Hard- und Software in Filialen lassen sich reduzieren, wenn Mitarbeiter über WAN-Verbindungen mit Anwendungen im zentralen Firmen-RZ arbeiten. Dies setzt die Nutzung zweier Techniken voraus: Virtualisierung und WAN-Optimierung.Eine Konsolidierung der Server-Landschaft in Filialen bringt eine Reihe von Vorteilen. Bei größeren Distanzen zwischen Rechenzentren und Benutzern stellt sich aber oft heraus, dass die verfügbare Bandbreite nicht ausreicht, um Nutzern den benötigten Durchsatz zu bieten. Zudem reicht oft die Qualität der WAN-Leitung nicht aus (hohe Paketverlustraten, hohe Latenzzeiten bei größeren Distanzen), was die Performance der Anwendungen beeinträchtigt. WAN-Optimierungssysteme (WAN Optimization Controllers, WOCs) können hier Abhilfe schaffen, weil sie durch Komprimierung und Optimierung des Verkehrs die Qualität und den Durchsatz der WAN-Leitung deutlich verbessern, oft sogar mit vom LAN gewohnten Antwortzeiten. Fällt jedoch eine WAN-Verbindung aus, können Mitarbeiter in Außenstellen nicht mehr auf die aktuellen Daten und Anwendungen zugreifen, die auf Servern und Datenbanken im RZ lagern. Um diese Limitierungen zu überwinden, forcieren einige WOC-Hersteller einen modifizierten Ansatz im Bereich Server-Konsolidierung. Er sieht vor, zentrale Netzwerk-Services wie DNS (Domain Name Service) und DHCP (Dynamic Host Configuration Protocol) über proprietären Hardware-Appliances bereitzustellen. Solche Systeme enthalten zudem einen Cache, der Dokumente speichert und es Anwendern in der Außenstelle erlaubt, auf diese auch dann zuzugreifen, wenn die WAN-Verbindung ausfällt. Die Datei- und Anwendungs-Server stehen dabei wie gehabt im zentralen Rechenzentrum.
Risiko Vendor Lock-in
Der Einsatz proprietärer Hardware-Appliances birgt jedoch mehrere Nachteile. Einer besteht darin, dass die Appliances an die Stelle von Standard-Servern treten. Doch solche Server sind preisgünstig, leistungsfähig und leicht zu erweitern. Es ist einfach, ein solches System bei Bedarf auszutauschen. Zudem kann der Anwender bei Standard-Servern zwischen einer großen Zahl von Anbietern wählen, auch solchen, die am Standort der Außenstelle eine Filiale unterhalten.
Anders sieht es dagegen bei herstellerspezifischen Appliances aus: Diese muss ein Kurier oder IT-Administrator zum Einsatzort verfrachten. Dies verursacht zusätzliche Kosten und kann zu Verzögerungen führen, wenn zum Beispiel der Zoll eine Appliance erst freigeben muss. Hinzu kommt, dass ein Anwender die Appliances eines Hersteller nicht ohne Weiteres gegen Systeme eines anderen Anbieters austauschen kann. Er ist somit einem Hersteller und dessen Produktpolitik ausgeliefert, Stichwort "Vendor Lock-in". Auch dies kann die Kosten in die Höhe treiben, zum Beispiel im Fall kurzer Upgrade-Zyklen des Herstellers. Auch das Argument, dass Hardware-Appliances mit lokalem Caching die Ausfälle von WAN-Verbindungen kompensieren, ist nicht stichhaltig: Will man nach dem Wiederherstellen einer Weitverkehrsverbindung Daten synchronisieren, treten häufig Versionskonflikte zwischen den Dateien auf.
Für Unternehmen, die ihre Server in Außenstellen konsolidieren wollen, kommen vor allem anwendungsneutrale Virtual Appliances in Betracht. Diese laufen auf einem Standard-Server mit einem gängigen Hypervisor. So lassen sich in einer Außenstelle auf einem einzelnen Server Netzwerk-, Security-, Kommunikations- und WOC-Services implementieren.
Fazit
Unternehmen, die den Server-Bestand in Filialen und Außenstellen reduzieren wollen, müssen nicht zwangsläufig zu proprietären Hardware-Appliances greifen und sich damit an einen Hersteller binden. Eine Alternative bieten Standard-Server, auf denen Netzwerkdienste, IT-Security-Systeme wie Firewalls und WAN-Optimierungslösungen als Virtual Appliances laufen. Dieser Ansatz ist preisgünstiger und bietet dem Anwender ein höheres Maß an Flexibilität.