Server wird zum Storage-Gerät
Virtualisiert ein Unternehmen seine Hardware, besteht die Möglichkeit, dabei auch den Netzwerkspeicher zu berücksichtigen. Im LANline-Test soll die kostenlose iSCSI-Serversoftware Nimbus Mysan einen herkömmlichen Server zu einer Speicher-Appliance umfunktionieren.
Oft liegt Speicherplatz auf Servern brach, während andere Server unter Platzmangel leiden. Eine ideale Lösung für dieses Problem wäre, den Speicher zentral zusammenzufassen und jeder Serveranwendung genau den Platz zur Verfügung zu stellen, den sie braucht. Dadurch sparen Unternehmen Geld, da nur ein zentraler Server aufgerüstet werden muss, und auch erst dann, wenn die Festplattenkapazitäten ausgeschöpft sind.
Für diese Einsatzszenarien eignet sich die Freeware Mysan von Nimbus. Die Software erlaubt es, in einem LAN zentral Festplattenplatz zur Verfügung zu stellen, den sich die Serveranwendungen mit dem Storage teilen.
Konzeptionelle Voraussetzungen
Bei der Einführung einer solchen Lösung müssen Unternehmen berücksichtigen, dass bei Ausfall des Speichersystems auch Anwendungsserver ausfallen können. Aus diesem Grund muss der Administrator hier von Anfang an ein entsprechend ausgelegtes Konzept zur Ausfallsicherheit mit einplanen. Das heißt, entweder muss der Administrator die Datensicherung entsprechend auslegen oder in redundante Server zum Ausfallschutz investieren.
Ferner ist bei der Einführung einer solchen netzbasierten Storage-Lösung die Netzwerkgeschwindigkeit ein entscheidender Punkt. Da die Speichersysteme alle Daten über das Netzwerk versenden, muss die Netzwerkgeschwindigkeit dafür ausgelegt sein, ansonsten leiden vor allem festplattenbasierte Systeme wie zum Beispiel E-Mail-Server deutlich unter der zusätzlichen Netzlast. Produkte wie Nimbus Mysan iSCSI Server Software können einen herkömmlichen Server und dessen Festplatten in einen effizienten Festplattenserver verwandeln. Dieser Server steht dann anderen Servern im Netzwerk als Datenspeicher zur Verfügung. Allerdings kann Mysan keine ausfallsichere Lösungen oder Cluster bereitstellen. Hierfür gibt es Lösungen wie zum Beispiel Sanmelody, die allerdings ihren Preis haben. Die Anbindung erfolgt bei all diesen Lösungen in der Regel über iSCSI, und die verbundenen Laufwerke verhalten sich für die Gastserver wie lokale Festplatten.
Installation
Administratoren, die Mysan für den Aufbau eines Speicherservers einsetzen wollen, müssen sich auf www.mysan.com registrieren und können die kostenlose Software dann dort herunterladen. Die Anwendung umfasst knapp 4 MByte. Als Systemvoraussetzung wird ein Server mit Windows Server 2003 oder Windows XP benötigt. Windows Server 2008 unterstützt die Anwendung zum Testzeitpunkt noch nicht. Darüber hinaus muss Dotnet 2.0 installiert sein. Ferner muss der Server über Laufwerke verfügen, auf denen nicht das Betriebssystem installiert ist. Sie dienen dann als Netzlaufwerke.
Einrichtung
Nach der Installation taucht das Verwaltungsprogramm für Mysan als eigene Programmgruppe des Rechners auf. Die Einrichtung der Software ist schnell abgeschlossen. Der Systemverwalter startet dazu die grafische Oberfläche von Mysan, aktiviert die freigegebenen Laufwerke und verbindet diese mit den Clients. Nachdem der Netzwerkspeicher konfiguriert und aktiviert ist, lässt sich dieser auf den Gastservern als iSCSI-Target verbinden. Mysan unterstützt zahlreiche Speichersysteme, die mit dem Host-Server verbunden werden können. Dazu zählen neben SCSI- auch DIE-, SATA-, SATA-II-, UltraSCSI- und SAS-Laufwerke. RAID-Konfigurationen mit Onboard-Chips und externe RAID-Laufwerke unterstützt die Anwendung ebenfalls problemlos.
Clients lassen sich mit dem Microsoft-iSCSI-Initiator ab Version 2.06 oder über den Linux-open-iSCSI-Initiator ab Version v2.0-865.13 anbinden. Allerdings macht die Installation der Software oft Probleme, wenn auf einem Server Windows Server 2003 R2 installiert ist.
Administatoren, die Mysan einsetzen wollen, sollten idealerweise zunächst mit Windows Server 2003 SP1 oder Windows XP beginnen, erst dann auf Service Pack 2 für Windows Server 2003 setzen und keinesfalls Windows Server 2003 R2 oder Windows Server 2008 installieren. Mehr als die Installation der Anwendung und die Freigabe der Laufwerke ist auf dem Host-System nicht zu tun.
Laufwerke einrichten
Sobald die Laufwerke auf dem Host-Server erstellt sind, lassen sich diese mit den einzelnen Computern verbinden. Beim ersten Start der Software muss der Anwender den Start des iSCSI-Initiators erst bestätigen und gegebenenfalls die Blockierung durch die Firewall aufheben. Anschließend lässt sich der Dienst über mehrere Registerkarten konfigurieren. Für die Anbindung der Laufwerke muss der Anwender die Registerkarte "Suche" aufrufen, die Schaltfläche "Portal hinzufügen" anklicken und die IP-Adresse des Servers angeben, auf dem MySAN installiert ist. Dann wechselt er auf die Registerkarte "Ziele" und klickt auf die Schaltfläche "Anmelden". Die Verbindung der Laufwerke mit dem Gerät ist hergestellt, wenn der Anwender noch das Kontrollkästchen "Beim Neustart des Computers die Verbindung automatisch wiederherstellen" aktiviert.
Nachdem die Laufwerke mit dem Server verbunden sind, lassen sich diese über die Festplattenverwaltung online schalten, initialisieren, partitionieren und formatieren.
Der Umgang mit den Laufwerken auf den Gastsystemen unterscheidet sich nicht von der Verwaltung lokaler Festplatten. Die Anwendungen auf den Gastservern greifen auf den Speicherplatz genauso zu wie auf lokale Laufwerke. Der iSCSI-Initator auf dem Client sorgt dabei für die entsprechende Weiterleitung zum Speicherserver.
Fazit
Lösungen wie Mysan gibt es einige am Markt. Manche sind kostenlos, andere kostenpflichtig. Kleinere Unternehmen, die auf eine zentrale Speicherlösung setzen, aber nicht viel Geld in die Hand nehmen wollen, erhalten mit Mysan eine zufriedenstellende Lösung, die mit einem übersichtlichen Funktionsumfang stabil läuft. Für Testumgebungen kann zum Beispiel auch ein SAN simuliert werden. Da Mysan auf dem Windows-Standard aufbaut, ist das System schnell, stabil und unterstützt vor allem eine enorm große Anzahl an Speichergeräten. Das liegt daran, dass es für Windows unzählige Treiber gibt, die stabil und zuverlässig arbeiten.
Der aktuelle Entwicklungsstand der Software ist jedoch RC1 - das heißt, Unternehmen sollten vorsichtig sein, die Lösung produktiv einzusetzen und heikle Daten auf dem Server zu speichern. Außerdem benötigt Mysan als Host einen Windows-Server. Wer eine Alternative sucht, die nicht auf Windows setzt, könnte zum Beispiel auf Open-E zurückgreifen. Das System eignet sich ebenfalls zum Aufbau eines virtuellen Speichernetzwerks, arbeitet aber mit einem eigenen Betriebssystem. Nachteilig bei Produkten wie Open-E ist jedoch, dass diese nicht vom Windows-Server-Speichersystem profitieren.
Info: Nimbus Tel.: 001/415/887-7625 Web: www.mysan.com