Mit dem neuen Wechsellaufwerk »Rev« will Iomega den Platz von Bandlaufwerken einnehmen.
Produkt: Rev USB 2.0
Hersteller: Iomega
Web: www.iomega.com
Preis: USB-Laufwerk 320 Euro, Medium 50 Euro
Mit dem Zip feierte Iomega große Erfolge – auf nahezu allen anderen selbst entwickelten Produkten blieb das Unternehmen aber sitzen. Zwar erlangte der Speicherhersteller mit dem Jaz-Laufwerk, einem 3,5-Zoll-Wechselmedium mit 1 und 2 GByte Kapazität, zumindest Anerkennung auf verschiedenen Nischenmärkten, die jedoch nicht mit riesigen Umsätzen belohnt wurde. An den Erfolg von Zip will Iomega nun mit einem brandneuen Wechsellaufwerk anknüpfen – nur dieses Mal stehen nicht der Endanwender, sondern Unternehmen auf der Kundenwunschliste von Iomega.
Ähnlich dem Jaz arbeitet das Rev mit soliden, Festplattenähnlichen Wechsel-Cartridges. Die Kopfmechanik steckt im Laufwerk selbst, die Platte im Medium. Als wesentliche Neuerung packt Iomega beim Rev den Spindelmotor in die Cartridge. Ein doppelte Laufwerkstüre und Luftfilter im Laufwerk und der Cartridge sollen vor Verunreinigungen und damit Medienschäden schützen. Die einzelne Platte in der 2,5 Zoll großen Rev-Cartridge beschreiben zwei Köpfe beidseitig. Damit erreicht Rev eine Kapazität von 35 GByte bei einem Datendurchsatz von 25 MByte/s. Die mittlere Zugriffszeit beziffert Iomega mit 13 ms. Das Laufwerk kommt zunächst in einer internen Variante mit ATA-Interface und als externes Modell mit USB-2.0-Interface auf den Markt, später sollen SCSI- und S-ATA-Versionen folgen. Nach der Unsitte der Tape-Hersteller gibt Iomega das Drive mit einem hypothetischen Kapazitätswert von 90 GByte bei Verwendung von Kompression an.
Network Computing unterzog die USB-2.0-Version einem ersten Kurztest. Neben den mechanischen Neuerungen hat sich Iomega auch bei der Laufwerksorganisation und dem Dateisystem etwas Neues einfallen lassen. Bislang kämpften plattenähnliche Wechselmedien stets mit Formatkonflikten: Man konnte sie im Large-Floppy-Format oder als partitionierbare Festplatte betreiben und mit verschiedensten Dateisystemen versehen. Folglich konnte Linux genau so wenig Windows-formatierte Medien lesen wie ein Macintosh.
Das Rev räumt diese Probleme aus dem Weg: Es meldet sich beim System wie ein DVD-Laufwerk an, genauer gesagt, als Wechselmedium mit UDF (Universal Data Format). Um Rev-Disks zu beschreiben ist daher ein Dateisystemtreiber erforderlich, der UDF schreiben kann. Diesen Treiber liefert Iomega bislang nur für Windows aus. Für Linux hat die Arbeit an einem Open-Source-Treiber erst begonnen, Sourceforge führt das Projekt im Status Pre-Alpha auf.
Mit installiertem Treiber arbeitet das Rev unter Windows wie eine gewöhliche Platte. Nur Tools, die besonderen Wert auf das Dateisystem legen, lehnen das Rev ab. So akzeptiert Powerquests V2I das Rev nicht als Ziel für Image-Backups. Iomega legt dem Laufwerk jedoch eine besondere Version von Norton Ghost für Plattenabbilder bei. Auch Retrospect schreibt Backups auf das Rev, mit Datendurchsätzen um 600 MByte pro Minute. Das Format-Tool von Iomega kann bootfähige Rev-Disks erzeugen. Dafür schreibt es ganze CD-ISO-Images in einen geschützten Speicherbereich. Network Computing konnte im Kurztest eine Fedora-Core-Installations-CD vom Rev booten.
Mit den Leitungsdaten hat das Rev alles Zeug, um gerade bei kleineren Unternehmen Tape-Laufwerke zu ersetzen. Ob das Drive die Betriebssicherheit halten kann, die der Hersteller vollmundig verspricht, müssen Langzeittests erst beweisen. Leidgeplagte Iomega-Anwender können sich noch gut daran erinnern, dass in der Vergangenheit Defekte bei Jaz- und Zip-Disks neben den Laufwerken auch reihenweise Medien zerstörten. [ ast ]