Speichernetze – Es genügt heute nicht mehr, Server mit riesigen Platten auszurüsten. Speichersysteme gehören zentralisiert, verwaltet und mit angemessenen Techniken abgesichert.
Eines der großen Trend-Themen im Bereich Storage ist und bleibt iSCSI.Aus rein technischer Sicht ist iSCSI der vorherrschenden SANTopologie Fibre-Channel unterlegen – aber darum geht es gar nicht. Der Hype zum Thema iSCSI hat auch bei kleineren Unternehmen das Interesse an Speichernetzen geweckt. So denken nun IT-Verantwortliche, die bislang nur mit DAS- oder NAS-Speichern arbeiteten, laut über SAN-Konzepte nach. In vielen Unternehmen kommen die Verantwortlichen dabei sehr schnell zum Schluss, dass sich iSCSI nur bedingt eignet und FC die bessere Wahl darstellt.Die SAN-Hersteller haben diesen Trend sehr schnell verstanden und sofort reagiert. Nie war FC-Hardware so billig wie heute.
Anwender,welche die Komplexität und Verwaltung eines FC-SANs fürchten, brauchen sich dank moderner Switches keine Sorgen mehr zu machen. Es gibt Lösungen bereits ab vier Ports und die Konfiguration eines kleinen SANs geht mittlerweile kinderleicht. Wer bereits ausgiebig mit iSCSI gearbeitet hat wird feststellen müssen, dass das Management eines iSCSI-SANs deutlich aufwändiger als das eines FC-SAN ist. Rechner mit FC-Karten booten mühelos von FC-Luns. Dazu gibt es ein simples Bios-Menü, das dem von SCSI-Adaptern stark ähnelt. Die Protokollbearbeitung übernimmt die FC-Karte, ohne die CPU zu belasten.
Neue FC-Switches lassen sich mit sehr simplen grafischen Frontends konfigurieren und stellen die FC-Topologie übersichtlich in Zonen dar. Ebenso präsentieren sich FC-Speichersysteme mit einfachen Dialogen.Mit wenigen Klicks erstellt der Verwalter logische Laufwerke und wählt die zugehörigen Server aus einer einfachen Liste der Zonen-Mitglieder aus.
Server mit iSCSI können nur dann vom SAN booten, wenn eine iSCSIAdapterkarte vorhanden ist oder im LAN ein besonderer iSCSI-Bootserver existiert. Abgesehen davon, dass diese Software zusätzliche Lizenzgebühren verursacht, greift sie tief in die bestehende Infrastruktur ein. Software-Boot-Lösungen benötigen eine Modifikation am DHCP-, TFTP- und PXE-Server.Wer diese Protokolle bereits für andere Aufgaben wie die Remote-Installationsdienste oder ein Server-Management- System verwendet,muss mit erheblichen Komplikationen rechnen. Um das SAN vom LAN abzuschotten bedarf es dezidierter Switches oder einer geeigneten VLAN-Konfiguration. Die wirklich kostengünstigen Ethernet-Switches taugen für den SAN-Betrieb nicht, da sie keine großen Frames beherrschen, sich die Ports gegenseitig blockieren und erschreckend hohe Verzögerungen bei den Paketlaufzeiten entstehen.
Rechnet man die Kosten zusammen, fällt iSCSI dann doch nicht ganz so billig aus, wie es der ein oder andere Hersteller verspricht. Hinzu kommt, dass FC bereits auf dem physikalischen Layer viermal schneller als iSCSI arbeitet. Dennoch hat iSCSI sein Existenzrecht, aber nicht zwingend in all den Bereichen, welche die iSCSI-Hersteller anpreisen. Sinn macht das günstige SAN bei einfachen Redundanzsystemen.Wer einen ausfallsicheren Exchange- oder Domino-Cluster mit zwei bis drei Maschinen betreibt, kann hierfür ein iSCSI-Subsystem einsetzen. Auch kleine Außenstellen mit wenigen Maschinen und einer IP-Anbindung zur Filiale profitieren von der SAN-Technologie. Zudem kann iSCSI als Ausfallsystem für eine FC-Infrastruktur dienen. Dann garantiert das iSCSI-SAN den Betrieb, falls FC-Komponenten ausfallen.
Bei den Speichersystemen selbst hält in diesem Jahr Serial-Attached- SCSI (SAS) Einzug. Eine Backplane im Speichersystem genügt, um günstige S-ATA-Laufwerke für den Sekundär- und zuverlässige SASLaufwerke für den Primärspeicher parallel zu betreiben. SAS hat dabei einen wesentlichen Vorteil gegenüber den aktuellen SCSI-Platten.Wie FC-Laufwerke verfügen SAS-Laufwerke über zwei Ports. Somit kann das Speichersystem redundante Datenkanäle bis zur Platte verwalten. Damit ist zu erwarten, dass SAS-Laufwerke auf lange Sicht sowohl SCSI- als FC-Platten ablösen. FC bleibt dann als Host-Schnittstelle, um das Subsystem mit dem SAN oder einem Server zu verbinden.
Ein großer Trend bei der Datensicherung ist die »Continuous Data Protection«. Einzelne Point-in-Time-Snapshots genügen vielen Anwendern nicht mehr als Sicherheit. Neue Applikationen sichern den Datenbestand permanent. Diese Anwendungen protokollieren jede Änderung am Live-Dateisystem in einen Sicherungspool, so dass der Verwalter jederzeit Änderungen rückgängig machen kann. Aus Protokoll und Live- Datenbestand lässt sich dann jederzeit ein Backup erstellen. Diese Technik setzen Datenbanken und verschiedene Unix-Dateisysteme schon lange ein. Doch erst jetzt schmieden die Hersteller passende Frontends, um diese Funktionen übersichtlich zu verwalten und in weitere Sicherungstools zu integrieren.
Bei den enormen Datenmengen genügt es heute jedoch nicht mehr, alle Daten in regelmäßigen Intervallen wegzusichern. Hier geht der Trend zu Datenmanagement und Typisierung der Informationen. Redundante Daten fallen dabei ebenso aus der Sicherung heraus wie Informationen, welche der Verwalter als verzichtbar einstuft. Nur so wird es künftig überhaupt noch möglich sein, Archive überschaubar zu halten und Backup- und Restore-Vorgänge in angemessener Zeit durchzuführen.
Andreas Stolzenberger
ast@networkcomputing.de