei laut Johnson beträchtliche Unterschiede von Land zu Land, von Region zu Region und
zwischen den Netzbetreibern.
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Im weltweiten Vergleich liegen die USA in puncto schierer Anzahl von Breitbandleitungen mit 75,7
Millionen Anschlüssen weiterhin vor China (71 Millionen) und deutlich vor den übrigen
Industrienationen: Japan bringt es laut Point Topic auf 28,8 Millionen Anschlüsse, Deutschland auf
21,2 Millionen, UK auf 16,3 Millionen, knapp gefolgt von Frankreich.
Das Wachstum bei den Glasfaserzugängen werde von China, Japan und Südkorea getrieben, wo Kabel
und DSL Teilnehmer an Fasertechniken abgeben müssen. In Deutschland, aber auch in Frankreich,
Großbritannien und den USA führe spärliche Verfügbarkeit von Faser auch zu entsprechend spärlicher
Akzeptanz.
"Es gibt Probleme in den deregulierten Märkten, wenn größere Investitionen in Infrastruktur
anstehen", so Johnson. "Glasfaserinstallation ist teuer, und in den USA und Europa gilt es,
beträchtliche regulatorische Hürden zu überwinden." Ohne staatliche Zuschüsse sind die Konsumenten
damit laut Point Topic vorerst von preiswerter Glasfaserbandbreite abgeschnitten – siehe das
Gerangel um den VDSL-Rollout der Deutschen Telekom.
Carrier-Ausrüster Juniper Networks hat zudem kürzlich der Ergebnisse einer bei der Ciao Group in
Auftrag gegebenen Studie zu den Nutzungsgewohnheiten von Breitbandteilnehmern vorgestellt. Laut der
Untersuchung, bei der im April 2008 5000 Breitbandnutzer in Frankreich, Deutschland, Italien,
Spanien und Großbritannien befragt worden waren, verwenden in knapp 80 Prozent der Haushalte zwei
oder mehr Benutzer die Breitbandleitung. 39,3 Prozent der Befragten verwenden an einem
Breitbandanschluss mindestens fünf Benutzeridentitäten für den Zugriff auf unterschiedliche
Onlinedienste.
Die Haupterkenntnis aus dieser Studie ist es, dass es nicht allein um Bandbreite geht, weil
mehrere Teilnehmer über ein und denselben Anschluss unterschiedliche Onlinedienste nutzen und diese
jeweils unterschiedliche Ansprüche an die Servicequalität des jeweiligen Dienstes stellen, erklärte
Tom Ruban, Vice President of Technical Engineering EMEA bei Juniper, im Gespräch mit der LANline.
Es sei deshalb wenig sinnvoll, die Teilnehmeranschlüsse wie bisher in Standard- und
Premium-Access-Leitungen einzuteilen.
Nötig sei stattdessen, mehr Intelligenz in die Carrier-Netze zu packen: Gefragt seien
anwendungs- oder dienstbezogene SLAs. Für diese gehobenen SLAs können man aber schlecht die
Anwender zur Kasse bitten, so Ruban. Vielmehr empfiehlt Juniper den Carriern, Abkommen mit
Inhalteanbietern zur Gewinnbeteiligung zu schließen.
Als Beispiel führte Ruban an, Online-Gamer, die ein netzwerkbasiertes X-Box-Spiel im Abonnement
beziehen und damit von einer schnellen End-to-End-Netzwerkverbindung abhängig sind, könnten
durchaus bereit sein, für ein latenzarmes Online-Gaming gehobene Preise zu zahlen. Diesen Service
sollte der Kunde bei seinem Spieleanbieter zu zahlen haben, die Netzbetreiber könnten dann
vertraglich an der Tarifstruktur beteiligt werden.
In solch einem Szenario hätte tatsächlich jeder an der Wertschöpfungskette Beteiligte einen
Vorteil von der hohen Qualität des Breitbandnetzes, ohne dass der Carrier zum bloßen "Lastesel" für
hochwertige und bandbreitenhungrige Dienste degradiert würde.
Problematisch wird solch ein Szenario allerdings vor dem Hintergrund der vor allem in den USA
heftig geführten Netzneutralitätsdebatte rund um den freien, also ungehinderten Zugang zu
Onlinediensten wie Youtube, auch wenn diese die Netze der Carrier stark belasten und die
Netzbetreiber diese Dienste am liebsten zugunsten eigener Angebote blockieren würden. Hier schlägt
Juniper-VP Ruban vor, für qualitativ hochwertigere Angebote einen bestimmten Anteil der
Core-Bandbreite zu reservieren und den restlichen Anteil für alle anderen Angebote freizugeben.
Um hier für einen Ausgleich zwischen den stark divergierenden finanziellen Interessenslagen zu
sorgen, dürften allerdings die Regulatoren der jeweiligen Länder gefragt sein.
LANline/Dr. Wilhelm Greiner