Langzeittest: Datacore San Melody 2.0.1 – Das Software-Paket verwandelt einen herkömmlichen Windows-2000- oder -2003-Server in ein SAN-Speichersubsystem mit In-Band-Management. Alle lokalen Disk-Ressourcen kann die Applikation über FC oder iSCSI im SAN zur Verfügung stellen.
Die Storage-Management-Software integriert zum FC- und iSCSI-Target-Dienst optional Speicher-Management-Funktionen wie Snapshots und asynchrone Spiegelung. Die Datacore-Anwendung setzt einen Rechner mit zwei CPUs voraus. Dabei genügt theoretisch ein Single-CPU-System mit einem Hyper-Threading-Prozessor. Aus Performancegründen empfiehlt sich jedoch ein echtes Dual-Core- oder Dual-CPU-System. San-Melody greift sehr tief in das Windows-System ein. Es tauscht das systemeigene Cache-Management aus und setzt dafür eigene Routinen ein. Auch für FC-Adapter nutzt das Programm eigene Treiber, so dass nicht alle handelsüblichen HBAs zum Einsatz kommen können. Im den Real-World Labs Poing arbeitet ein Acer Altos G5350 mit einem Dual-Core-Opteron 275, 2 GByte Arbeitsspeicher unter Windows-2003-Server-R2 Standard-Edition als San-Melody-Maschine. Als SAN-Adapter kommt ein Qlogic-2342-HBA mit zwei 2-GBit/s-Ports zum Einsatz.
Virtuelle LUNs kann der Verwalter auf zwei Arten generieren. Zum einen beherrscht San-Melody statische Disks. Dazu unterteilt der Administrator die verfügbaren Laufwerke, ohne diese Partitionen zu formatieren oder mit Laufwerksbuchstaben zu versehen. Die einzelnen Partitionen erscheinen als virtuelle Disks an den angebundenen Hosts. Alternativ lässt der Verwalter einzelne Disks unformatiert und fügt die Laufwerke in NMV-Pools, die viele LUNS beherbergen können. Diese Network-Managed-Volumes erscheinen den angebundenen Servern als 2-TByte-Platte, brauchen auf dem San-Melody Server aber nur so viele physische Ressourcen, wie sie beschrieben werden.
Die Datacore-Software kennt gleich mehrere Snapshot-Funktionen. Von einer Platte lässt sich ein Point-in-Time-Abbild erstellen und dieses zu Backup-Zwecken an einem Backup-Server mounten. Die Software kann aber auch vollständige Klone einzelner LUNs erstellen oder einen Snapshot-Rollback auf einen früheren Zeitpunkt durchführen. Als wesentliches Feature kann San-Melody Daten auch über große Distanzen zu einem zweiten Datacore-Server spiegeln und damit für Ausfallsicherheit sorgen.
Datacore integriert das Management-Interface in die Windows-MMC des Servers. Das verursacht leider eine Reihe von Problemen. Wer das Tool per RDP (Remote-Desktop-Protocol) verwalten möchte, muss zwangsweise eine Console-Sitzung erstellen. Auch erscheinen die Setup-Dialoge nicht immer logisch. Viele Funktionen verstecken sich in Kontext-Menüs und die Online-Hilfe lässt zu Wünschen übrig.
Im Labor verwendet Network Computing die Software in erster Linie, um die häufig wechselnden Speichersubsysteme über ein einheitliches Tool zu managen. Als Ressourcen-sparender Trick hat es sich im Labor bewährt, statische LUNs begrenzter Größe auf NMVs zu erstellen. In der Praxis können NMVs aber zu kritischen Schwachstellen werden. NMV-Pools mit mehreren physischen Platten verteilen die Datenblöcke gleichmäßig. Fällt eines dieser Laufwerke aus, gehen alle NMVs verloren, die Datenblöcke auf der betreffenden Disk hatten.
Sehr gut gefallen die Snapshot- und Snap-Copy-Funktionen. Gerade bei häufig wechselnden Speicher-Arrays erlauben diese Funktionen dem Labor-Team, virtuelle Laufwerke von einem Array zu einem anderen zu verschieben, ohne die angebundenen Maschinen dabei längerfristig offline nehmen zu müssen.
Fazit:
In der Praxis eignet sich San-Melody vor allem für zwei Einsatzbereiche. Die Mirroring-Funktionen zwischen zwei Datacore-Servern sorgen für hohe Verfügbarkeit und Disaster-Tolerancy. Im Betrieb mit einem San-Melody-Server können die Management-Funktionen die Verwaltung physischer Ressourcen erheblich vereinfachen. Zudem ist der Einsatz als iSCSI/FC-SAN-Gerät mit lokalen SAS/S-ATA-Platten denkbar. Die Performance der Plattform ist gut bis sehr gut. Im Test erweisen sich eher die angebunden Server als Flaschenhälse und weniger der In-Band-Management-Layer. Ein Problem stellt nach wie vor das Management-Interface dar, welches in einer eigenen, übersichtlichen Applikation wesentlich besser aufgehoben wäre, als in der MMC.
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