Sanrad V-Switch 3000

SAN-i-Täter

26. September 2007, 10:55 Uhr | Andreas Stolzenberger

Beliebige SCSI- und FC-Disk-Quellen virtualisiert und verwaltet der V-Switch 3000, so dass Server über iSCSI darauf Zugriff erhalten.

Wer ein SAN bauen möchte, benötigt SAN-fähigen Speicher. Das iSCSI-Protokoll vereinfacht Speichernetzwerke, auch wenn es hinter der Leistungsfähigkeit von FC-SANs zurückbleibt. Ein iSCSI-SAN kann fast jeder Anwender ohne besondere Zusatzhardware nutzen. Serversysteme können iSCSI-Ressourcen über frei verfügbare Software-iSCSI-Initiator-Treiber ansprechen. Problematischer wird es bei den iSCSI-Targets. Eine Reihe von Herstellern bietet fertige iSCSI-Filer an oder offeriert Software, die einen regulären Windows-PC in einen iSCSI-Filer verwandelt. Einen sehr simplen, aber effizienten Weg, bestehende Speicherressourcen im SAN nutzbar zu machen, zu virtualisieren und komfortabel zu managen, beschreitet Sanrad mit dem V-Switch 3000.

Das Gerät verfügt über zwei FC- und zwei SCSI-Ports. Darüber adressiert der Storage-Switch ebenso einzelne physische Platten wie logische Laufwerke externer RAID-Systeme. Diese Volumina verwaltet der V-Switch in einem Plattenpool. Aus diesem heraus erzeugt der Administrator iSCSI-LUNs, die der V-Switch über die drei Gigabit-Ethernet-Schnittstellen in verschiedenen iSCSI-SANs anbietet. Dabei integriert der V-Switch eine ganze Reihe erweiterter SAN-Funktionen und tritt somit als vollständige In-Band-Virtualisierungslösung auf. Das Gerät erlaubt es, physische Plattenlaufwerke in logische Laufwerke zu unterteilen und diese im iSCSI-SAN bereit zu stellen. Zudem kann die SAN-Appliance Volumina spiegeln und Snapshots anlegen. Da der V-Switch die angebundenen Laufwerke in einem Pool verwaltet, dürfen die SAN-Funktionen auf SCSI- und FC-Platten gemischt verwendet werden.

Um zusätzliche Sicherheit zu gewährleisten, lassen sich zwei V-Switches zu einem Active-Active-Failover-Verband zusammenschalten. Dazu verfügt das Gerät über einen speziellen Port. Dank Multipathing ermöglicht eine duale Konfiguration neben der Ausfallsicherheit auch höhere Datendurchsätze.

Im Test setzt Network Computing den V-Switch 3000 in einer gemischten Umgebung ein. An einem der SCSI-Ports laufen acht ältere SCSI-Platten zu je 9 GByte Kapazität. Einer der FC-Ports verbindet die Sanrad-Appliance mit dem ATA-Beast von Nexsan (First Look siehe Ausgabe 3/2004). Das ATA-Beast stellt der Appliance ein 1,6 TByte großes logisches Laufwerk zur Verfügung.

An Funktion und Performance gibt es beim V-Switch nichts zu bemängeln, aber die Bedienung und vor allem die Erstinstallation bringen einige Probleme mit sich. Für die Grundkonfiguration muss der Verwalter erst einmal einen PC über eine serielle Schnittstelle anschließen. Statt eines simplen Textmenüs erwartet den Anwender ein recht kryptisches Kommandointerface. Per »Init«-Kommando und eine Vielzahl von Parametern stellt der Administrator die Basisparameter ein. Dann sollte sich der V-Switch im LAN auch über Telnet adressieren lassen. Im ersten Anlauf funktioniert das nur über Stolpersteine. Erst nach einigem Tüfteln an der Konsole stellt sich heraus, dass die Dokumentation kleine Fehler bei der Benennung der Interfaces aufweist. Der Vorteil am Kommandozeileninterface ist hingegen, dass Windows- oder Linux-Skripte die Funktionen des V-Switch automatisiert steuern können.

Anders als andere Appliances verfügt der V-Switch über keinen integrierten Web-Server für das Management. Sanrad liefert zwei Java-Tools, »StoragePro«-Server und -Client mit. Der Mangament-Server tritt über einen speziellen IP-Port mit der Appliance in Kontakt. Die GUI liefert ein zweites Java-Tool, das der Administrator entweder lokal oder über einen Web-Server startet. Im Test funktioniert der Client zudem nur mit Aussetzern. Mal friert die GUI einfach ein, mal stürzt sie ganz ab.

Die GUI zeigt die gefundenen V-Switches im LAN an. Zu jedem Gerät existiert eine hierarchische Darstellung mit »Storage«, »Identities«, »Exposed Volumes« sowie »Unexposed Voulmes«. Weitere Fenster geben Detailinformationen zu Objekten und listen Alarme und Meldungen des Gerätes auf. Unter »Identities« definiert der Administrator iSCSI-Initiatoren oder Initiator-Gruppen, die später Zugriff auf Speicherressourcen erhalten. Das Storage-Menü verwaltet die an den SCSI- und FC-Ports angeschlossenen Laufwerke. Diese kann der Administrator in Sub-Volumina unterteilen oder als komplette Laufwerke verwenden. Über die Funktion »Expose« gibt der Verwalter Laufwerke und Unterlaufwerke im iSCSI-SAN frei. Dabei erstellt das System dann auch die iSCSI-Targets, zu dem diese Laufwerke als LUN gehören. In den Eigenschaften des Targets legt der Administrator zudem die Zugriffsberechtigungen fest.

Der V-Switch stellt dabei Funktionen für Laufwerkspiegel und Snapshots bereit. Beide Funktionen arbeiten ohne Rücksicht auf die physisch angebundenen Geräte. Im Test unterteilt Network Computing ein logisches 1,6 TByte-Laufwerk des Nexsan ATA-Beast in kleinere Sub-Volumina. Ein 8-GByte-Sub-Laufwerk erhält dabei einen Spiegel auf einer alten 8-Gbyte-Ultra-SCSI-Platte. So lassen sich alte, langsamere Speicherpools gut als Backup-Systeme und temporäre Snapshot-Ziele für schnelle, moderne Laufwerke einsetzen. Der Switch erlaubt schreibfähige Snapshots. Diese Funktion kommt Windows-Nutzern entgegen, da Windows-Server keine NTFS-Volumina im Read-Only-Modus einbinden dürfen. So kann der Verwalter von einem zu sichernden Laufwerk einen R/W-Snapshot erstellen und diesen einem anderen Server als vollwertiges Laufwerk übergeben. Ändert der zweite Server Informationen auf dem Laufwerk, vermerkt der V-Switch das im Laufwerkstatus. Das spielt keine Rolle, da der Administrator nach erfolgtem Backup den Snapshot ohnehin löscht oder erneuert.

Fazit: Wie in verschiedenen Tests zuvor überzeugt ein Produkt der RAD-Gruppe durch die Funktion, lässt aber bei Administration und Verwaltung geringe Wünsche offen. Doch bei einem Storage-Switch wiegt die Funktion deutlich schwerer als Probleme mit dem Managament-Interface. Der Sanrad V-Switch 3000 eignet sich sehr gut, um bestehende Speicherresourcen zu verwalten, zu virtualiseren und in mehreren iSCSI-Sans zur Verfügung zu stellen. Auf den ersten Blick erscheint der Listenpreis von 27000 Dollar überteuert. Allerdings integriert Sanrad alle Funktionen für Storage-Management und Virtualisierung; andere Lösungen mit vergleichbarem Funktionsumfang fallen ähnlich teuer aus.

Steckbrief

V-Switch 3000

Hersteller: Sanrad

Charakteristik: FC & SCSI to iSCSI Gateway-Appliance mit In-Band-Virtualisierung und Management.

Kurzbeschreibung: Der V-Switch generiert aus physischen oder logischen SCSI- und FC-Laufwerken LUNs für iSCSI-SANs. Das System integriert In-Band-Virtualisierung und Management-Funktionen wie Mirroring und schreibbare Snapshots.

Web: www.sanrad.com

Preis: ca. 27000 Dollar

Sehr interessant für kleinere Installationen ist dabei auch der »kleine Bruder« V-Switch 2000, der nur zwei 1-GBit/s-Interfaces für das iSCSI-SAN offeriert und entweder zwei SCSI- oder zwei FC-Ports als Storage-Interface anbietet. [ ast ]


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