Am 25. Februar 2008 gab Virtualisierungsmarktführer Vmware in Cannes den Startschuss für die erste Vmworld Europe. Diese Hausmesse ersetzt die Vmware TSX und eifert dem großen Bruder - der Vmworld in den USA - nach. Dieses Nacheifern klappte erstaunlich gut: So waren neben 4500 offiziell angemeldeten Teilnehmern auch über 100 Partner im Palais des Festivals zu finden.
In ihrer Keynote am Eröffnungstag ließ Vmware-CEO und -Gründungsmitglied Diane Greene den
enormen Erfolg der Servervirtualisierung Revue passieren und untermauerte dies mit Verweis auf den
Referenzkunden British Telecom. Das Pflichtthema Green IT war selbstverständlich ebenfalls
vertreten. So stellte ein Vergleich dar, dass Servervirtualisierung und -konsolidierung den
CO2-Ausstoß einer Serverfarm erheblich verringern und sich damit die Natur entlasten lässt. Danach
skizzierten drei der großen Hardwarepartner – HP, IBM und Dell – die Vmware-Unterstützung ihrer
Angebote. Zum Abschluss präsentierte der Gastgeber Neuerungen im Bereich VDI (Virtual Desktop
Infrastructure) und stellte die jüngst eingekaufte Thinstall mit ihrer Technik für die
Applikationsvirtualisierung vor. Das Analystenhaus Gartner geht übrigens davon aus, dass die
Applikationsisolationstechnik von Thinstall die Flexibilität von Vmwares VDI-Ansatz erhöhen wird.
So könne Vmware in diesem Markt, der heute bei Unternehmen auf großes Interesse stößt, künftig
besser mit Microsofts Softgrid-Lösungen konkurrieren. Vmware zeigte die Betaversion einer
Application-Virtualization-Lösung mit dem Codenamen "Project North Star", deren finale Version Ende
2008 fertig sein soll. Auf der Basis der Thinstall-Akquisition soll die Applikationsvirtualisierung
Betrieb und Management von Anwendungen erleichtern, indem sie den Aufwand für das Testen, die
Installation und Updates von Applikationen in physischen und virtuellen Desktop-Umgebungen
senkt.
Die zweite Keynote der Veranstaltung hielt Chefdenker und Gründer Mendel Rosenblum. Hier
erwartete man die Vorstellung technischer Neuerungen. Diese kamen in Form von Vservice, Site
Recovery Manager (SRM) und Vmsafe. Vservice erweitert das Virtual-Appliance-Konzepts in
Zusammenhang mit dem OVF (Open Virtualization Format) um die Möglichkeit einer Konfiguration anhand
von Metadaten. Ziel ist es, eine Gruppe von Systemen, die gemeinsam einen Dienst bereitstellen,
anhand der Metadaten zu installieren und mit der System- und Ressourcenkonfiguration zu starten.
Genauere Informationen zu Partnern, die diese Form der Konfiguration nutzen wollen, nannte
Rosenblum aber nicht.
Site Recovery Manager bietet die Möglichkeit, RZ-Ausfälle und Failover zwischen Rechenzentren zu
simulieren sowie bei einem realen Ausfall auf ein anderes RZ mit gleicher oder veränderter
Konfiguration (zum Beispiel unterschiedlichen IP-Adressen) umzuschwenken. Dazu nutzt die Lösung
APIs von Storage-Herstellern. Derzeit befindet sich SRM in der Betaphase.
Vmsafe ist eine neue Form, die Sicherheit in virtuellen Infrastrukturen zu erhöhen. Sie bietet
mittels APIs für Dritthersteller die Möglichkeit, Sicherheitskontrollen zu betreiben. So können,
wie McAfee zeigte, Vmsafe und darauf aufbauende Sicherheitssoftware bösartigen Code in einer
virtuellen Maschine, der vertrauliche Daten aus dem Netzwerk schleusen will, blockieren.
Richtig interessant war es auch auf der Solutions-Exchange-Ebene, da man dort knapp 100
Hersteller mit ihren Lösungen finden konnte. Zumeist waren diese Lösungen live zu sehen und zu
nutzen. Das Feedback der Besucher war ausgezeichnet, die Herstellerstände sehr gut besucht. Unter
den vielen interessanten Lösungen konnte man VDI, Verwaltung und den Evergreen Backup/Disaster
Recovery (DR) auf der Softwareseite als beliebteste Themen ausmachen. Im Storage-Umfeld standen oft
DR-Lösungen, Site Recovery Manager und Deduplikation im Mittelpunkt. Das Thema Security, bisher im
virtuellen Umfeld recht stiefmütterlich behandelt, erzielt nun langsam, aber sicher mehr
Beachtung.
Als Fazit kann man die VMWorld Europe 2008 als vollen Erfolg bezeichnen. Die Teilnehmer waren
offenbar sehr zufrieden mit dieser europäischen Virtualisierungsmesse.