Nexsan »SATA-Blade« – Nach Problemen im ersten Kurztest muss Nexsans flaches Speichersystem mit neuer Firmware zeigen, ob das kompakte Konzept für die Praxis taugt.
Der amerikanische Speicherhersteller Nexsan packt in ein flaches 1-HE-Gehäuse acht S-ATA-Laufwerke zu je 400 GByte. Ein S-ATA-Raid-Controller mit 500 MByte Cache steuert die physischen Laufwerke. Das Managementsystem verwaltet ein oder mehrere Raid-Gruppen und unterteilt die verfügbaren Ressourcen in mehrere LUNs, welche angebundenen Servern über die zwei 2-GBit/s-FC-Ports des Speichersystems zur Verfügung stellen. Zudem hatte Nexsan angekündigt, mit einem Firmware-Update auch iSCSI-Funktionalität auf dem 1-GBit/s-Port zu offerieren, doch dieses Update steht noch nicht zur Verfügung.
Network Computing betreibt das S-ATA-Blade bereits seit mehreren Monaten in den Real-World Labs Poing. Der erste Test im April 2005 endete in einem Desaster. Die zu dieser Zeit aktuelle Firmware 9035 wies einen gravierenden Bug auf. Der Überlauf eines Zählerregisters sorgte dafür, dass das Speichersystem nach 48 Tagen plötzlich alle aktiven Disks als »ausgefallen« markierte und das System somit anhielt. Zum Glück verlor das S-ATA-Blade beim Absturz keine Daten und ließ sich wieder in Gang setzen, dank sehr leistungsstarker, aber versteckter Administrationsmenüs. Wenige Tage nach dem Kurztest im April lieferte Nexsan die Firmware 9037 – und die behob den 48-Tage-Fehler. Aktuell arbeitet das System seit 97 Tagen ohne Probleme.
Das Speichersystem offeriert eine sehr einfache und übersichtliche GUI. Auch Administratoren mit wenigen Kenntnissen über SAN-Speichersysteme können hier binnen weniger Minuten Raid-Sets, LUNs- und LUN-Maps einstellen. Mit komplexen Storage-Management-Funktionen wie Snapshots oder Volume-Copies kann das S-ATA-Blade nicht dienen. Das Gerät soll in erster Linie viel Speicher für wenig Geld zur Verfügung stellen, und dabei verzichtet Nexsan auf aufwändige Tools.
Recht gut hat der Hersteller dafür den Controller im Griff. Performance-Tests, die kleine Datenpakete auf das Speichersystem übertragen, erreichen enorm hohe Durchsatzraten nahe der 2-GBit/s-Grenze des SAN-Interfaces (etwa 150 MByte/s). Dabei übertrifft das System stellenweise die Geschwindigkeit einer EMC CX500 (ca. 130 MByte/s). Allerdings beschränken sich diese Top-Werte auf Paket-Transfers, die von einem Server in den Cache des Speichersystems gehen. Das Blade lässt spürbar nach, wenn viele angebundene Server simultan mit dem System kommunizieren. Übertragungen großer Dateien von Platte zu einem Testserver liefern dann Werte um die 50 MByte/s (Windows-2003-Server, NTFS). Dieser Test misst nur die kopierten Nutzdaten des Dateisystems. Dabei kommt das verwendete Datei- und Betriebssystem zum Tragen. Die Kombination Linux/XFS liefert in der Regel bin zu 30 Prozent mehr Durchsatz als Windows/NTFS. Auf Seiten des Speichersystems setzen die Performance der ATA-Laufwerke und die Konfiguration des Raid die Grenzen fest – nicht zwingend der Controller.
Klein, aber warm
Nexsan hat das S-ATA-Blade als sehr kompaktes ATA-Array gebaut. In der 1-HE-Box liegen zu beiden Gehäuseseiten vier quer eingebaute Laufwerke. Im hinteren Teil der Box stecken zwei Netzteile und die Controllerplatine. Insgesamt zehn Lüfter bemühen sich, die Wärme hinauszuschaffen. Der Platzvorteil des S-ATA-Blade kann dem Gerät aber simultan zum thermischen Verhängnis werden. Während des Tests in den Real-World Labs Poing kam es sowohl zu gewollten, aber auch zu ungeplanten Ausfällen der Klimaanlagen. So schaffte die Raumtemperatur Spitzenwerte bis 32 Grad. Während sich andere Geräte davon wenig beeindrucken lassen, schlägt das S-ATA-Blade Alarm auf Grund einer Controllertemperatur von mehr als 56 Grad. Auch bei einer noch akzeptablen Raumtemperatur von 25 Grad herrschen im Heck der Speicherflunder tropische 43 Grad. Das kann auf Dauer nicht gut für die ATA-Laufwerke sein, für die der Hersteller eine Betriebstemperatur von 20 Grad vorsieht. Auch bei regulären Raumtemperaturen dürften es speziell die zwei Laufwerke in der vierten Reihe ein wenig wärmer haben, und das wiederum wirkt sich negativ auf die Lebenserwartung der Disks aus.
Fazit:
Mit der Firmware 9037 lief das S-ATA-Blade im Test solide. Die Bedienung gestaltet sich sehr simpel, und die Performance ist gut. Auf Grund des sehr günstigen Preis-Leistungsverhältnisses stört es wenig, dass das S-ATA-Blade auf komplexe Management-Funktionen verzichtet, die bleiben teureren Geräten vorbehalten. Problematisch könnte es jedoch mit der Wärmeentwicklung werden. Das S-ATA-Blade kann nur in Server-Räumen mit optimaler Klimatisierung zum Einsatz kommen. Das gilt insbesondere, wenn auf Grund der kompakten Bauform viele Speichersysteme gemeinsam mit 1-HE-Servern in einem Rack stecken. Wer ausreichend Platz hat, sollte vielleicht auf ein größeres Speichersystem ausweichen, das mit großen Ventilatoren mehr Luftvolumen zur Kühlung nutzen kann.
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