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Vom Betreiber zum RZ-Dienstleister

Trends beim IT-Hosting

RZ-Betreiber sind mittlerweile weit mehr als reine Hosting-Anbieter. Und ihre Kunden wollen über das Outsourcing nicht mehr allein Betriebskosten einsparen, sondern zum Beispiel eine ausfallsichere Infrastruktur gewährleisten oder ein für ihre Belange optimiertes Netzwerk mit maßgeschneiderten Dienstleistungen erhalten. So bieten RZ-Betreiber heute nicht nur Infrastruktur an, sondern ganz unterschiedliche Lösungspakete, etwa für ein Notfallmanagement oder im Bereich Software as a Service oder spezielle Netzwerklösungen für lukrative Branchen wie dem Finanzsektor.

Autor:Frank Zachmann/Doris Piepenbrink Frank Zachmann leitet den Bereich Sales und Marketing bei Equinix Deutschland. • 16.10.2008 • ca. 3:20 Min

Anfang des Jahres veröffentlichte das Marktforschungsinstitut Gartner die diesjährigen Trends im internationalen Outsourcing-Markt und prognostizierte ein weltweites Wachstum von 8,1 Prozent. Für besonders zukunftsträchtig halten die Analysten dabei die Dienstleistung Software as a Service, wie sie zum Beispiel Microsoft oder SAP anbieten. Bereits 2006 befragte Gartner deutsche IT-Leiter zum selben Thema und prognostizierte damals für den deutschen Markt bis 2010 eine durchschnittliche Steigerungsrate von 8,6 Prozent mit einem Marktvolumen von 18,3 Milliarden Euro im Jahr 2010.

Busines-Continuity-Management

Spätestens die Basel-II-Richtlinien (2005) und die Sarbanes Oxley Act 2002 rückten bei RZ-Betreibern die Datensicherheit und das Notfallmanagement in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Diese gesetzlichen Verordnungen stellen den IT-Grundschutz in den Vordergrund des operativen Risikomanagements. Maximale und anhaltende Sicherheit für die unternehmenskritischen Daten war somit keine Kann-Entscheidung mehr, sondern ein nachzuweisendes Pflichtprogramm.

Insbesondere in der Finanzbranche nimmt das Business-Continuity-Management eine zentrale Rolle ein. Naturkatastrophen, Terroranschläge, technisches Versagen oder menschliches Fehlverhalten können zu IT-Totalausfällen mit großen Datenverlusten führen. Ausfälle und Datenverlust aber bringen gravierende monetäre und Reputationsverluste mit sich. Um dies zu vermeiden, ist eine Notfallplanung mit einem vorab festgelegten Krisenmanagement und einem möglichst automatisiert ablaufenden Disaster Recovery notwendig, und dies kombiniert mit der Vorhaltung einer redundanten Infrastruktur mit Notfallarbeitsplätzen und der redundanten Speicherung von unternehmenskritischen Daten. Die Vorhaltung der Redundanzen übernehmen meist Outsourcing-Dienstleister. Zudem bieten viele von ihnen dazu umfangreiche Consultant-Leistungen an. Mittlerweile bieten professionelle RZ-Betreiber Infrastrukturen mit über 99,999 Prozent Verfügbarkeit an.

So geht es heute bei RZ-Dienstleistungen primär um die Steigerung der Qualität und erst in zweiter Instanz um die Senkung der Betriebskosten. Die IT-Infrastrukturen müssen größtmögliche Leistungsfähigkeit und Verfügbarkeit aufweisen. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine aktuelle Befragung von 383 Unternehmen (Umsatz über 25 Millionen Euro) des Karlsruher IT-Dienstleisters Orga zum Thema IT-Hosting. Bei den Befragten stellte sich die Qualität (62 Prozent) als wichtigster Parameter der Outsourcing-Strategie heraus, dicht gefolgt von der Betriebskostenreduktion (60 Prozent der Befragten). Fast genauso wichtig sind "mehr Flexibilität für die IT" (57 Prozent) und "die Konzentration auf die eigene Kernkompetenz" (55 Prozent). Aus der Studie geht auch hervor, dass die Firmen bei den Konditionen zu mehr Flexibilität mit kürzeren Vertragslaufzeiten tendieren.

Rechenzentren im Finanzbereich

Der RZ-Dienstleister Equinix ist ein typisches Beispiel für diese Entwicklung: Das Unternehmen verfügt über weltweit 40 RZs. Um international schnelle Verbindungen gewährleisten zu können, muss es dafür sorgen, dass die RZs eine gute Anbindung an internationale Internetknoten wie den DE-CIX in Deutschland, den AMS-IX in den Niederlanden oder an LINX in London besitzen. Equinix bietet zum Beispiel auch eine schnelle Anbindung an den TIX in der Schweiz, da sich das Unternehmen strategisch auf den Finanzsektor spezialisiert hat und hier projektbezogene Dienstleistungen für Business-Continuity-Management und Lösungen für Proximity-Services anbietet.

RZ-Dienstleister im Finanzumfeld müssen ferner eine gute Anbindung an die internationale Branchenplattform Financial Exchanges anbieten können, möglichst mit eigenen Rechenzentren an wichtigen Finanzplätzen wie Frankfurt, New York, Paris, London oder Chicago. Die Gruppe Deutsche Börse beispielsweise gilt als eine der weltweit größten Börsenorganisationen und bietet ein solches Tor zu den globalen Kapitalmärkten. Darüber ist die gesamte Prozesskette vom Aktien- und Terminhandel über Clearing, Settlement und Custody bis zur Bereitstellung von Marktdaten und der Entwicklung und dem Betrieb der elektronischen Handelssysteme zugänglich. Alle Teilnehmer des internationalen Kapitalmarkts inklusive der Netzwerkdienstleister nutzen die Plattform zum hocheffizienten Datenaustausch mit sehr geringen Latenzzeiten. Denn beim Börsenhandel geht es nicht nur um maximale Verfügbarkeit, sondern auch um den zeitnahen Abschluss eines Geschäfts. Dabei kann ein Vorsprung um einen Bruchteil einer Sekunde entscheidend sein für eine erfolgreiche Transaktion. So gibt es in diesem Bereich auch spezielle Proximity Services, die einen möglichst latenzarmen Zugang zu den Handelsplattformen und den Marktdatenströmen etwa der Deutschen Börse bieten. Wer elektronische Algorithmen für den Handel an einer elektronischen Börse einsetzt, ist in hohem Maße von minimalen Verzögerungen sowie von der Verfügbarkeit von Marktdaten abhängig. Deshalb setzen viele Anwender solcher Handelsstrategien auf Proximity-Services-Zugänge und können über diese zudem per Fernzugriff eine Parametrisierung ihrer Systeme vornehmen.

Green IT

Neue Impulse gibt das Hype-Thema Green IT. Der Stromverbrauch zum Betreiben der Server und für die Klimatisierung der Umgebung ist immens hoch. RZ-Betreiber sind gezwungen, bis weit in die Zukunft hinein die in den Service-Level-Agreements garantierte Verfügbarkeit einzuhalten. Sie können den Verbrauch nur durch Maßnahmen wie eine optimierte Klimatisierung deutlich senken.

Fazit

RZ-Betreiber müssen heute ein umfassendes Portfolio bieten und höchste Service-Levels einhalten können. Beschränkt sich der Dienstleister auf eine bestimmte Zielgruppe oder Branche, sollte er für diese neben speziellen Serviceangeboten auch optimierte Verbindungen zu deren Zielmärkten bereitstellen können.