Virtual Desktops auch für den Mittelstand

VDI-Plattformen verknüpfen

20. November 2012, 7:00 Uhr | Andreas Fleischmann/wg, Technical Consultant bei Prianto in München

Während zunächst in erster Linie große Unternehmen Virtual Desktop Infrastructure adaptierten, kommt VDI nun im klassischen Mittelstand an. Die Kunst, VDI zu beherrschen, besteht in der Integration in die Prozesse und in der Herstellerunabhängigkeit. Ausgereifte Desktop-Management-Lösungen ermöglichen eine flexible Verknüpfung verschiedener VDI-Plattformen.Kaum eine Technik hat die Rechenzentren in den vergangenen Jahren so stark verändert wie die breite Einführung der Virtualisierung. Mit dem Ziel der Kostensenkung und der deutlich besseren Ausnutzung verfügbarer Hardware wurde vor allem die Server-Virtualisierung in der IT gut angenommen. Mit Ausnahme der Desktop-Bereitstellung über virtuelle Terminal-Server hat diese Modernisierung den Endanwender bisher kaum berührt. Die Bereitstellung der Arbeitsumgebungen für Endanwender gehört jedoch seit jeher zu den Grundpfeilern der IT-Infrastruktur und verursacht gleichzeitig die höchsten operativen Kosten im Tagesgeschäft. Was liegt also näher als den Benutzer-Desktop gänzlich zu virtualisieren und somit die Unabhängigkeit vom Zugriffsgerät zu erzielen? Nichts anderes verbirgt sich hinter den Abkürzungen VDI (Virtual Desktop Infrastructure) oder HVD (Hosted Virtual Desktop), wie der Ansatz von Analysten wie beispielsweise Gartner genannt wird. VDI ist eine Technik, um den gesamten Client-Desktop in eine virtuelle Maschine auf dem Server zu verlagern. Benutzer greifen auf ihren eigenen, virtuellen Rechner über ein beliebiges Endgerät zu. Dabei kann es sich um einen PC, einen Thin Client, aber auch um einen Tablet-PC oder ein Smartphone handeln. Wie beim Server-Based Computing (SBC) erfolgt der Zugriff über ein Fernzugriffsprotokoll. Zu den verbreitetsten Protokollen zählen Microsoft RDP (Remote Display Protocol) und Citrix ICA (Independent Computing Architecture). Was auf der Client-Seite an Leistungsanforderungen wegfällt, verlagert sich konsequenterweise in das Datacenter: Die Rechenleistung und den benötigten Speicherplatz muss der Administrator im RZ vorhalten - jedoch nicht im exakten Umfang wie zuvor auf den Standard-PCs, da nicht alle Benutzer gleichzeitig arbeiten und in den seltensten Fällen gemeinsam hohe Leistungsspitzen erzeugen. Weil auf den Zugriffsgeräten keinerlei Daten mehr gespeichert sind, erhöht VDI auch ohne zusätzliche Techniken von Haus aus die Unternehmenssicherheit. Dank der zugrunde liegenden Virtualisierungstechnik eignet sich VDI zwar generell zum Last-ausgleich, jedoch nur, sofern die VDI-Landschaft mit den Produkten eines Herstellers aufgebaut wurde.

Auswirkungen von VDI
Diese Einschränkung lässt sich durch einen herstellerübergreifenden Connection Broker beheben. Ein solcher Connection Broker stellt sicher, dass der Server dem Benutzer stets die richtige virtuelle Maschine mit dem individuellen Desktop im Rechenzentrum zuweist: Er vermittelt die eingehenden Anforderungen an die richtigen Maschinen und realisiert gleichzeitig die Plattformunabhängigkeit der Zugriffssysteme. Denn Anwender arbeiten nicht mehr allein mit Standard-PCs und Thin Clients: In den letzten Jahren mehrt sich der Einsatz von IOS- oder Android-Smartphones oder -Tablets. Die Anforderungen an einen modernen Broker haben sich dadurch deutlich erhöht. In einigen Unternehmen muss zudem eine Verwendung virtueller Desktops auch über die Internetanbindung möglich sein. Besonders bei dieser Anforderung bleibt manch eine VDI-Lösung hinter den Erwartungen der Benutzer und IT-Administratoren zurück.
Verständlicherweise haben sich die VDI-Lösungsanbieter wie Citrix, VMware oder Microsoft in erster Linie um einen reibungslosen Ablauf innerhalb ihrer eigenen Produktlinie bemüht und dieses Ziel auch erreicht. Fehlende Standards beim übergreifenden Zugriff haben für kleine bis mittlere Unternehmen zur Folge, dass sich Administratoren bereits recht früh für eine Technik entscheiden sollen, ohne die verschiedenen Konzepte im Praxisbetrieb erproben zu können. In der Praxis kommen aber verschiedene, mitunter kleinere VDI-Installationen der Anbieter gleichermaßen zum Einsatz. Diese verschiedenen Techniken gilt es in Einklang zu bringen - im Zusammenspiel mit den bisherigen Fat Clients und Terminal-Sessions.
Auf welcher Technik der Desktop des Benutzers aufsetzt, sollte für den Anwender wie auch für den Administrator letztendlich unerheblich sein. Benutzer ohne individuelle Anforderungen und identischer Software lassen sich nach wie vor sehr gut über einen Terminal-Server bedienen. Power-User, die selbst eine moderne Intel-Xeon-Vier-Wege-Workstation mit 8 GByte ausreizen, sind keine VDI-Kandidaten - die übrigen Benutzer aber durchaus. Denn VDI liegt genau zwischen den beiden Welten und eignet sich darüber hinaus für Applikationen, die nicht auf Terminal-Servern lauffähig sind.
Die Mischung der verschiedenen Methoden wie Standard-Desktops, Terminal-Technik und VDI, darf in der IT-Administration nicht mit steigendem Verwaltungsaufwand einhergehen. Dies geschieht jedoch, wenn VDI nicht über dieselben Steuerungsmechanismen betreut wird wie die etablierten Verfahren. Bei mangelnder Integration droht VDI ein Schattendasein, ohne dass die Vorteile des individuellen Desktops bei Verwendung des gesicherten Remote-Desktop-Zugriffs nutzbar sind. Kein Administrator möchte sich mit der Bereitstellung und Konfiguration von Desktops, der Individualisierung der Anwenderumgebung, dem Geräte-Mapping, der Datensicherung und -wiederherstellung sowie dem Patch-Management auf der Basis mehrerer Lösungen auseinandersetzen müssen.

Vorteile für den Administrator
Eine herstellerübergreifende Desktop-Management-Software verbindet die verschiedenen Welten und vereinfacht das Zusammenspiel der unterschiedlichen Techniken. Funktionen wie ein universeller Drucker- und Scanner-Treiber für alle Varianten der Desktop-Bereitstellung oder ein einziges zentrales Gateway für den Zugriff auf die Desktops erleichtern der IT die Bereitstellung der Ressourcen. Für den Administrator hat dies zur Folge, dass sich Desktops sehr schnell zu Virtual Desktops transformieren lassen und das Wissen über Patch-Management, Printer Mapping, Published Applications und Softwareverteilung allgemeingültig für VDI, Terminal-Technik und lokale Desktops gilt. Die für die Administratoren und Benutzer wichtigste Funktion im Zusammenhang mit VDI ist jedoch die Nutzung eines einheitlichen Zugriffs-Clients und eines zentralem Zugangspunkts zu allen VDI- und Terminal-Servern, unabhängig vom Hypervisor-Anbieter.
Während Load-Balancing in vielen reinen Microsoft-Umgebungen durch das schlichte Zählen von Sessions umgesetzt wird, erweitern Profilösungen die Lastverteilung um die effektive Betrachtung von Arbeitsspeicher- und CPU-Auslastung. Veränderungen dieser Art wirken sich positiv auf das Tempo aus und erhöhen somit die Benutzerzufriedenheit. Mit zunehmender Komplexität der Umgebung steigt auch die Erwartung an das Desktop-Management. Ohne Zusatzprogramme sind Administratoren gezwungen, viele Anpassungen in selbstentwickelten Skript-Jobs umzusetzen. Professionelle Client-Lösungen übersteuern beispielsweise auch den Client-Namen in einer Session, was ein gezieltes Mapping von Peripheriegeräten in den Sitzungen überhaupt erst ermöglicht.
Ein Universal Printer Driver - das Vorhalten eines einzelnen Druckertreibers für alle Konstellationen von Client-, Server- und Druckermodell - ist für beinahe alle aktuellen Lösungen zum Standard geworden. Modernes Universal Printing besticht durch die interne Verwendung von Grafikformaten wie PDF oder EMF, um ein möglichst präzises und gleichzeitig schnelles Druckergebnis zu erhalten. Funktionen wie die Integration von TWAIN zur Einbindung von Scannern in die Desktop-Bereitstellung unterstreichen, dass der eigene Desktop auf einem Fat Client immer weniger erforderlich sein wird.

Das einheitliche Management von Terminal-Servern, VDI-Umgebungen und lokal betriebenen Desktops ist das Kernmerkmal einer modernen Client-Management-Lösung. Bild: Prianto

Mittels eines zentralen, herstellerunabhängigen Gateways stellt der Administrator Desktops über verschiedene Techniken für Anwender im lokalen Netzwerk oder über das Internet bereit. Bild: Prianto
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