Mit semantischem Search will Microsoft Google überholen

Powerset soll Microsofts Suchmaschine stärken

2. Juli 2008, 22:57 Uhr |

Nach dem der Deal mit Yahoo endgültig erledigt ist, läuft bei Microsoft jetzt mit Hochdruck Plan B an - und das scheint die Akquisition von kleinen hochspezialisierten Know-how-Unternehmen zu sein. Das erste Beispiel dafür ist der auf semantische Websuche ausgerichtete Startup Powerset.

Mit der Übernahme dieses erst 2,5 Jahre alten Unternehmens durch Microsoft erhält der Redmonder
Softwaregigant wichtiges Know-how im Bereich semantischer Suche, denn Powerset arbeitet an
Such-Algorithmen die auf linguistischen Regeln basieren und nicht auf Schlüsselworrten. Allgemein
wird diese Suchform als die zukunftsträchtigste Methode angesehen. "Wir haben Powerset übernommen
und werden es in unsere weiteren Arbeiten zur Verbesserung unser Suchmaschine integrieren", sagt
Satya Nadella, Microsofts Chef für das Search-, Portal- und Werbe-Business.

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Seiner Ansicht nach ist der heutige Web-Search immer noch eine mühselige Arbeit. "Wir haben uns
inzwischen an die schlechten Resultate gewöhnt und nehmen sie gelassen hin", lautet seine Ansicht
über die Leistungen von Google, Yahoo und auch MSN. So würden bei einem Drittel aller Suchanfragen
keine befriedigenden Ergebnisse zurück geliefert, so dass ein weiteres Suchen mit unterschiedlichen
Schlüsselworten notwendig sei.

Das in San Francisco angesiedelte Powersearch soll den Weg zum neuen Suchen ebnen. "Unser
ultimatives Ziel ist es, die Interaktion von Mensch und Computer grundlegend zu verändern", sagt
Powerset-Chef Mark Johnson. Er und sein Team von einigen Dutzend Wissenschaftlern setzten dabei auf
eine linguistische Methode. Dabei versteht der Computer die Bedeutung einer Abfrage und reagiert
entsprechend. So kann man beispielsweise den Computer fragen: "Wie weit ist es von Paris nach New
York?" Oder: "Wer war 1856 Präsident der Vereinigten Staaten?" Eine semantische Searchsoftware
sucht in so einem Fall nach Antworten in geeigneten Web-Dokumenten oder auch in öffentlichen
Datenbanken.

So hat Powerset bereits erfolgreich das kontextbezogene Suchen in Wikipedia demonstriert, was
praktisch ein Ende des Weblink-basierenden hierarchischen Researchs bedeutet. In vielen Fällen wird
es bei solchen Abfragen aber zunächst in einen Dialog münden, da der User seine Frage weiter
präzisieren muss. Beispielweise gibt es auch ein Paris in Texas und nicht nur das in
Frankreich.

Das Hauptproblem der semantischen Suche ist gegenwärtig die dafür erforderliche Rechenzeit, die
selbst bei einfachen Fragen eine halbe Minute und mehr ausmachen kann. Ein weiteres Problem ist die
komplett neue Indexierung des gesamten Internets, was zeit- und kostenintensiv ist.

Sollte es Microsoft jedoch mit Hilfe von Powerset gelingen, eine solche Suchmaschine zur
allgemeinen Anwendung zu bringen, wäre man Google haushoch überlegen. Und nicht nur das – im
Gegensatz zur Schlagwortsuche ist die semantische Suche praktisch nicht kopierbar, da sich alle
entsprechenden Algorithmen patentieren lassen. "Microsofts Übernahme von Powerset macht sehr viel
Sinn um Google mit einer disruptiven Technologie zu überholen", sagt Prof. Andrei Hagiu von der
Harvard University.

Wie viel Microsoft für Powerset bezahlt hat wurde nicht mitgeteilt, aber in einigen Blogs hieß
es, dass Microsoft "über 100 Millionen Dollar" geboten haben soll.

Harald Weiss/pk


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